Schild vor Bar mit 2G-Regeln
  • 2G-Regeln, teure Tests: Ungeimpfte fühlen sich zunehmend unter Druck gesetzt, viele reagieren trotzig
  • Foto: (c) dpa

Hamburger Studie: Ungeimpfte fühlen sich unter Druck gesetzt – und reagieren trotzig

Ein Großteil der Ungeimpften fühlt sich durch Politik und Gesellschaft unter Druck gesetzt, das ergab eine europaweite repräsentative Befragung der Uni Hamburg. Jeder dritte Ungeimpfte reagiert mit Trotz und gibt an, sich jetzt erst recht nicht impfen zu lassen. Insgesamt aber erreicht die Impfbereitschaft in Deutschland einen Höchstwert.

„Neben der größten Sorge, dass die Impfung gegen Covid-19 möglicherweise nicht sicher genug ist, fühlen sich zwei von drei Ungeimpften durch Politik und Gesellschaft unter Druck gesetzt“, so Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE. Zu hoher Erwartungsdruck sei damit einer der Hauptgründe für Menschen, sich nicht impfen zu lassen. Das Hamburg Center for Health Economics (HCHE) gehört zur Universität Hamburg

Weitere Ergebnisse der Befragung: Wer zurzeit noch nicht geimpft ist, zeigt sich unbeeindruckt von 2G und kostenpflichtigen Tests: Nur maximal vier Prozent der Ungeimpften erwägen deswegen eine Impfung, bei rund 30 Prozent führt das Anziehen der „Daumenschrauben“ gar zu einer unerwünschten Gegenreaktion: Sie geben an, dass eine Impfung noch unwahrscheinlicher würde.

2G: Mehrheit stimmt aktuellen Maßnahmen zu

Insgesamt stoßen Erleichterungen für Geimpfte und Genesene (2G) bei der Mehrheit der Deutschen auf Zustimmung: 57 Prozent begrüßen, dass beispielsweise Restaurants oder Clubs Ungeimpften den Zutritt verweigern. Ebenso sehen das die Menschen in Großbritannien, Spanien und Italien. Die geringste Zustimmung mit 43 Prozent gibt es in Dänemark.

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Dass am 11. Oktober 2021 Schnelltests in Deutschland kostenpflichtig werden, finden 64 Prozent richtig, 24 Prozent lehnen dies ab. Bis auf Dänemark und Frankreich stößt die Bezahlung auch in den anderen befragten europäischen Ländern mehrheitlich auf Zustimmung.

Impfskepsis zieht sich inzwischen durch alle Bevölkerungsschichten: „Waren zunächst mehr Menschen mit geringer Bildung eher nicht überzeugt davon, sich impfen zu lassen, hat sich das inzwischen angeglichen. Auch sehen wir kaum mehr Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Geblieben ist, dass Menschen, die sich viel über die Pandemie informieren und den Informationen aus der Regierung und den Ministerien vertrauen, impfbereiter sind“, so Schreyögg.

Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE. Jörg Carstensen/dpa
Porträt Jonas Schreyögg
Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE.

Kinder und Jugendliche: Mehr Eltern sind für Impfung

Leichte Zuwächse zeigen sich bei der Impfbereitschaft von Eltern für ihre Kinder und Jugendlichen: Nach 53 Prozent im Juni würden jetzt 60 Prozent der Eltern in Deutschland ihre Kinder impfen lassen. „Überraschend ist, dass der Anstieg bei der Impfbereitschaft nach der STIKO-Empfehlung Mitte August so moderat ausgefallen ist“, erklärt Schreyögg. Insgesamt machen sich 81 Prozent der Befragten in Deutschland einige oder große Sorgen um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Schülerinnen und Schüler. Ähnliche Werte werden in anderen europäischen Ländern erreicht, in Portugal, Spanien und Italien sind die Sorgen mit um die 90 Prozent am größten.

Insgesamt steigt die Impfbereitschaft in Deutschland auf den Höchststand von 82 Prozent (zum Vergleich: im Juli lag der Wert noch bei 73 Prozent). Der Anteil der Nicht-Impfbereiten sinkt gleichzeitig um sechs Prozentpunkte auf 13 Prozent, was der Entwicklung in anderen europäischen Ländern entspricht, mit Spanien und Portugal an der Spitze (jeweils 90 Prozent Impfbereitschaft). Die Zahlen stammen aus der repräsentativen Befragung European COvid Survey (ECOS), die das Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg regelmäßig durchführt. Sie fand vom 7. bis 21. September 2021 in acht europäischen Ländern statt.

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