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  • 30 Gramm Chips? Kaum jemand hält sich an die Portionsangaben auf Lebensmitteln.
  • Foto: IMAGO / bonn-sequenz

Fett, Salz, Zucker: Hamburg kämpft gegen die Täuschung der Verbraucher

Ein halbes Schokocroissant, drei Viertel eines Schokoriegels oder etwas mehr als die Hälfte einer Gummi-Schlange? Genau das dürfte man essen, wenn man sich an eine Portion mit den dazu ausgewiesenen Kalorien der Hersteller halten würde. Völlig irreführend, finden Hamburg und Brandenburg und fordern Änderungen.

Hamburg und Brandenburg machen sich jetzt für realistische Portionsangaben der Hersteller auf Lebensmittelverpackungen stark. Das geht aus einer gemeinsamen Beschlussvorlage für die am Mittwoch beginnende Verbraucherschutzministerkonferenz hervor. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, auf EU-Ebene mehr gegen irreführende Angaben zu unternehmen. „Die Lebensmittelindustrie rechnet in vielen Fällen den Gehalt von Salz, Zucker und Fett mit unrealistischen Mini-Portionsgrößen schön“, sagte Hamburgs Justiz- und Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) auf Nachfrage.

Hamburg setzt sich für realistische Portionsangaben auf Lebensmitteln ein

So sieht es auch ihre Brandenburger Kollegin Ursula Nonnemacher: „Wenn Hersteller durch kleinste Portionsangaben ihre Produkte gesund rechnen, ist das bewusste Verbrauchertäuschung. Mengengaben, gerade bei losen Lebensmitteln wie Müsli oder Chips, müssen lebensnah sein, transparent und leicht verständlich.“

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Diese Irreführung zeigt sich in einer Studie der Verbraucherschutzzentrale Hamburg aus dem Jahr 2017: Die durchschnittlichen Portionsgrößen der Studienteilnehmer waren mehr als doppelt so groß, als die Angaben auf den Verpackungen. Statt der Verpackungsangabe von 40 Gramm Müsli pro Portion, füllten die Teilnehmer durchschnittlich 81 Gramm in die Schalen. Bei Chips waren es statt 30 Gramm 63. Hinzu kommt, dass viele der Befragten keine Vorstellung davon haben, wie groß die angegebenen Portionen tatsächlich sind.

Auch in Hamburg: Die meisten essen mehr als die Portionsangaben vorgeben

„Die wenigsten essen nur 25 Gramm Cornflakes zum Frühstück, aus einer großen Chipstüte nur eine Handvoll Chips, drei Viertel eines Schokoriegels oder trinken aus einer kleinen Limoflasche nur die Hälfte“, so Gallina. Solche Angaben seien völlig unrealistisch. „Informierte Kaufentscheidungen werden damit verhindert.“

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Das muss sich nach Ansicht der Grünen-Politikerinnen dringend ändern. „Denn die meist zu klein angegebenen Portionen suggerieren den Verbraucherinnen und Verbrauchern geringere Zucker- und Fettwerte, als sie dann tatsächlich zu sich nehmen“, sagte Gallina.

Auch die vorgeschriebenen Angaben pro 100 Gramm oder 100 Milliliter seien so abstrakt, dass eine klare Orientierung manchmal nur schwer möglich sei. „Wir machen uns deshalb für die Angabe realistischer Portionsgrößen stark.“

Hamburg fordert Bund auf: Irreführung muss ein Ende haben 

Der Bund soll aufgefordert werden, im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie Produktgruppen zu ermitteln, bei denen ein erhöhtes Risiko für Missbrauch und Irreführung mit Blick auf unrealistische Portionsgrößen besteht. „Bei diesen Lebensmitteln müssen dann realistische Portionsgrößen ermittelt und verbindlich vorgegeben werden“, sagte Gallina. (sr/dpa)

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