Zweistöckiges Bürogebäude

Das einstige Kreiswehrersatzamt in der Sophienterrasse ist seit 2015 eine Flüchtlingsunterkunft. Foto: Florian Quandt

Flüchtlingskinder im Stich gelassen? Massive Kritik nach Aus für Sophienterrasse

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Die Flüchtlingsunterkunft in der Sophienterrasse in Harvestehude wird geschlossen, weil einige Anwohner sich gegen eine Verlängerung der Nutzung stark gemacht hatten. Jetzt ziehen zu den Sommerferien die letzten Familien aus. Die Linke kritisiert, wie die Familien mit Kindern auf andere Einrichtungen umverteilt wurden.

Zehn Jahre lang gab es die Unterkunft an der Sophienterrasse in Harvestehude, in der unter den 180 Bewohnern auch viele Familien mit Kindern sind. Für sie ist die Schließung besonders problematisch, da die Jungen und Mädchen bei einer Umverteilung womöglich die Schule wechseln müssten und das Umfeld verlieren würden. Daher hatte die Sozialbehörde zugesagt, sie bemühe sich, diese Familien möglichst nah am bisherigen Wohnsitz unterzubringen. Was beim Standort Harvestehude nicht einfach ist.

Sophienterrasse: Geflüchtete mit Kindern ziehen aus

Die Linke kritisiert nun, dass das nicht gelungen ist. „Die neu zugewiesenen Unterkünfte liegen keineswegs so nah, wie ursprünglich versprochen“, sagt die fluchtpolitische Sprecherin der Partei, Carola Ensslen. Es gebe ihres Wissens Familien, die ganz nach Rothenburgsort und Bahrenfeld umziehen müssen. Besonders hart treffe es eine Familie mit mehreren schulpflichtigen Kindern, die ins „Niemandsland nach Billbrook verlegt werden sollen.“

Eine Anfrage der Linken an den Senat ergibt, dass die meisten Geflüchteten ohne Familie bereits aus der Unterkunft ausgezogen sind. Nur für Familien mit Kindern – insgesamt 97 Personen, davon 54 Kinder – hatte die Sozialbehörde eingeräumt, dass sie bis zum Ende des Schuljahres bleiben dürfen, um nicht noch in den letzten Monaten in eine andere Schule wechseln zu müssen.

Linke: Familien müssen weit weg in Unterkünfte ziehen

Einige Familien sind trotzdem bereits vorher in andere Unterkünfte umgezogen. Eine reguläre privat vermietete Wohnung haben aus der Unterkunft nur zwei alleinstehende Personen und eine Person mit Kind gefunden. Für alle anderen Familien wurden laut Senatsantwort bereits Unterkünfte reserviert, in die sie nun bis Ende Juli umziehen.

Bei einer Entscheidung über eine Zuweisung in eine Unterkunft werden laut Behörde Bedarfe wie der für eine barrierefreie Wohnung berücksichtigt, außerdem auch der Arbeitsort, medizinische Bedarfe und auch die Familiengröße. Damit die Familie zusammenbleiben kann, muss eine ausreichend große Wohnunterkunft frei sein.

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Den Umzug erledigt ein Transportunternehmen, um einen möglichen Schulwechsel sollen die Eltern sich laut Sozialbehörde möglichst selbst kümmern. Unterstützung gebe es von den betreuenden Teams in den Unterkünften und den Schulen. Ensslen kommentiert: „In den Antworten wird verklausuliert eingeräumt, dass die Familien keine Unterstützung beim Schul- und Kita-Wechsel erhalten. Der Senat ruht sich auf dem großen ehrenamtlichen Engagement für die Bewohner:innen der Sophienterrasse aus.“ 

Abrissgenehmigung liegt noch nicht vor

Und was wird aus dem Gebäude? Nach den letzten Verlegungen wird die Unterkunft leergeräumt, Unterlagen werden archiviert sowie Möbel und andere Gegenstände abtransportiert. Anschließend ist die Rückgabe an den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) vorgesehen.

Derzeit wird laut Senatsantwort an der Finalisierung einer Machbarkeitsstudie für Wohnungsneubau gearbeitet. Auf Basis der Machbarkeitsstudie wird angestrebt, bis voraussichtlich Herbst eine Bauvoranfrage beim Bezirksamt Eimsbüttel zu stellen. Bei positivem Bauvorbescheid würden sich entsprechende Grundstücksverhandlungen anschließen. Eine Abrissgenehmigung liegt noch nicht vor.

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