NDR räumt Fehler im Umgang mit Julia Ruhs ein
Der Fall Julia Ruhs treibt den NDR weiter um. Von einem „Sturm aus Hass, Drohungen und Verleumdungen“ berichtet eine Rundfunkrätin. Nicht nur deshalb will der Senderchef die Debattenkultur verbessern.
Der neue NDR-Intendant Hendrik Lünenborg will aus dem Wirbel um den umstrittenen Fall Julia Ruhs Konsequenzen ziehen. Zugleich räumte er in einer Rundfunkratssitzung ein, dass „Fehler“ im Umgang mit der von Ruhs moderierten Sendung „Klar“ das Vertrauen in die Arbeit des Norddeutschen Rundfunks „sehr stark belastet“ hätten. „Das hätte so, wie es passiert ist, nicht passieren dürfen. Wir müssen aus den Fehlern lernen.“
NDR: Neuer Intendant will Debattenkultur verbessern
Als Konsequenz kündigte Lünenborg an, die interne Debattenkultur im Sender verbessern zu wollen. Diese sei im Moment nicht in allerbestem Zustand. Er habe daher die Organisationsentwicklung des NDR gebeten, einen Prozess aufzusetzen, um die Debattenkultur im Haus nachhaltig zu verbessern. Mit Blick auf die hitzige Debatte rund um die Sendung „Klar“ sagte er: „Wir müssen den Streit vor allem intern führen, damit wir im Programm vorankommen.“

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Zudem will Lünenborg sicherstellen, dass im NDR verschiedene Perspektiven aufgezeigt werden und zu Wort kommen. Auch dafür habe er einen Prozess angestoßen. Eine Erweiterung der Perspektivenvielfalt sei die zentrale Aufgabe für den NDR in den kommenden Jahren. „Davon bin ich absolut überzeugt.“ Der NDR müsse kritischen Journalismus liefern – „und der verläuft nach meinem Verständnis nicht in den Kategorien links oder rechts“, sagte Lünenborg. Das Programm des NDR müsse in seiner Gesamtheit ausgewogen sein, betonte er.
Beim Rundfunkrat kam viel Protest an
Der Vorsitzende des NDR Rundfunkrates, Nico Fickinger, berichtete, dass bis Freitag 205 Zuschriften das Gremium zum Format „Klar“ erreicht hätten. Mehrfach sei etwa die Forderung laut geworden, der Rundfunkrat solle als Aufsichtsgremium seiner Aufgabe gerecht werden.
Anschließend wurde in einer ernsthaften Sitzung über die Sendung debattiert. Eine Rundfunkrätin berichtete von einem „Sturm aus Hass, Drohungen und Verleumdungen“, nachdem sie sich intern kritisch zu der umstrittenen Sendung geäußert hatte. Der zuständige Redaktionsleiter wiederum sprach von weinenden Teammitgliedern nach harscher Kritik an dem Format.
Was macht der Rundfunkrat?
Der Rundfunkrat ist beim NDR für die Überwachung der Programmarbeit zuständig. Das Gremium setzt sich aus ehrenamtlichen Vertretern etwa aus Verbänden, Politik, Gesellschaft und Sport zusammen. Diese sollen quasi die Breite der Gesellschaft repräsentieren.
Der NDR hatte vor rund einer Woche mitgeteilt, dass Ruhs das Format „Klar“ nicht mehr beim NDR moderieren wird, sondern nur noch beim Bayerischen Rundfunk. In der Sendung wurden kontroverse Themen aufgegriffen. Politiker vor allem von Union und AfD hatten scharf kritisiert, dass der NDR die Zusammenarbeit mit Ruhs beendet hat. Programmdirektor Frank Beckmann räumte ein, die politische Wirkung nicht richtig eingeschätzt zu haben.
Die NDR-Nachfolge von Julia Ruhs steht fest
Bereits die „Klar“-Auftaktsendung zum Thema Migration hatte für Aufmerksamkeit gesorgt – Ruhs berichtete darin unter anderem über Gewalt im Zusammenhang mit Einwanderung. Die Journalistin hat auch eine Kolumne bei „Focus Online“ und wird oft als neue konservative Stimme beschrieben.
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Die Moderation der „Klar“-Sendungen beim NDR soll die frühere Chefredakteurin von „Bild“ und der RTL-Zentralredaktion, Tanit Koch übernehmen. Sie soll nicht nur moderieren, sondern auch redaktionell mitarbeiten. (dpa/mp)
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