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Ein Feuerwehrmann überprüft mit einer Wärmebildkamera im Zentrum für Brandforschung (ZeBra) der Technischen Universität Braunschweig während eines Forschungsprojektes eine brennende Holzfassade
  • Ein Feuerwehrmann überprüft mit einer Wärmebildkamera im Zentrum für Brandforschung (ZeBra) der Technischen Universität Braunschweig während eines Forschungsprojektes eine brennende Holzfassade.
  • Foto: dpa | Julian Stratenschulte

Was war da los? Großbrand in Braunschweig, Hamburger Feuerwehr übernimmt das Löschen

Großbrand an einer mehrstöckigen Holzfassade in Braunschweig – das Löschen übernimmt jedoch die Feuerwehr Hamburg. Das Ganze ist nämlich nur eine Übung: Möglich macht das eine neue Forschungsanlage, mit der auf den Klimawandel und die Energiewende reagiert werden soll.

Meterhohe Flammen schlagen aus der mehrstöckigen Holzfassade. Funken fliegen, die Luft wird immer schlechter, dichter schwarzer Qualm verbreitet sich in der Halle im Braunschweiger Nordosten. Die Hamburger Feuerwehr hat bei diesem Forschungsversuch aber alles im Griff und das spektakuläre Szenario selbst verursacht. Feuerwehrleute und Wissenschaftler wollen mit der Übung zur Brandsicherheit in den Städten der Zukunft forschen.

Brandsicherheit in den Städten der Zukunft: Übung in Braunschweig

„Wir untersuchen die Brandausbreitung an einer Fassade mit einer Holzbekleidung und einer Außenwand aus brennbaren Dämmstoffen“, sagt Jochen Zehfuß von der Technischen Uni Braunschweig. Das Besondere sei, dass es sich um nachwachsende Dämmstoffe handele, mit denen es heutzutage im Regelfall noch gar nicht zulässig sei, zu bauen, sagt der Leiter des neuen Zentrums für Brandforschung (Zebra). „Es geht darum, wie breitet sich so ein Brand aus und wie kann man so einen Brand auch löschen?“

Jochen Zehfuß, Professor für Brandschutz am Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz, steht im Zentrum für Brandforschung (ZeBra) der Technischen Universität Braunschweig dpa | Julian Stratenschulte
Jochen Zehfuß, Professor für Brandschutz am Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz, steht im Zentrum für Brandforschung (ZeBra) der Technischen Universität Braunschweig
Jochen Zehfuß, Professor für Brandschutz am Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz, steht im Zentrum für Brandforschung (ZeBra) der Technischen Universität Braunschweig

Von außen ist das Feuer schnell gelöscht. „Aber innerhalb der Wandkonstruktion ist der Brand eben schwer zu löschen“, sagt Professor Zehfuß. Also führe die Feuerwehr auch von innen einen Angriff, um auch dort die Flammen einzudämmen. Die Forscher erhoffen sich Erkenntnisse für die Brandbekämpfung in solchen Fällen und zur Frage: „Wie kann man zukünftig bauen unter Verwendung von Dämmstoffen aus nachwachsen Rohstoffen?“

Es ist der erste Großversuch im neuen Forschungszentrum in Braunschweig, wo der Umgang mit nachhaltigen Bauweisen und Produkten der Energiewende erlernt werden soll. Die Feuerwehr Hamburg hat ihn schon vor einigen Tagen absolviert, auch um passende, spektakuläre Bilder für die feierliche Eröffnung vorzuproduzieren. Am Donnerstag fiel der offizielle, feierliche Startschuss für die Wissenschaft in dem 25 Millionen Euro teuren Forschungsbau der Technischen Uni.

Europaweit einmalige Forschungsinfrastruktur in Braunschweig

Die Baukosten haben der Bund und das Land Niedersachsen je zur Hälfte getragen, wie die Uni mitteilt. Entstanden sei eine europaweit einmalige Forschungsinfrastruktur, die einzigartige Experimentiermöglichkeiten etwa für Prognosen für Brandverläufe biete. Die gewonnenen Daten sollen in Risikoanalysen und Sicherheitskonzepte einfließen. Das Zentrum sei elementar für die brandsichere Entwicklung innovativer Produkte in der Energie- und Mobilitätswende, sagt Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD).

„Wir gehen davon aus, dass sich das Bauen und die Stadt verändern“, sagt Projektleiter Alexander Wellisch von der Feuerwehr Hamburg. Derzeit gebe es noch vorwiegend steinerne Städte und die Feuerwehren wüssten, was bei Bränden zu tun sei. Ein Auslöser für die Forschung sei aber auch ein Brand in Hamburg im Jahr 2017 gewesen, bei dem das Gebäude mit ähnlicher Bauart abgerissen werden musste.

Feuerwehrkräfte löschen im Zentrum für Brandforschung (ZeBra) der Technischen Universität Braunschweig während eines Forschungsprojektes eine brennende Holzfassade. dpa | Julian Stratenschulte
Feuerwehrkräfte löschen im Zentrum für Brandforschung (ZeBra) der Technischen Universität Braunschweig während eines Forschungsprojektes eine brennende Holzfassade.
Feuerwehrkräfte löschen im Zentrum für Brandforschung (ZeBra) der Technischen Universität Braunschweig während eines Forschungsprojektes eine brennende Holzfassade.

Wie bleiben Städte in Zukunft brandsicher, wenn nachhaltige Bauweisen und neue Produkte der Energiewende verstärkt umgesetzt werden? Um Antworten darauf zu finden, ist in Braunschweig nach Angaben der Uni eine europaweit einmalige Forschungsinfrastruktur entstanden, die einzigartige Experimentiermöglichkeiten etwa für Prognosen für Brandverläufe bietet. Die gewonnenen Daten sollen in Risikoanalysen und Sicherheitskonzepte einfließen.

„Sichtbares Holz ist vom Grundsatz her sehr gut zu löschen, auch mit wenig Wasser“, sagt Feuerwehrmann Wellisch aus Hamburg während des Versuchs. „Die Tücke beginnt, wenn der Brand in die Konstruktion eindringt und unentdeckt bleibt“, beschreibt er eine zentrale Herausforderung der Übung. Wenn Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wegen der Nachhaltigkeit verwendet werden, ist ihm zufolge mit schwer erkennbaren Bränden innerhalb von Konstruktion zu rechnen.

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Werden solche Brände nicht gefunden, könne das schwerwiegende Folgen auch für Menschen haben, warnt Wellisch. Nach seinen Worten findet etwa in Hamburg der urbane Holzbau großen Zuspruch und ganze Quartiere werden in Holzbauweisen geplant. Darauf wolle sich die Feuerwehr vorbereiten und auch die Grenzen ihrer Einsatzmöglichkeiten erforschen. In Braunschweig gibt es nun Gelegenheit dazu.

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