Energiekrise: Wohnungsriese will Mietern in Not nicht kündigen
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia will Mieterinnen und Mietern nicht kündigen, wenn sie die hohen Energiekosten nicht zahlen können. Angesichts der weiter stark steigenden Energiepreise verdoppelt Vonovia allerdings die monatlichen Abschläge für die Heizkosten seiner Mieter, wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ) online berichtete.
„Bei uns wird niemand eine Wohnung verlieren, nur weil die Heizkosten nicht gezahlt werden können“, zitierte die „Welt“ den Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch. Er widerspricht damit Berichten, die aus Vonovia-Unterlagen zitierten, dass säumige Mieter gekündigt werden könnten. „Wenn ein Mieter Probleme hat und mit uns in Kontakt tritt, finden wir eine Lösung“, sagte Buch. „Er wird nicht gekündigt“, versprach der Vonovia-Chef. „Nur bei Mietern, die absolut nicht mit uns reden wollen, sieht es anders aus.“
Vonovia-Chef: „Keine Kündigung wegen hoher Energiekosten“
„Wir haben kein Interesse daran, dass Menschen ihre Wohnung verlieren“, unterstrich Buch. Vonovia habe „das diskutierte Kündigungsmoratorium von Anfang an unterstützt“. Vonovia gehe nach einem Stufen-Modell vor. Der Konzern trete mit Mietern in Kontakt, um die Gründe für Zahlungsversäumnisse zu erfahren.
Könne der Mieter etwa Hilfen vom Staat erhalten, informiere ihn Vonovia, wie er an diese kommen könne, damit die öffentliche Hand den Mieter unterstütze. Dieser Schritt könne auch eine Vereinbarung über individuelle Lösungen, etwa Ratenzahlungen, enthalten, erläutert Pressesprecher Christoph Schwarz. Komme der Mieter trotz eines Angebots individueller Lösungen durch Vonovia weiter seinen Verpflichtungen nicht nach, lasse der Konzern ihm eine formelle Zahlungsaufforderung zukommen.
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Durch die anziehenden Gas-Preise können die Nebenkosten-Abrechnungen für Mieter stark ansteigen. Rund 55 Prozent der Heizungen in Vonovia-Beständen werden nach früheren Angaben des Konzerns mit Gas versorgt. Vonovia hatte angekündigt, nachts Heizungsleistungen zu reduzieren, um Gas zu sparen. Auch Vorauszahlungen werden erhöht, um ein Polster zu bilden. Der Bochumer Konzern besitzt rund 490.000 Wohnungen in der Bundesrepublik insgesamt. In Hamburg gehören dem Konzern rund 20.000 Wohnungen.
Konzern will Investoren an Bord holen und Kosten sparen
Vonovia selbst kämpft mit den Folgen der Inflation, denn vor allem die Zinsen und auch die Baukosten steigen. Buch will deshalb Investoren an Bord holen. Für Wohnungsbestände in Schweden und Baden-Württemberg sucht Buch bereits Partner. Vonovia werde bald in Gespräche mit Investoren eintreten, entsprechende Informationsschreiben seien schon an Interessenten verschickt worden, hieß es in den Dokumenten für den Investoren-Tag. Zudem bereite das Management Immobilien-Pakete zum Verkauf vor.
Auch die Pflege-Immobilien des Tochterunternehmen Deutsche Wohnen sollen verkauft werden. Nach eigenen Angaben gibt es insgesamt 72 solcher Einrichtungen für Senioren in mehreren Bundesländern. Vonovia stehe bei den Verkaufsplänen aber nicht unter Druck und werde Immobilien-Pakete nicht zu „Schleuderpreisen“ abgeben.
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Der Immobilienriese hatte angekündigt, nun Investoren für Gemeinschaftsunternehmen mit ins Boot zu holen. Zudem will Vonovia sich von Wohnungen und Einfamilienhäusern im Volumen von rund 13 Milliarden Euro trennen. „In Zeiten höherer Zinsen ist es sinnvoll, Schulden zu reduzieren“, hatte Vonovia-Chef Buch den Kurs begründet. (mp)
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