Der 30-Jährige Angeklagte sitzt vor Beginn des Prozesses wegen Totschlags im Gerichtssaal.
  • Der Mann, der seine kleine Tochter in Hamburg zu Tode geschüttelt haben soll, will bald vor dem Landgericht eine Aussage machen.
  • Foto: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Hamburger (30) soll Tochter zu Tode geschüttelt haben

Mitte Mai wird ein Baby in ein Hamburger Krankenhaus gebracht – angeblich verletzt bei einem Unfall. Die Ärzte können das zwölf Wochen alte Kind nicht retten, es starb an einem Schütteltrauma-Syndrom. Die Rechtsmediziner finden Hinweise auf ein Gewaltverbrechen. Der Vater muss sich nun wegen Totschlags vor dem Hamburger Landgericht verantworten.

Der Angeklagte ist groß und kräftig, trägt die dunklen Haare ganz kurz. Selbst sagte er zu der Tat zum Auftakt der Verhandlung nichts. Sein Anwalt kündigte aber an, sein Mandant werde eine Aussage machen, wahrscheinlich schon am nächsten Prozesstag. Weil der Angeklagte, der in Untersuchungshaft sitzt, in Quarantäne war, sei es bislang nicht möglich gewesen, diese vorzubereiten.

Baby zu Tode geschüttelt? Angeklagter Vater schweigt

Im Gericht wurde ein Notruf vom Tattag abgespielt, bei dem der Vater von einem angeblichen Unfall berichtete. „Ich bin hingeflogen mit dem Kind“, sagte er damals mit gefasster, ruhiger Stimme am Telefon. „Der Kopf ist blau.“ Noch atme das Kind.

Anschließend wurde die 31 Jahre alte Mutter des Mädchens im Gerichtssaal als Zeugin gehört – dafür wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Bei einer früheren Vernehmung hatte die gelernte Altenpflegerin ausgesagt, sie sei an diesem Nachmittag einkaufen gewesen. „Cola, drei Tafeln Schokolade und Babynahrung“, wurde ein Protokoll nach Betrachtung des Kassenzettels verlesen.

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Das Verletzungsbild sei laut Rechtsmedizinern nicht mit den früheren Angaben des Vaters vereinbar, sagte der Gerichtssprecher. Auch müsse der Kopf mit Gewalt gegen etwas geschlagen worden sein. „Der Säugling erlitt eine Schädelfraktur, schwere Hirnblutungen und Einblutungen in die Netzhäute“, heißt es in der Anklage.

Der angeklagte Deutsche lebte laut Gericht mit Mutter und Tochter zusammen in Hamburg-Wandsbek. Das Mädchen sei das einzige Kind des Paares gewesen. Die Mutter tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Der Vater ist nicht vorbestraft, war zum Zeitpunkt der Tat ohne Arbeit. Das Gericht hat insgesamt 14 Prozesstage anberaumt, der nächste ist am 8. Dezember.

Hamburg: Kindesmisshandlungen sorgen für Entsetzen

In den vergangenen Jahren hatten mehrfach schwere Kindesmisshandlungen für Entsetzen in Hamburg gesorgt. Nach dem Tod der dreijährigen Yagmur Ende 2012 hatte sich ein Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft ausführlich mit dem Fall und den Präventionsmöglichkeiten der Jugendämter befasst. Dennoch wurden weitere Kinder schwer misshandelt. Ende 2015 schüttelte ein junger Stiefvater das Baby Tayler zu Tode.

Ende 2018 wurde ein 41-jähriger Vater zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, weil er seine einjährige Tochter so schwer misshandelt hatte, dass sie schwere bleibende Schäden erlitt. Ebenfalls Ende 2018 drückte ein junger Vater sein schreiendes Baby so stark, dass es lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Im September 2019 verurteilte das Amtsgericht Altona den damals 19-Jährigen zu einer Bewährungsstrafe.

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