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„Mitarbeiter gesucht!“ steht auf einem Schild
  • Foto: imago/Müller-Stauffenberg

Fachkräftemangel: Bricht jetzt Hamburgs Infrastruktur zusammen?

Mitarbeiter verzweifelt gesucht: Der Fachkräftemangel nimmt auch in Norddeutschland immer stärkere Ausmaße an. Die Bertelsmann Stiftung hat Millionen von Stellenanzeigen analysiert, in welchen Berufsfeldern die Not am größten ist – und wo die Chancen auf einen neuen Job am besten stehen.

In Norddeutschland ist die Lage je nach Bundesland sehr unterschiedlich. Während in Schleswíg-Holstein vor allem nach Verkäuferinnen und Verkäufern, Reinigungskräften und Mitarbeitern in der Lagerlogistik gesucht wird, sind in Hamburg Fachkräfte in der Unternehmensorganisation und -strategie, in der Werbung und im Marketing sowie im Bereich Büro beziehungsweise Sekretariat gefragt.

Sekretärinnen gesucht: Vor allem in Hamburg sind zahlreiche Büro-Jobs offen

Die hohe Hamburger Nachfrage nach Büro- und Sekretariatsfachkräften passt zum bundesweiten Befund der Bertelsmann-Studie, für die 45 Millionen Stellenanzeigen aus den letzten vier Jahren ausgewertet wurden, dass vor allem in Ballungsräumen und größeren Städten diese Arbeitskräfte am häufigsten nachgefragt sind. Auch insgesamt gab es deutschlandweit im Jahr 2022 mit 254.499 die meisten Stellenanzeigen mit diesem Profil. Knapp dahinter liegen die Anzeigen für Helferinnen und Helfer in der Logistik mit 253.487.

„Überrascht haben mich die regionalen Unterschiede“, sagte der Studienautor und Leiter des Jobmonitors Gunvald Herdin. „In Städten und Kreisen haben es 17 unterschiedliche Berufe auf Platz 1 geschafft“. Es brauche daher regionalspezifische Maßnahmen, so Herdin.

Deutschlandweit hingegen beklagt unter anderem die Gastronomie einen ausgeprägten Mangel an Fachkräften. Und selbst unter den derzeit noch in Hotels und Gaststätten Beschäftigten wollten „mehr als ein Drittel“ die Branche verlassen, so die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG. Von den Ergebnissen einer neuen Studie, die Mitte Oktober vorgestellt werden soll, erhofft sich die NGG eine Perspektive zum Umgang mit dem Mangel an Fachkräften.

Ruhestand: Technischer Dienst der Stadt Hamburg verliert in den kommenden Jahren 35 Prozent seiner Mitarbeiter

In Hamburg naht noch auf anderer Ebene eine Lücke heran, die zum Problem für die Infrastruktur im ganzen Stadtgebiet werden könnte: Bis 2029 wird gut ein Drittel (35 Prozent) des Technischen Dienstes der Stadt Hamburg in den Ruhestand gehen. Das sind nach Angaben des Senats rund 1200 Beschäftigte. 

Die Berufsfelder reichen von Architektur über Elektrotechnik bis zu Bauplanung von Verkehrswegen, häufig mit dem Zusatz „komplexe Spezialistentätigkeiten“.

CDU befürchtet herben Know-how-Verlust

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Andreas Grutzeck, der zu dem Thema eine Kleine Senatsanfrage gestellt hatte, macht sich Sorgen, was das für die Realisierung geplanter Investitionen bedeute. In einigen Bereichen liege der Know-how-Verlust bei 70 bis 100 Prozent. Es gehe zum Teil um hoch spezialisierte Tätigkeiten, etwa im Bereich Wasserstraßen und Brückenbau, die für den Erhalt der Infrastruktur extrem relevant seien.

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„Sich hier zurückzulehnen und zu sagen, das beendete Projekt habe ja bestimmte Grundlagen gelegt, auf die man im Alltag der Personalrekrutierung zurückgreifen könne, finde ich erschreckend gelassen und dem zum Teil massiven Fachkräftemangel nicht angemessen“, sagte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der CDU-Fraktion. (mp/dpa) 

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