Zwei Baby-Feldhasen
  • Hasenbabys sind nicht schutzlos, sie warten den ganzen Tag still in einer flachen Kuhle. Ihre Mütter säugen die Kleinen nur morgens und abends bei Dämmerung.
  • Foto: Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V.

Hände weg vom kleinen Mümmelmann: Hasenbabys nicht immer in Not!

Häufig liegen im Frühjahr scheinbar verlassene, kleine Häschen in flachen Kuhlen auf Hamburgs Grünflächen. Aber Vorsicht, sie sind nicht schutzlos – und auch nicht verwaist. Gefahr droht den süßen Fellknäulen vor allem durch übereifrige Menschen, die die jungen Tiere ihren Müttern entreißen und sie ins Tierheim „verschleppen“. Dabei brauchen nur verletzte Tiere Rettung – und auch nur von Profis.

In Ochsenwerder entdeckte vor kurzem ein Mann beim Gassigehen mit seinen Hunden zwei kleine Hasenbabys geduckt auf einem Feld. Sie waren unverletzt und drückten sich scheu in eine Kuhle – für Hasenkinder ein normales Verhalten, das ihr Überleben sichert. Denn: Das Muttertier verlässt seine Jungen kurz nach der Geburt, um keine gefährlichen Beutegreifer wie Füchse oder Hunde anzulocken. Die Häsin bleibt aber meist in der Nähe ihres Nachwuchses. Hasenbabys warten stundenlang still in einer Sasse, wie man die flachen Kuhlen nennt, bis die Mütter bei Dämmerung am Morgen und am Abend zum Säugen kommenAnders als junge Kaninchen brauchen Hasen keinen Bau, denn sie sind vollständig entwickelt, wenn sie auf die Welt kommen. Für ihre Feinde sind sie fast unsichtbar und geruchlos.

Für Wildtierbabys in der Natur gilt: nur gucken, nicht anfassen!

All das wusste der Hundehalter auf der Wiese in Ochsenwerder offenbar nicht. In der Vermutung, die Tiere seien in Not, brachte er die beiden Feldhäschen zum Hamburger Tierschutzverein (HTV) in die Süderstraße (Hamm). Streng genommen handelt es sich dabei sogar um Wilderei. Dennoch habe sich der Hundehalter geweigert, die Tierchen zurückzubringen, da die private Wiese weiterhin für Hunde genutzt werden solle.

„Der überwiegende Teil aufgefundener Junghasen benötigt keine menschliche Hilfe“, erläutert HTV-Sprecher Sven Fraaß. In diesem Falle wäre es durchaus möglich gewesen, die beiden Tierchen auch noch am Folgetag vorsichtig unweit des Fundortes abzulegen, damit ihre Mutter sie wiederfinden kann. Prinzipiell sollen junge Wildtiere nicht mit bloßen Händen angefasst werden, weil viele Muttertiere nervös auf menschlichen Geruch reagieren. Deshalb kann man, um den eigenen Geruch etwas abzumildern, die Häschen ganz vorsichtig mit etwas Gras oder Erde einreiben.

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Gefährdet sind nur verletzte Tiere, „allerdings sollten sich gerade bei Hasen keinesfalls Laien daran versuchen, das empfindliche Jungtier zu päppeln oder ein augenscheinlich krankes Tier behalten“, betont Sven Fraaß. Im Tierheim Süderstraße kümmert sich ein ausgebildetes Team um verwaiste Wildtiere. Die jungen Häschen werden dort artgemäß auf ihre Auswilderung vorbereitet und haben genug Platz, um Hakenschlagen zu trainieren, ohne sich die Beine zu brechen. Trotz des professionellen Einsatzes überlebt im Tierheim jeder dritte Junghase nicht. Deshalb gilt: Hände weg vom kleinen Mümmelmann. (got)

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