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Die Karte vom MIB zeigt, wie der Reise-Zeit-Index in Hamburg liegt mit dem Jungfernstieg als Startpunkt.
  • Die Karte vom MIB zeigt, wie der Reise-Zeit-Index in Hamburg liegt mit dem Jungfernstieg als Startpunkt.
  • Foto: Mobility Institute Berlin

Diese Karte zeigt, ob Sie mit Auto oder HVV schneller sind

Öffis oder Auto? Stehen in Hamburg beide Verkehrsmöglichkeiten zur Auswahl, fällt die Wahl manchmal schwer. Ein neu entwickelter Reisezeitindex zeigt jetzt: Mit dem Pkw ist man in Hamburg immer noch deutlich schneller am Ziel als mit öffentlichen Verkehrsmitteln – trotz angestrebter Mobilitätswende.

Entwickelt wurde der Index vom „Mobility Institute Berlin“ (mib), der die durchschnittlichen Reisezeiten von öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Auto vergleicht. Das Institut hat dazu die Reisezeiten für alle Routen innerhalb einer Stadt untersucht. Die Ergebnisse sprechen für sich: Trotz häufiger Staus, Baustellen und gesperrten Straßen sind Autofahrer viel schneller am Ziel.

Hamburg: Mit dem Pkw doppelt so schnell durch die Stadt

Bei einem Indexwert von 1 sind ÖPNV und Auto genau gleich schnell. Ein Wert von 2 bedeutet wiederum, dass eine Strecke mit dem ÖPNV doppelt so lange dauert wie mit dem Pkw.

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Besonders bitter wird es für Hamburg: Im Ranking belegt die Hansestadt bei elf untersuchten Großstädten den traurigen letzten Platz mit einem Index-Wert von 2,24. Das bedeutet, dass ÖPNV-Nutzer mehr als doppelt so lange unterwegs sind wie Autofahrer.

Hamburg liegt im Vergleich mit zehn anderen Großstädten gemessen am Reise-Zeit-Index auf dem letzten Platz. Mobility Institute Berlin
Hamburg liegt im Vergleich mit zehn anderen Großstädten gemessen am Reise-Zeit-Index auf dem letzten Platz.
Hamburg liegt im Vergleich mit zehn anderen Großstädten gemessen am Reisezeitindex auf dem letzten Platz.

Ranking vom mib: Hamburg auf dem letzten Platz

Berechnet wurde die Reisezeit jeweils für eine Abfahrt an einem Werktag um 8 Uhr. Für den Autoverkehr hat das mib Daten aus Navigationssystemen genutzt, dem gegenüber die schnellste ÖPNV-Verbindung gestellt wurde. Auf die Auto-Fahrzeit kamen dann fünf Minuten für Parkplatzsuche drauf, beim ÖPNV wurde der Weg zur Haltestelle mit einberechnet.

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Deutlich wird das Hamburger Problem am Beispiel Jungfernstieg: Von dort aus kann der ÖPNV laut den Untersuchungen nur bei Orten direkt entlang der Schienen mit dem Auto mithalten. Ziele ohne U- und S-Bahn Anschluss sind mit dem Auto deutlich schneller zu erreichen. Im Süden liegt der Index vom Jungfernstieg aus an vielen Punkten bei über 2,5.

Die Karte vom MIB zeigt, wie der Reise-Zeit-Index in Hamburg liegt mit dem Jungfernstieg als Startpunkt. Mobility Institute Berlin
Die Karte vom MIB zeigt, wie der Reise-Zeit-Index in Hamburg liegt mit dem Jungfernstieg als Startpunkt.
Ausgangspunkt Jungfernstieg: Nur auf den wenigen grünen Flecken liegt das Reisezeitverhältnis bei unter 1,5. Die meisten Orte liegen zwischen 1,5 und 2,5 – also Öffis dauern doppelt so lange. Bei den roten Flecken liegt das Verhältnis sogar bei über 2,5 – also weit mehr als doppelt so lange wie mit dem Auto.

Woher kommt das? „Der Hauptgrund für das vergleichsweise schlechte Hamburger Ranking ist, dass das Schienennetz noch nicht so gut ausgebaut ist wie in anderen Städten“, sagt Torben Greve, Gründer und Geschäftsführer des mib der MOPO. „Nur circa 40 Prozent der Menschen wohnen im Einzugsgebiet von zehn Minuten zu einer Haltestelle. In München sind es mehr als 70 Prozent.“

Letzter Platz: Warum ist ÖPNV in Hamburg so langsam?

Außerdem habe das Busnetz in Teilen Lücken. „Oft müssen die Fahrgäste deshalb einen riesigen Umweg durch die Stadt fahren, anstatt außen herum“, so Greve. Die A1, A7 und die Ringe böten im Gegensatz dazu hochleistungsfähige Straßen für Autos. „Man steht zwar im Stau, aber eben nicht zu der jeder Tages- und Nachtzeit.“ Greve hat aber auch viele lobende Worte für Hamburg übrig. „Das ÖPNV-Problem wurde erkannt und es soll gegengesteuert werden“, sagt er. „Es ist nur wichtig, dass man das trotz Corona-Fahrgasteinbrüchen durchhält.“

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Nachfrage beim HVV. „Die Bevölkerungsdichte in Hamburg ist vergleichsweise niedrig. Aus diesem eigentlich positivem Umstand ergibt sich, dass vor allem in Randbereichen die Erschließung mit dem ÖPNV schwieriger ist“, erklärt Sprecher Rainer Vohl. Gleichwohl habe der HVV in den vergangenen Jahren das Angebot massiv ausgebaut. „Die aktuelle Angebotsoffensive vom Dezember 2020 mit mehr als 200 Verbesserungen war zum Zeitpunkt der Untersuchung noch nicht umgesetzt“, so Vohl. Er ist sich sicher, dass sich Hamburg durch den Netzausbau verbessern wird.

ÖPNV Offensive: Was soll sich ändern in Hamburg?

Für Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) ist der aktuelle Reisezeitnachteil derweil ein sehr gutes Argument für Investitionen in die Mobilitätswende. „Das packen wir auf breiter Front an“, sagt er der MOPO. Als Beispiele nennt Tjarks die geplanten Linien S4 und U5, Expressbusse und die 36 neue Bahnhöfe in den kommenden 20 Jahren. Für die meisten Projekte gilt allerdings: Es braucht noch etwas Zeit.

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