x
x
x
Wie kann ein Leben auch ohne eigenes Auto klappen? In Lokstedt probieren es jetzt elf Haushalte aus. (Symbolbild)
  • Wie kann ein Leben auch ohne eigenes Auto klappen? In Lokstedt probieren es jetzt elf Haushalte aus. (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Hamburger Haushalte probieren’s aus: Wie klappt ein autofreies Leben?

Immer mehr Hamburger besitzen ein eigenes Auto – obwohl die Stadt die Mobiliätswende vorantreiben möchte. Die Universität Hamburg untersucht jetzt in Lokstedt, was die Gründe dafür sind und stellt sich der Frage: Wie lässt sich ein Leben auch ohne privaten Pkw gestalten?

Dafür haben sich elf Haushalte freiwillig dazu bereit erklärt, für drei Monate komplett auf das eigene Auto zu verzichten. Ort des Projekts mit dem Titel „Autofreie Monate“ ist der Stadtteil Lokstedt im Bezirk Eimsbüttel. Das war keine zufällige Entscheidung. Zum einen ist der Versuch Teil des Forschungsprojekts „Klimafreundliches Lokstedt“, das durch das Bundesforschungsministerium gefördert wird.

Lokstedt: Elf Haushalte verzichten auf ihr eigenes Auto

Aber nicht nur das: „Lokstedt ist ein sehr typischer Stadtteil bezogen auf Gesamtdeutschland“, sagt Fabian Zimmer im Gespräch mit der MOPO. Der 30-Jährige gehört zum vierköpfigen Team der Universität Hamburg, die den Versuch wissenschaftlich begleiten. „Hier gibt es sowohl Einfamilienhäuser als auch Mehrfamilienhäuser und insgesamt eine sehr bunte Mischung. Deshalb glauben wir, dass die dortigen Ergebnisse gut übertragbar sind.“ Wichtig sei ebenfalls, dass es sich nicht um einen rein innerstädtischen Stadtteil handele. „Denn innerhalb der City ist ein autofreies Leben viel einfacher möglich“, so Zimmer.

Das könnte Sie auch interessieren: Ich hielt mich an alle Verkehrsregeln – und wurde bedrängt und bepöbelt

Die teilnehmenden elf Haushalte sollen dabei ein breites Spektrum abdecken, darunter auch sehr starke Autonutzer: „Wir haben jüngere Personen, die noch studieren oder in der Ausbildung sind, Familien mit Kindern, Paare ohne Kinder, Berufstätige, Nicht-Berufstätige und auch Senioren“, sagt der 30-Jährige von der Fakultät Wissenschafts- und Sozialwissenschaften der Uni Hamburg.

Teilnehmende sollen ein breites Spektrum abbilden

Anfang August ging es dann los: Das Auto – falls eins vorhanden – bleibt seitdem stehen, dafür bekamen die Teilnehmer ein individuelles Mobilitätsbudget zur Verfügung gestellt. „Je nach dem wie viel diejenigen im Alltag unterwegs sind“, so Zimmer. Das Budget kann dann für den ÖPNV, E-Bikes, Car-Sharing, Lastenrad oder E-Scooter genutzt werden. Unterstützt wird das Reallabor von verschiedenen Verkehrsdienstleistern.

Zwei der drei Monate sind inzwischen um – lassen sich erste Tendenzen erkennen? „Viele stellen ihr bisheriges Mobilitätsverhalten im Alltag auf den Prüfstand und es zeigt sich, dass viele Autowege gut ersetzt werden können“, sagt Zimmer. „Es geht nicht darum, nie wieder Auto zu fahren sondern sich zu fragen, ob ein eigenes Auto wirklich notwendig ist.“

Tendenzen: „Viele Autowege können gut ersetzt werden“

Viele der Teilnehmer hätten das Auto vorher vor allem zum Transport von größeren Einkäufen oder wegen familiärer Verpflichtungen genutzt – oder eine Kombination aus beidem. „Es zeigt sich, dass dafür entweder Car-Sharing ausreicht oder diejenigen kaufen zum Beispiel öfter, aber in kleineren Mengen ein.“ Trotzdem würden auf keinen Fall alle Autowege mit Car-Sharing ersetzt. „Viele reduzieren eher die Autowege und nutzen dann mal das Fahrrad“, sagt Zimmer.

Das könnte Sie auch interessieren: „Straße der Zukunft“: Hamburger Verkehrsader wird komplett umgebaut

Projektpartner sind sowohl das Bezirksamt Eimsbüttel als auch das Bürgerhaus Lokstedt, die mithilfe der Ergebnisse Veränderungen vor Ort anstoßen wollen. Bis Ende Oktober noch verzichten die Teilnehmer auf ihr eigenes Auto. Dazwischen gibt es immer wieder Gruppendiskussionen und Interviews. Danach geht es dann in die wissenschaftliche Auswertung. Vor dem neuen Jahr sollen allerdings noch keine finalen Ergebnisse publiziert werden.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp