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  • Foto: imago images/Christoph Worsch

Einsturzgefahr!: Hamburg: Dieses Tier kann Traktoren und Pferden gefährlich werden

Vier- und Marschlande –

Plüschig, niedlich und mittlerweile zu Hauf in Hamburg zu finden: die Nutria. Doch so langsam werden die großen Verwandten der Meerschweinchen zu einem Problem – darunter leiden insbesondere die Anwohner der zahlreichen Hamburger Wasserwege und Landwirte. Die bis zu fünf Meter langen Gänge knapp unter der Erdoberfläche können gefährlich werden – Einsturzgefahr!

Mittlerweile sind die Mini-Biber in fast allen Hamburger Grünanlagen und Wasserstraßen zu finden. Das Problem sind die Behausungen: „Die graben sich schon einen beachtlichen Bau, mit einem Kessel am Ende“, sagt Tim Laumanns, Revierförster in Bergedorf, im MOPO-Gespräch.

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Tim Laumanns ist der Revierförster in Bergedorf und bekommt immer häufiger Anrufe von besorgten Anwohnern zum Thema Nutrias. 

Foto:

Quandt/ Florian Quandt

Hamburg: Einsturzgefahr durch Nutria Bauten

Wie kleine Wohn-Siedlungen reihen sich Bau an Bau entlang der Böschungskanten der Gewässer. Mit einem Durchmesser von circa 20 Zentimetern und einer Länge von fünf Metern graben sich die Nutria unter Böschungen, Wiesen aber auch Felder und Weideflächen. Gerade für die Landwirte in den Vier- und Marschlanden kann das erhebliche Folgen haben: „Durch das Unterhöhlen des Erdreiches können Traktoren und Tiere einbrechen“, erklärt der Förster.

Doch nicht nur die Einsturzgefahr ist problematisch, auch die Böschungen leiden unter der Überbevölkerung. Blätter, Stängel und Wasserpflanzen, die anderen Tieren als Lebensraum dienen, werden von den Nutria-Großfamilien genüsslich abgemäht. Gefährlich wird es auch, wenn sie sich entschließen ihre Behausungen an Wasserschutzanlagen, wie den zahlreichen Hamburger Deichen, zu verlegen. Noch sei dies glücklicherweise nicht der Fall gewesen, so Laumanns.

Hamburg: Nutrias klauen Gemüse aus den Gärten

Die Tiere wiegen zwischen acht und zehn Kilo und kommen inklusive Schwanz auf eine Körperlänge zwischen 95 und 110 Zentimetern. Zwar sind sie kleiner als der Biber, dafür allerdings deutlich häufiger vertreten. Bis zu drei Mal im Jahr können sie sechs bis acht Junge bekommen und werden bereits mit fünf Monaten geschlechtsreif.

Die „Bergedorfer Zeitung“ berichtete über einen Fall am Fährbuernfleet in Nettelnburg, wo die Nager mittlerweile in den Gärten der Anwohner auf Beutefang gehen, besonders beliebt sind dabei die Gemüsebeete. Durch ihr putziges Äußeres sei es aber schon häufiger vorgekommen, dass Menschen die Nager anfüttern: „Das ist eine absolute Katastrophe“, sagt Laumanns. „So entsteht eine gewisse Nähe und sie verlieren ihre Scheu.“

Hamburg: Die Nutrias sind zur Jagd freigegeben

„Natürliche Feinde gibt es nicht“, sagt Laumanns. Die kleinen Pelztiere stammen eigentlich aus eher subtropischen Gebieten in Südamerika. Ihr einziger Feind im hohen Norden wäre die Kälte, doch die bleibt seit einigen Jahren eher aus. „Längere Perioden mit Temperaturen deutlich unter Null können den Jungtieren gefährlich werden“, sagt Laumanns. Nutrias sind also die Profiteure des Klimawandels, eine natürliche Selektion findet nicht statt.

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In Hamburg sind die Tiere mittlerweile zur Jagd freigegeben. Während der Elternzeit gilt allerdings ein Jagdverbot für die Elterntiere, daher geht es den Jungtieren an den Kragen. In Hamburg kümmern sich zwei Jäger in einem Ehrenamt um die Bekämpfung der Überpopulation.

Nutriafell war beliebt in der Pelzindustrie

Ganz unschuldig sind die Menschen an der Situation aber nicht. Bereits 1926 wurden die kleinen Tiere für die Pelzindustrie nach Deutschland geholt. Gerade die dichte, feine Unterwolle war sehr beliebt für einen flauschigen Pelzmantel. Nachdem Deutschland kurz nach dem Zweiten Weltkrieg einer der Pelz-Hauptabnehmer war, ebbte das modische Interesse Ende des 20. Jahrhunderts deutlich ab.

Bereits während der Zeit der Pelzindustrie entwischten einige Tiere und siedelten sich im näheren Umfeld an. Als der Markt abflaute wurden dann auch die restlichen Tiere freigelassen. Die Menschen kämpfen wieder einmal gegen ein selbstauferlegtes Problem.

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