Polizei- und Feuerwehrkräfte am Einsatzort in Hamburg-Altona.

Polizei- und Feuerwehrkräfte am Einsatzort in Hamburg-Altona. Foto: TV News Kontor

Hamburger griff Lebensgefährtin an: „Er stach so lange zu, bis das Messer brach“

Gefährliche Attacke mit Messer, Kerzenständer und Hammer in Hamburg: Ein Mann hat seine Lebensgefährtin im Wahn schwer verletzt. Er habe geglaubt, seine Freundin habe seine Familie getötet und er müsse sich nun rächen. Das Urteil entsprach der Forderung aller Prozessbeteiligter.

Im Verfolgungswahn hat ein Mann seine Lebensgefährtin mit Messer, Kerzenständer und Hammer attackiert – nun muss er in eine Psychiatrie. Wie die MOPO berichtete, ordnete das Landgericht Hamburg die Unterbringung am Montag an. Bei der Tat habe der psychisch kranke Beschuldigte geglaubt, seine Lebensgefährtin habe seine Familie getötet und er müsse sich vor ihrem Angriff schützen, sagte die Vorsitzende Richterin Jessica Koerner in der Urteilsbegründung. Es handele sich um versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung im Zustand der Schuldunfähigkeit.

Urteil rechtskräftig: Unterbringung in Psychiatrie

Das Urteil ist bereits rechtskräftig, weil die Prozessbeteiligten noch im Gerichtssaal auf Rechtsmittel verzichteten. Der Mann hatte seine 46 Jahre alte Lebensgefährtin im August 2021 auf der Loggia der gemeinsamen Wohnung im Stadtteil Altona angegriffen und schwer verletzt. Das sei für sie völlig überraschend gekommen, hatte die Frau als Zeugin vor Gericht ausgesagt.

Es tue ihm sehr leid, sagte der Beschuldigte im sogenannten letzten Wort nach Angaben einer Übersetzerin. Er liebe die 46-Jährige. „Das ist nur passiert, weil ich nicht hundertprozentig ich selbst war.“

Das könnte Sie auch interessieren: Plochingen: Nach Schuss und Messer-Streit: SEK fahndet nach mehreren Verdächtigen

Laut dem Gericht vorliegenden Unterlagen stammt der Mann aus Guinea-Bissau im Westen Afrikas und hat eigenen Angaben zufolge die portugiesische Staatsangehörigkeit. Verwirrung hatte es zu Prozessbeginn um das Alter des Beschuldigten gegeben. Zuerst hieß es, er sei 21 Jahre alt. Er selbst gab in dem Verfahren an, 23 Jahre zu sein.

Von Nachbarn alarmierte Polizeibeamte hatten die schwer verletzte Lebensgefährtin gefunden. Die Frau hatte unter anderem eine Stichverletzung unterhalb des Kehlkopfes, mindestens zwei Schädelbrüche und einen gebrochenen Fuß. Sie leide noch heute unter den Folgen der Attacke – habe beispielsweise Störungen bei Konzentration und Wortfindung, hatte die Vertreterin der Nebenklage in ihrem Plädoyer berichtet.

Schon vor Attacke: Konfliktreiche Beziehung

Das Paar hatte sich den Angaben zufolge 2017 nachts in einem Hamburger Club kennengelernt. Schon kurz darauf zog der Mann in die Wohnung seiner Lebensgefährtin, in der sie mit ihrem Sohn und dessen Freundin lebte. Das Zusammenleben sei von Anfang an schwierig und konfliktreich gewesen, sagte Koerner. Ohne Erlaubnis habe sich die Frau nicht mehr mit Freunden treffen dürfen. Das Paar sei nur selten aus dem Haus gegangen und habe oft gestritten.


Der Newswecker der MOPO MOPO
Der Newswecker der MOPO

Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.


Gut drei Monate vor der Tat sei der Beschuldigte psychisch immer auffälliger geworden. Habe plötzlich sehr oft gebetet, gekifft, kaum noch geschlafen, in der Wohnung mehrere Jacken übereinander getragen und ein Fahrradschloss um den Bauch getragen, das ihm Sicherheit geben sollte.

„Er stach so lange zu, bis das Messer brach“

Gerade als die Frau im Internet nach Hilfsangeboten für ihren Partner suchte, griff er laut Richterin zum Steakmesser und stach so lange zu, bis das Messer brach. Danach attackierte er die blutende Frau mit einem Kerzenständer und einem Hammer.

„Es bestand eine potenzielle Lebensgefahr“, betonte Koerner. Der Beschuldigte sei für die Allgemeinheit gefährlich. Aber in dem psychiatrischen Krankenhaus könne er nun Hilfe bekommen. Als sie ihm zum Abschluss alles Gute für die Zukunft wünschte, bedankte der Mann sich mehrfach bei ihr. (dpa/se)

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test