Obwohl Transporte stagnieren: Hapag-Lloyd meldet Milliarden-Gewinn
Hapag-Lloyd hat im ersten Halbjahr 2022 prächtig verdient und blickt erfreut in die Zukunft: Bis Jahresende werden bis zu 18,3 Milliarden Euro Gewinn erwartet. Dank einer Sonderregelung zahlt die größte deutsche Reederei darauf kaum Steuern.
Hapag-Lloyd hatte bereits Ende Juli vorläufige Zahlen vorgelegt und in diesem Zuge auch die Prognose für 2022 angehoben. So soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern in diesem Jahr 16,3 bis 18,3 Milliarden Euro erreichen. Das wäre noch einmal deutlich mehr als die 9,4 Milliarden aus dem Jahr 2021.
Von dem Geldregen hat der Staat fast gar nichts. Grund ist die „Tonnage-Steuer“, eine Spezialregelung für Reedereien, nach der die Unternehmen einen Pauschalbetrag je nach Größe eines Schiffes zahlen, während der Gewinn, den das Schiff einfährt, steuerfrei bleibt. Beispiel: Auf die 9,4 Milliarden Gewinn aus dem vergangenen Jahr zahlte Hapag Lloyd 60 Millionen Euro Steuern, also weniger als ein Prozent.
Gute Neuigkeiten ist der Gewinn aber für die Stadt Hamburg, die an Hapag-Lloyd beteiligt ist, und für den Logistikunternehmer und Milliardär Klaus-Michael Kühne. Denn er ist über die Kühle Holding mit rund 30 Prozent an der Reederei beteiligt. Am Donnerstag hat er sogar in Aussicht gestellt, 120 Millionen Euro in den HSV zu investieren – allerdings nur unter zahlreichen Bedingungen.
Engpässe in Häfen führen zu langen Transportzeiten
In den Monaten Januar bis Juni nahm Hapag Lloyd trotz einer praktisch stagnierenden Transportmenge deutlich mehr ein als ein Jahr zuvor. Die Engpässe in den Häfen führen zu überdurchschnittlich langen Umlaufzeiten bei Schiffen und Containern – jeder Container bringt der Redeerei also mehr Geld ein. Der Umsatz verdoppelte sich dadurch nahezu auf knapp 17 Milliarden Euro. „Wir haben von deutlich besseren Frachtraten profitiert und blicken insgesamt auf einen außergewöhnlich starken Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr. Gleichzeitig erhöht ein starker Anstieg in allen Kostenkategorien den Druck auf unsere Stückkosten“, fasste Chef Rolf Habben Jansen das erste Halbjahr zusammen.
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Unterm Strich blieb bei der Reederei im ersten Halbjahr mit rund 8,6 Milliarden Euro dennoch gut dreimal so viel Gewinn wie ein Jahr zuvor. Für die Zukunft erwartet der Hapag-Lloyd-Chef einen Rückgang der Transportpreise. „Wir sehen derzeit in einigen Fahrtgebieten erste Anzeichen dafür, dass die kurzfristigen Raten im Markt nachgeben“, so Habben Jansen bei der Vorlage des Halbjahresberichts in Hamburg. (dpa/mp)