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Die Visualisierung zeigt den Siegerentwurf des neuen Dokumentationszentrums.
  • Die Visualisierung zeigt den Siegerentwurf des neuen Dokumentationszentrums.
  • Foto: Boltshauser Architekten

Hamburg bekommt eine neue Holocaust-Gedenkstätte

Von hier aus ging es in den Tod: Mehr als 8000 Juden, Sinti und Roma wurden zwischen 1940 und 1945 vom Hannoverschen Bahnhof auf dem Großen Grasbrook (heute HafenCity) in die Ghettos und Konzentrationslager der Nazis in Osteuropa deportiert. Jetzt wird an dieser Stelle ein Dokumentationszentrum entstehen. Am Freitag wurde bekannt gemacht, wie es einmal aussehen wird.

Schon jetzt ist der Lohsepark in der HafenCity auch ein Gedenkort. Namenstafeln erinnern an die Ermordeten. Eine Fuge erinnert an die historischen Gleisverläufe. In Sichtweite dazu wird nun an der Ericusbrücke bis 2026 das Dokumentationszentrum gebaut.

Schweizer Architekturbüro gewinnt Wettbewerb

Der Entwurf des Architekturbüros Boltshauser Architekten AG aus der Schweiz sieht ein zweigeschossiges Gebäude aus hellem Stein mit rund 1000 Quadratmetern Fläche vor. Im Inneren soll es eine Ausstellungsfläche für die von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte erarbeitete Dokumentation der Ereignisse geben sowie Seminar- und Arbeitsräume.

„Mit diesem starken Entwurf für das Dokumentationszentrum an prominenter Stelle im Lohsepark wird der Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof endlich vollendet“, erklärte Kultursenator Carsten Brosda bei der Bekanntgabe der Jury-Entscheidung zum Architekturwettbewerb. „Hier werden Besucherinnen und Besucher ausführliche Informationen über das Deportationsgeschehen und über die Schicksale der Menschen in den aus Hamburg angefahrenen Konzentrations- und Vernichtungslagern erfahren.“

Ausstellung beschäftigt sich mit dem Verhalten der Hamburger während der Deportationen

Der Leiter der Hamburger Stiftung Gedenkstätten und Lernorte, Oliver von Wrochem, erklärte, inhaltlich gehe es in der Ausstellung in einem ersten Teil um das Kaiserreich, die Weimarer Republik und die Anfänge des Nationalsozialismus als die Vorgeschichte der Deportationen. Im zweiten Teil gehe es um die Transporte der Menschen aus Hamburg und Norddeutschland nach Osteuropa. Dabei soll es auch um das Verhalten der Hamburger Bevölkerung und ihre Spielräume zwischen Hilfe für die Verfolgten und Denunziation gehen. Der dritte Teil der Ausstellung behandelt dann die Zeit nach 1945.

Auch wenn es noch drei Jahre dauert, bis die Ausstellung eröffnet, mache man sich schon jetzt Gedanken über die pädagogische Nutzung des Zentrums, damit vor allem auch jüngere Generationen für die Thematik Verfolgung, Ausgrenzung, Vernichtung und die Lehren daraus für die Zukunft erreicht werden, so Von Wrochem. Dafür würden auch Webseiten und Apps entwickelt.

Hamburger Unternehmer stiftet Gebäude für Dokumentationszentrum

Die Gesamtkosten des Projekts lassen sich noch nicht beziffern. Die Stadt Hamburg stellt für den Innenausbau und das Personal 7,7 Millionen Euro zur Verfügung, der Bund übernimmt 1,3 Millionen.

Das Dokumentationszentrum ist das Ergebnis eines 2021 angestoßenen Mediationsprozesses, der sich aus dem Konflikt um einen ursprünglich im Erdgeschoss eines Gebäudes an der nahegelegenen Straße Steinschanze als geplanten Standort ergab. Als damals bekannt wurde, dass die oberen sechs Etagen an das Gas- und Öl-Unternehmen Wintershall DEA vermietet wurden, hatten mehrere Verfolgtenverbände dagegen Einwände erhoben, da die Vorgängerunternehmen von Wintershall DEA von der nationalsozialistischen Machtübernahme und der Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg profitierten.

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Das Gebäude an der Ericusbrücke wird nun von dem Hamburger Unternehmer Harm Müller-Spreer gestiftet. Ein Projektteam der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte kümmert sich um die Realisierung der Ausstellung.

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