Messerattacke am Hamburger Hauptbahnhof: Lydia S. vor Gericht
Im Mai stach eine Frau am Hamburger Hauptbahnhof wahllos auf Reisende ein. 15 Menschen wurden dabei verletzt. Jetzt beginnt das Sicherungsverfahren gegen Lydia S. Der 39-Jährigen droht die dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft ihr versuchten Totschlag in 21 Fällen vor und beantragte ein Sicherungsverfahren. Die Frau soll am 23. Mai gegen 18 Uhr im Bereich der Fernbahngleise 13 und 14 mit einem Gemüsemesser wahllos und im Zustand der Schuldunfähigkeit auf Menschen eingestochen haben. Zu diesem Zeitpunkt war der Bahnsteig voller Reisender und Passanten.
Lydia S. soll am Hauptbahnhof um sich gestochen haben
Sechs Personen konnten den Angriffen ausweichen, 15 weitere wurden zum Teil erheblich durch Schnitte und Stiche verletzt, weshalb Lydia S. auch wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt ist. Drei Frauen im Alter von 24, 52 und 85 Jahren und ein 24 Jahre alter Mann erlitten durch die Messerattacke lebensgefährliche Verletzungen. Insgesamt wurden 18 Menschen in Krankenhäuser eingeliefert, die sich teilweise auch durch Stürze verletzten oder einen Schock erlitten. Die Verdächtige, die zur Tatzeit ohne festen Wohnsitz war, ließ sich nach der Tat widerstandslos festnehmen.
Lydia S. war bereits vor der Tat polizeibekannt. Im Februar soll sie auf einem Spielplatz am Hamburger Flughafen gegenüber einem Kind gewalttätig geworden sein. Laut Staatsanwaltschaft hatte sie ein sechsjähriges Mädchen an den Schultern festgehalten, geschüttelt und mit der flachen Hand auf den Oberarm geschlagen. Ein von der Polizei hinzugezogener Amtsarzt hatte daraufhin die Unterbringung der 39-Jährigen in einer psychiatrischen Klinik angeordnet.
Dort war es später zu einem weiteren Vorfall gekommen: Anfang März habe eine Mitpatientin die 39-Jährige angezeigt, weil diese ihr einen Tritt gegen den Oberschenkel versetzt haben soll, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Lydia S. soll versucht haben, ihren Vater zu töten
Einen Tag vor der Tat am Hauptbahnhof soll sich die Beschuldigte erneut am Flughafen aufgehalten haben. Dort sei sie einem Rettungsdienstmitarbeiter aufgrund von Verletzungsspuren im Gesicht aufgefallen. Dieser habe dann die Polizei informiert.

Gegenüber den Beamten habe Lydia S. angegeben, während eines Klinikaufenthalts von einem Pfleger verletzt worden zu sein. Da sie keine Strafanzeige stellen wollte und angab, noch am selben Tag nach Paris zu fliegen, habe man sie gehen lassen, sagte die Sprecherin.
Wie später bekannt wurde, soll Lydia S. bereits im Januar 2025 in Schleswig-Holstein versucht haben, ihren Vater mit einer Schere zu töten. Nur weil die Mutter eingriff, überlebte der Mann. Der damals 69-Jährige erlitt dennoch mehrere Stichverletzungen an der Schulter und am Oberarm.
Frau nach Messerattacke am Hauptbahnhof vor Gericht
Laut Gutachten leidet die 39-Jährige, die gebürtig aus Niedersachsen kommt, an einer mit Realitätsverkennung einhergehenden paranoiden Schizophrenie. Experten gehen davon aus, dass sie während der Taten schuldunfähig war und offenbar nicht wusste, was sie tat. Direkt nach der Tat ordnete ein Haftrichter die Unterbringung in einer Klinik an.
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Ab dem 18. November wird vor dem Hamburger Landgericht verhandelt. Die Hauptverhandlung soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt werden. Ziel des Verfahrens ist es, sie dauerhaft in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen.
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