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Gesundheitsämter rüsten auf: Corona: So kämpft Hamburg gegen die Ausbreitung

Das Coronavirus bahnt sich wieder seinen Weg durch Hamburg. Eine längere Zeit waren die Neuinfektionen niedrig – das Virus kaum noch präsent. Doch das hat sich geändert. Die Zahlen steigen wieder, das liegt unter anderem an den vielen Reiserückkehrern. Um trotzdem die Kontrolle zu behalten, haben die Gesundheitsämter in der Hansestadt stark aufgerüstet. 

60 neue Corona-Infektionen wurde am Montag in Hamburg festgestellt. Am Vortag waren es 52. Die Zeit, wo es am Tag keine oder nur einige wenige neue Infektionen gab, ist erstmal vorbei. Es könnte der Vorbote für eine zweite Welle sein – auch weil die Temperaturen sinken und die Menschen sich wieder vermehrt in Innenräumen aufhalten.

Hamburg: Menschen immer sorgloser mit Corona-Regeln 

Eine Befragung des Hamburger Center for Health Economics (HCHE) ergab zudem, dass die Menschen immer sorgloser mit den Präventionsmaßnahmen umgehen. Demnach sagten 45 Prozent gegenüber dem HCHE der Universität Hamburg aus, dass sie Abstandsregeln beachten. Nur noch 39 Prozent halten sich laut der Umfrage an die empfohlene Handhygiene. Auch Umarmungen, Küsse und Händeschütteln zur Begrüßung seien wieder auf dem Vormarsch, teilte die Uni Hamburg am Montag mit. Nur noch 58 Prozent hätten angegeben, dies zu vermeiden. Im April seien es noch 77 Prozent gewesen. Das könnten alles Gründe für die steigenden Infektionen, auch in Hamburg, sein. Die Gesundheitsämter in Hamburg haben daher auf die aktuelle Situation reagiert und personell stark aufgerüstet. 

Hamburg: 260 Vollzeitstellen für Kontaktverfolgung

Allein für die Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten stehen aktuell 260 Vollzeitstellen zur Verfügung, die tatsächliche Zahl der Mitarbeiter sei noch höher, sagte ein Sprecher der Sozialbehörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Etwa die Hälfte von ihnen sind kurzfristig angeworbene oder zu diesem Zweck zeitweise versetzte Kräfte.“ Zusätzliche 50 Kräfte erledigten Aufgaben im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, die neben der Kontaktnachverfolgung anfielen.

Corona in Hamburg: 27 Stellen von Bundeswehr besetzt

Dazu kommen noch Beschäftigte des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, die die Gesundheitsämter verstärkt hatten und zum Teil noch verstärken. Normalerweise gehören Qualitätsprüfungen in Pflegeeinrichtungen zu den Aufgaben des medizinischen Dienstes. Außerdem seien durch das Robert Koch-Institut (RKI) angeworbene „Containment-Scouts“ zur Unterstützung mit eingesetzt. Und die um Amtshilfe gebetene Bundeswehr besetze 27 Stellen im zivilen Bereich in den Gesundheitsämtern unter anderem in der Kontaktnachverfolgung.

Corona in Hamburg: 1500 Menschen aktuell in Quarantäne 

Insgesamt sind in Hamburg aktuell rund 1500 Menschen aufgrund behördlicher Anordnung als Kontaktpersonen in Quarantäne – die Anzahl der Personen, die sich häuslich isolieren, dürfte dem Sprecher der Sozialbehörde zufolge „insgesamt noch höher sein“. Denn die Quarantäne nach Rückreisen sei hier nicht mitgezählt.

„Bei Reiserückkehrern aus Risikogebieten werden Kontrollen als Stichproben durchgeführt“, sagte der Behördensprecher. In den ersten drei Septemberwochen seien insgesamt fast 5000 Reiserückkehrer kontaktiert worden. „Dafür unterstützen uns Einsatzkräfte der Bundeswehr in Amtshilfe.“

Hamburg: Gesundheitsämter wurden verstärkt

Zur Verstärkung der Gesundheitsämter, wenn zusätzliche Aufgaben anstehen, stehen weitere Reservekräfte bereit – Verwaltungskräfte beispielsweise, die üblicherweise andere Aufgaben wahrnehmen. „123 städtische und 23 externe Beschäftigte sind schon konkret eingeplant, um im Bedarfsfall hier eingesetzt zu werden“, sagte der Sprecher.
Die Aufstockungen in den Gesundheitsämtern sind erheblich. 

Denn normalerweise arbeiten im Gesundheitsamt Mitte rund 130 Mitarbeiter oder in Wandsbek 120 Mitarbeiter. Sie müssen vielfältige Aufgaben abdecken – als Schulärzte beispielsweise, für die Hygiene-Inspektion, zur Beratung werdender Mütter und Kontrolle der U-Untersuchung und vieles mehr.

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„Die Stadt sucht weiter Personen für Tätigkeiten in den Gesundheitsämtern“, so der Sprecher. Er verwies auf den von Bund und Ländern beschlossenen „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“. In den Ländern sollen bundesweit bis Ende 2022 mindestens 5000 neue Stellen geschaffen werden. Der Bund stellt in den nächsten sechs Jahren vier Milliarden Euro für Personal, Digitalisierung und moderne Strukturen zur Verfügung. (maw/dpa)

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