Dem Gebäude in der Zeughausstraße 42-44 könnte der Abriss drohen.
  • Dem Gebäude in der Hamburger Neustadt könnte der Abriss drohen.
  • Foto: Florian Quandt

Diesem Stück Hamburger Stadtgeschichte droht der Abriss

Es ist ein Schock für die Mieterinnen und Mieter der Zeughausstraße 42-44 in der Neustadt: Ihr Zuhause, vor mehr als 100 Jahren erbaut, könnte komplett abgerissen werden! Erfahren haben sie diese Neuigkeit aber nicht etwa von ihrem Vermieter – sondern aus einer Kleinen Anfrage der Linken.

Neben dem weißen Gebäude an der Zeughausstraße klafft ein riesiges Loch, denn vor etwa anderthalb Jahren ging es bereits dem Nachbarhaus mit der Nummer 46 an den Kragen. Die MOPO berichtete auch damals: Ein Gutachten bescheinigte dem SAGA-Gebäude, dass die „tragende Bausubstanz gravierend beschädigt ist“. Aus Sicht des Bezirks ließ es sich nicht mehr wirtschaftlich sanieren. Dann rollten die Abrissbagger.

Hamburg: Haus in der Zeughausstraße droht der Abriss

Ein ähnliches Schicksal könnte jetzt der Nummer 42-44 drohen. Aus einer Kleinen Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten Heike Sudmann (Die Linke) an den Senat geht hervor, dass es einen „Antrag für den Abbruch des Bestandsgebäudes“ gibt.

„Ich wohne hier schon seit 30 Jahren und bin einfach nur entsetzt darüber“, sagt eine Bewohnerin, die anonym bleiben möchte, im Gespräch mit der MOPO. Besitzer des Gebäudes ist die „HVA Hausverwaltung Alsterufer GmbH Hamburg“. „In den vergangenen Jahren hat die HVA überhaupt nichts mehr renovieren oder sanieren lassen und das Haus einfach sich selbst überlassen“, so die Mieterin. Jetzt soll der Grund für den Abriss erneut baulicher Natur sein.

Nach Anfrage der Linken: Bewohner erfahren von Abriss

„Günstiger Wohnraum wird platt gemacht, Verrottenlassen von Wohnungen wird belohnt mit teuren und rentablen Neubauwohnungen“, kommentiert Heike Sudmann. „Und ganz nebenbei verschwindet ein Stück Stadtgeschichte. Für den Senat sind weder die Bewohner:innen noch die Stadtgeschichte schützenswert.“

Die ersten Gerüchte über einen möglichen Abriss gingen im Haus herum, als immer mehr Mieterinnen und Mieter mit nur begrenzten Mietverträgen einzogen seien. „Da sind wir misstrauisch geworden“, sagt die Bewohnerin. „Aber erfahren haben wir es am Ende nicht durch unseren Vermieter, sondern durch die Anfrage. Damit werden wir vor vollendete Tatsachen gestellt.“

Warum steht das Gebäude nicht unter Denkmalschutz?

Das Etagenwohnhaus mit 27 Wohneinheiten an der Zeughausstraße wurde 1898 nach Entwürfen des Baumeisters Chr. Schark erbaut – warum steht es nicht unter Denkmalschutz? Nachfrage beim Denkmalverein Hamburg. „Das Haus ist im Krieg durch Bombenangriffe stark zerstört und anschließend in Teilen neu aufgebaut worden“, sagt die Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt der MOPO. „Das Denkmalschutzamt kann jedoch nur Gebäude unter Schutz stellen, die noch ausreichend originale Substanz aufweisen.“

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Der Denkmalverein setze sich dringend für einen Erhalt des markanten Eckgebäudes ein, weil es das Stadtbild an dieser Stelle präge. „Das Haus zählt zu den letzten Resten gründerzeitlicher Bebauung in dieser Ecke der Neustadt, außerdem wäre sein Erhalt ökologisch sinnvoll“, so Sassenscheidt.

Drohender Abriss: Antrag laut Bezirk noch nicht genehmigt

Genehmigen muss den Antrag zum Abriss das zuständige Bezirksamt Mitte. Dort heißt es auf MOPO-Nachfrage: „Der vorliegende Abbruchantrag ist noch in Prüfung, also noch nicht beschieden.“ Da es sich nicht um ein denkmalgeschütztes Gebäude handele und keine Erhaltungsverordnung für den Bereich erlassen wurde, stehe es dem Eigentümer frei, das Gebäude weiter zu bewirtschaften oder abzureißen. „Die Gründe für die Entscheidung sind der Verwaltung nicht bekannt“, so Sprecherin Sorina Weiland.

Weiter geht’s also zum Eigentümer, um nach den Gründen zu suchen. Dieser erklärt allerdings gegenüber der MOPO, dass er sich noch nicht zitieren lassen will, da es sich um einen laufenden Prozess handele.

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„Es ist wirklich eine Schande, was da passiert“, so fasst die Bewohnerin in der Zeughausstraße ihre Wut zusammen. Aufgeben wolle man allerdings noch lange nicht und weiterhin versuchen, dieses Stück Stadtgeschichte und damit viele Wohnungen zu erhalten.

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