Lohsepark: (Letzte) Lebenszeichen deportierter Hamburger Juden
„Denke an unsere gegenseitigen Versprechen beim Abschied. Guckst Du jeden Abend zu den Sternen hinauf und denkst an mich? Das habe ich bis jetzt jeden Abend getan gegen neun Uhr. Ich bin in Gedanken immer bei Dir und das bleibt.“ Das schrieb Henriette Arndt am 5. Dezember 1941 aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) an ihre Freundin Lotti in Hamburg. Es ist eine ihrer letzten Postkarten, bevor die SS sie im Mai 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordete. Die Freundinnen haben sich nie wiedergesehen.
„Denke an unsere gegenseitigen Versprechen beim Abschied. Guckst Du jeden Abend zu den Sternen hinauf und denkst an mich? Das habe ich bis jetzt jeden Abend getan gegen neun Uhr. Ich bin in Gedanken immer bei Dir und das bleibt.“
Das schrieb Henriette Arndt am 5. Dezember 1941 aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) an ihre Freundin Lotti in Hamburg. Es ist eine ihrer letzten Postkarten, bevor die SS sie im Mai 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordete. Die Freundinnen haben sich nie wiedergesehen.

Mehr als 8000 Juden, Roma und Sinti aus Hamburg starben in Konzentrationslagern und Ghettos
Henriette Arndt ist eine von mehr als 8000 Menschen aus Hamburg – Juden, Sinti und Roma – die zwischen 1940 und 1945 deportiert und später in Ghettos, Konzentrations- oder Vernichtungslagern ermordet wurden. Für die meisten von ihnen begann der Transport am ehemaligen Hannoverschen Bahnhof in Hamburg.
- Carlebach-Institut Am 25. Oktober 1941 deportiert die Gestapo den 22-jährigen Walter Lichtheim gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Tante ins Ghetto Litzmannstadt. Dort muss er Zwangsarbeit in einer Schlosserei leisten. Seine Mutter und seine Tante werden im Herbst 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet. Walter ist fortan allein. Darüber schreibt er in seiner Karte an Onkel Harry Goldstein. Es ist seine letzte Nachricht. Drei Wochen wird Walter Lichtheim von der SS ebenfalls in Kulmhof ermordet.
Am 25. Oktober 1941 deportiert die Gestapo den 22-jährigen Walter Lichtheim gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Tante ins Ghetto Litzmannstadt. Dort muss er Zwangsarbeit in einer Schlosserei leisten. Seine Mutter und seine Tante werden im Herbst 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet. Walter ist fortan allein. Darüber schreibt er in seiner Karte an Onkel Harry Goldstein. Es ist seine letzte Nachricht. Drei Wochen wird Walter Lichtheim von der SS ebenfalls in Kulmhof ermordet. - IGdJ Dr. Marie Jonas war Ärztin und lebte viele Jahre mit ihrer Familie in Hamburg-Eppendorf. Nach der NS-Machtübernahme durfte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Sie arbeitete deshalb als Krankenpflegerin und unterrichtete an der Israelitischen Töchterschule, die ihr Mann Alberto Jonas leitete. Das Paar hatte eine Tochter: Esther, die als Einzige den Nazi-Terror überlebte. Am 19. Juli 1942 wurde die Familie durch die Hamburger Gestapo vom Hannoverschen Bahnhof in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Alberto Jonas verstarb nur wenige Wochen nach der Ankunft an den Folgen von Zwangsarbeit. Im Herbst 1944 verschleppte die SS Marie Jonas weiter nach Auschwitz-Birkenau, wo sie umkam.
Dr. Marie Jonas war Ärztin und lebte viele Jahre mit ihrer Familie in Hamburg-Eppendorf. Nach der NS-Machtübernahme durfte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Sie arbeitete deshalb als Krankenpflegerin und unterrichtete an der Israelitischen Töchterschule, die ihr Mann Alberto Jonas leitete. Das Paar hatte eine Tochter: Esther, die als Einzige den Nazi-Terror überlebte. Am 19. Juli 1942 wurde die Familie durch die Hamburger Gestapo vom Hannoverschen Bahnhof in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Alberto Jonas verstarb nur wenige Wochen nach der Ankunft an den Folgen von Zwangsarbeit. Im Herbst 1944 verschleppte die SS Marie Jonas weiter nach Auschwitz-Birkenau, wo sie umkam. - Yad Vashem Henriette Arndt arbeitete viele Jahre in Hamburg als Lehrerin. Zuletzt war sie an der ehemaligen Talmud-Tora-Schule tätig. Henriette war Single. Ihre Lebenssituation in Hamburg wurde unter der zunehmenden Verfolgung immer schwieriger. Am 25. Oktober 1941 wurde die 49-Jährige ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. SS-Angehörige ermordeten Henriette Arndt im Mai 1942 im Vernichtungslager Kulmhof.
Henriette Arndt arbeitete viele Jahre in Hamburg als Lehrerin. Zuletzt war sie an der ehemaligen Talmud-Tora-Schule tätig. Henriette war Single. Ihre Lebenssituation in Hamburg wurde unter der zunehmenden Verfolgung immer schwieriger. Am 25. Oktober 1941 wurde die 49-Jährige ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. SS-Angehörige ermordeten Henriette Arndt im Mai 1942 im Vernichtungslager Kulmhof. - Gedenkstätte Hannoverscher Bahnhof Bela Mansfeldt war Einzelkind. Sie war vier Jahre alt als die Hamburger Gestapo sie am 19. Juli 1942 gemeinsam mit ihrer Mutter Lotte und ihrer Großmutter Jenny Posner zum Hannoverschen Bahnhof brachte. Von dort wurden sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach dem Tod ihrer Mutter und Großmutter lebte Bela Mansfeldt in einem Waisenhaus im Ghetto. Dort schrieb sie mit Unterstützung von Mitgefangenen Postkarten an Mitglieder der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Am 23. Oktober 1944 wurde sie mit weiteren Kindern nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort ermordet.
Bela Mansfeldt war Einzelkind. Sie war vier Jahre alt als die Hamburger Gestapo sie am 19. Juli 1942 gemeinsam mit ihrer Mutter Lotte und ihrer Großmutter Jenny Posner zum Hannoverschen Bahnhof brachte. Von dort wurden sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach dem Tod ihrer Mutter und Großmutter lebte Bela Mansfeldt in einem Waisenhaus im Ghetto. Dort schrieb sie mit Unterstützung von Mitgefangenen Postkarten an Mitglieder der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Am 23. Oktober 1944 wurde sie mit weiteren Kindern nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort ermordet. - Yad Vashem Die 34-jährige Thea Heymann war gelernte Bürokauffrau. Viele Jahre arbeitete sie als Sekretärin für die Jüdische Gemeinde in Hamburg. Am 23. Juni 1943 deportierte die Hamburger Gestapo Thea Heymann in das Ghetto Theresienstadt. Von dort schrieb sie Postkarten, wie diese an Siegfried Katz. Darin erkundigte sie sich auch nach ihren Eltern. Bereits 1941 waren diese vom Hannoverschen Bahnhof in das Ghetto Minsk verschleppt und später ermordet worden. Thea Heymann wurde von der SS weiter nach Auschwitz-Birkenau verschleppt, wo sie ermordet wurde.
Die 34-jährige Thea Heymann war gelernte Bürokauffrau. Viele Jahre arbeitete sie als Sekretärin für die Jüdische Gemeinde in Hamburg. Am 23. Juni 1943 deportierte die Hamburger Gestapo Thea Heymann in das Ghetto Theresienstadt. Von dort schrieb sie Postkarten, wie diese an Siegfried Katz. Darin erkundigte sie sich auch nach ihren Eltern. Bereits 1941 waren diese vom Hannoverschen Bahnhof in das Ghetto Minsk verschleppt und später ermordet worden. Thea Heymann wurde von der SS weiter nach Auschwitz-Birkenau verschleppt, wo sie ermordet wurde.
Dort, wo sich heute der Lohsepark befindet, sind noch bis Ende August einige der (letzten) Lebenszeichen von Deportierten im Freien installiert. Sie hängen an Bäumen und sind an Parkbänken befestigt: Faksimiles von Postkarten aus Ghettos und Konzentrationslagern, die uns heute Einblicke in die Gefühlswelt der Verschleppten geben. Der Besucher erfährt von Hoffnungen, Ängsten, Sorgen, liest, wie groß die Sehnsucht nach befreundeten und verwandten Menschen war, wie groß die Einsamkeit.
Ausstellung im Lohsepark zeigt (letzte) Lebenszeichen der Deportierten
Etwa eintausend Postkarten von deportierten Hamburgern sind erhalten geblieben. Im Staatsarchiv Hamburg befinden sich mehr als 350 davon – einige davon sind nie zugestellt worden, beispielsweise, weil die Empfänger selbst schon deportiert waren.

Nur die wenigsten Verschleppten hatten überhaupt die Erlaubnis zu schreiben. In den Ghettos Minsk und Riga etwa war jeglicher Postverkehr verboten. Es herrschte Kontaktsperre. Dagegen war in den Ghettos Theresienstadt und Litzmannstadt das Schreiben gestattet – allerdings gab es strenge Zensurvorschriften, denn die Außenwelt sollte von den wahren Zuständen in den Lagern nichts erfahren. Schrieb ein Gefangener zu viele Details, wurde die Karte nicht abgeschickt und blieb in der Poststelle des Ghettos zurück.
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Allein aus dem Ghetto Litzmannstadt befinden sich deshalb heute im Archiv der polnischen Stadt Lodz mehr als 200 für Hamburg bestimmte Karten, die nie bei den Adressaten ankamen – darunter auch die eingangs zitierte Karte von Henriette Arndt.
Die Postkarten der Deportierten sind erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich
Die Ausstellung der (letzten) Lebenszeichen ist der Beginn einer Reihe von öffentlichen Präsentationen, die das Ausstellungsteam der Gedenkstätte Hannoverscher Bahnhof vorbereitet hat. „Bis zur Eröffnung des geplanten Dokumentationszentrums im Jahr 2026“, so Dr. Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, „sollen zahlreiche temporäre Projekte das lange vergessene Deportationsgeschehen im Bewusstsein der Hamburger Stadtgesellschaft verankern. Damit tritt das zuletzt durch politische Auseinandersetzungen gekennzeichnete Projekt in ein neues zukunftsweisendes Stadium.“

Die Ausstellung der (letzten) Lebenszeichen ist – so eine Besucherin vor ein paar Tagen – „beeindruckend und bedrückend zugleich“. Sehenswert ist sie allemal: Die Karten, die gezeigt werden, sind nie zuvor der Öffentlichkeit zugänglich gewesen.