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  • Vincent Gey (links) und Delf Jürgensen arbeiten in der Kinderkrippe „Nesthäkchen“ in Ottensen.
  • Foto: Florian Quandt

Hamburger Männer als Kita-Erzieher : Vorurteile in einer Frauendomäne

Ottensen –

In deutschen Kitas sind sie heiß begehrt: männliche Erzieher. Weil es einfach viel zu wenige von ihnen gibt. Auch heute noch ist der Erzieher-Beruf eine klassische Frauen-Domäne. Hamburg ist beim Anteil männlicher Erzieher in Kitas im bundesweiten Vergleich allerdings mit 13 Prozent Spitzenreiter. Die MOPO hat zwei von ihnen in der Kinderkrippe „Nesthäkchen“ in Ottensen besucht.

Vincent Gey (31) und Delf Jürgensen (51) arbeiten dort beide als Erzieher. Bei der Ankunft müssen wir uns auf Zehenspitzen durch den Flur ins Büro schleichen — denn gerade machen die Kinder ihren Mittagsschlaf.

Ottensen: In der Kinderkrippe „Nesthäkchen“ arbeiten zwei männliche Erzieher

„Ich habe zuerst eine handwerkliche Ausbildung angefangen“, erzählt der 31-Jährige Gey. „Währenddessen habe ich allerdings bemerkt, dass ich viel lieber etwas Soziales machen möchte. Dann habe ich mich an der Erzieherfachschule in Altona beworben.“ Seit sieben Jahren arbeitet er jetzt in der Kinderkrippe in Ottensen.

Jürgensen ist schon 25 Jahre als Erzieher in Hamburg tätig, 1995 hat er seine Ausbildung dazu abgeschlossen. „Ich habe in einem größeren Kindergarten in Wedel angefangen, dort war ich der einzige Mann mit 14 Kolleginnen“, erinnert er sich. „Dann war ich aber auch in einer ganz kleinen Einrichtung in Eimsbüttel, in der es zwei Erzieher und nur eine Erzieherin gab. Das einzige Mal, dass ich es erlebt habe, dass wir Männer in der Überzahl waren.“

Männliche Erzieher: „Vorurteile kann man niemals ausmerzen“

In der Kita „Nesthäkchen“ arbeiten derzeit drei Erzieherinnen und zwei Erzieher sowie mehrere freie Kräfte. Die 28 Kinder zwischen ein und drei Jahren sind in zwei Gruppen aufgeteilt. In Zeiten von Corona dürfen sich die Eltern möglichst nur im Eingangsbereich aufhalten nicht mehr als zwei Elternteile gleichzeitig ihre Kinder abholen.

Vorurteile gegenüber männlichen Erziehern werde man wohl nie richtig ausmerzen können, meint Gey. Die werde es leider immer geben. Schon der physische Kontakt von männlichen Erziehern mit Kindern wird oft sehr kritisch betrachtet. Der Vorwurf, sich durch den Beruf den Zugang zu Kindern zu verschaffen, steht leicht im Raum.

Vorbehalte gegenüber männlichen Erziehern: Altona sehr offener Stadtteil

Unter diesen Generalverdacht seien die beiden laut eigener Aussage aber zum Glück noch nie persönlich geraten. „Hier in Altona gibt es einen sehr hohen Männeranteil unter den Erziehern“, so Gey, der 31-Jährige lebt auch in diesem Stadtteil. „Und wir haben innerhalb der Kita ein sehr gutes Standing.“

 Jürgensen stimmt ihm zu. Mit den Eltern in der Krippe verstehe man sich ausnahmslos gut. „Ich bin so ein Typ, der immer transparent macht, wie ich mit den Kindern arbeite“, sagt er.

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Wenn die Eltern neu mit ihren Kindern hier ankämen, gebe es zwar schon manchmal Vorbehalte — diese können man allerdings sehr schnell ausräumen. „In der zwei- bis vierwöchigen Eingewöhnungsphase sehen die Eltern genau, wie wir mit den Kindern arbeiten“, so Jürgensen.

Ottensen: „Erzieher kann man nicht durch Computer ersetzen“

Auch er hat vor seiner Erzieher-Laufbahn eine handwerkliche Ausbildung absolviert, durch die Prüfung sei er damals aber nur mit Ach und Krach gekommen. „Das liegt einfach daran, dass ich zwei linke Hände habe“, sagt er mit einem Lachen. Er lacht gerne und viel, der Beruf macht dem Hamburger aus Groß-Flottbek auch nach 25 Jahren immer noch Spaß. „Erzieher ist ein Beruf, der niemals durch Computer ersetzt werden kann“, ist er sich sicher. „Es ist eine sinnvolle Arbeit und man kann sehr schnell Ergebnisse bei den Kindern beobachten.“

Krippe in Ottensen: Nachfrage nach Plätzen ist unglaublich hoch

Vom Büro aus gehen wir ein paar Räume weiter ins Atelier, in dem auf hölzernen Regalen die Mal- und Bastelsachen verstaut werden. An den Fensterscheiben prangen bunte Kinder-Händeabdrücke, an den Pinnwänden hängen mehrere selbstgemalte Kunstwerke. „Es sind auf jeden Fall viel mehr Krippenkinder als noch vor zehn Jahren“, meint Jürgensen. „Die Gruppen sind ständig voll und die Kinder kommen auch wirklich täglich zu uns.“ Dadurch sei der Beruf insgesamt anstrengender geworden. 

Sein 31-jähriger Kollege kann das nur bestätigen. „Die Nachfrage nach einem Krippenplatz ist unglaublich hoch.“ Bis Ende 2021 sind in der Krippe „Nesthäkchen“ schon sämtliche Plätze vergeben.

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