Ein Mann pinkelt gegen eine Hauswand.
  • Wildpinkeln ist nicht nur in der Großstadt Hamburg ein Problem.
  • Foto: picture alliance/dpa | Felix Kästle

Hamburg kämpft gegen Wildpinkler: Reicht die Offensive des Senats?

Die Hansestadt soll mehr öffentliche Toiletten bekommen – so die Ankündigung der Stadt zu Beginn des Jahres. Unter anderem auf der Reeperbahn, dem Domplatz und in Planten un Blomen fehlt es an barrierefreien stillen Örtchen. Wie steht es um die Toiletten-Offensive?

Am 15. Februar 2022 hat der Hamburger Senat verkündet, Geld in den Bau von öffentlichen Toilettenanlagen zu investieren – satte 8,52 Millionen Euro.

Anlass dafür war vor allem das veränderte Freizeitverhalten von Hamburger:innen während der Corona-Pandemie. Statt in Cafés und Restaurants strömten sie in öffentliche Grünanlagen, wo die Ansteckungsgefahr wegen der frischen Luft und des leicht einzuhaltenden Abstandes geringer ist.

Hamburg: Mehr öffentliche Toiletten geplant

Das Problem: Es gibt dort nicht genügend stille Örtchen, an denen man sich erleichtern kann. Insbesondere Männer schlagen sich deshalb in die Büsche oder urinieren ganz ungeniert an die nächste Hauswand. Das kann das teuer werden: Wildpinkeln ist eine Ordnungswidrigkeit, für die es in Hamburg ein Bußgeld zwischen 55 und 1000 Euro geben kann.

Außerdem leidet auch das Stadtbild darunter: Es entstehen Schmuddelecken, die gerade im Sommer einen beißenden Geruch verströmen. Das ärgert auch die Anwohnenden – in der Rosenhofstraße (Sternschanze) organisierte sie deshalb bereits einen wütenden Plakat-Protest.

Viele Abwohnende fühlen sich von Wildpinklern gestört – wie hier in der Rosenhofstraße im Schanzenviertel. (Archivbild) picture alliance/dpa | Axel Heimken
Anwohner der Rosenhofstraße im Hamburger Schanzenviertel haben an einer Hausfront ein Protestbanner gegen Wildpinkler aufgehängt.
Viele Anwohnende fühlen sich von Wildpinklern gestört – wie hier in der Rosenhofstraße im Schanzenviertel. (Archivbild)

Zuständig für den Bau und Betrieb der öffentlichen Toiletten ist die Stadtreinigung. Die hat vom Senat 7,35 Millionen Euro zugesagt bekommen, um im Auftrag der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft zahlreiche neue WC-Anlagen zu errichten. Erklärtes Ziel war es, die Pläne bis Ende 2022 umzusetzen. Doch wie ist der aktuelle Stand?

Stille Örtchen sind in Planung – Domplatz geht leer aus

Aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion geht hervor, dass erste Toiletten bereits eingerichtet werden: Seit dem 23. August gibt es ein stilles Örtchen auf dem Alma-Wartenberg-Platz (Ottensen), in den kommenden Wochen auf der Reeperbahn (St. Pauli) und dem Hansaplatz (St. Georg). Auch die Komplettsanierung der WC-Anlagen am Neugrabener Markt und dem S-Bahnhof Neugraben stehe in den Startlöchern. Im Herbst solle auch die Erneuerung der Toilette „Tropengarten“ in Planten un Blomen erfolgen.

Der Domplatz in der Hamburger Innenstadt geht dagegen vorerst leer aus. Sein Umfeld soll im Rahmen der Innenstadtentwicklung überplant werden – vorher werden dort keine neuen Toiletten installiert. Wegen des Krieges in der Ukraine kommt es nach Angaben des Senats außerdem immer wieder zu Lieferengpässen, an die sich die Stadtreinigung bei der Umsetzung der Toiletten-Pläne anpassen muss.

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Der CDU-Abgeordnete André Trepoll bedauert das. „Der eingeleitete Ausbau ist ein Schritt in die richtige Richtung, greift aber zu kurz“, sagt er auf Nachfrage der MOPO. Anders als der Senat ist er der Meinung, dass es auch im Alstervorland, am Elbstrand und am Winterhuder Kai kein ausreichendes Toiletten-Angebot gibt: „Gerade im Sommer halten sich dort Hunderte von Menschen auf, die regelmäßig vergeblich nach einer nahegelegenen Toilette suchen und auf die Büsche ausweichen. Das ist auch für die Anwohner ein absolut inakzeptabler Zustand!“

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