• Neben Rassehunden werden auch Mischlinge und Hunde aus dem Tierschutz immer beliebter.
  • Foto: Vier Pfoten

Die perfiden Tricks der Welpenhändler: Jetzt nutzen sie sogar den Tierschutz aus

Die Grenzschließungen durch Corona sind innerhalb der EU größtenteils aufgehoben – der Weg für skrupellose Welpen- und Hundehändler ist wieder frei. Hinzu kommt, die sogenannten Vermehrer lernen dazu, bedienen die Nachfrage von Interessenten und schrecken auch nicht davor zurück, den Tierschutz als Handelsplatz zu nutzen.

„Angefangen hat damals alles mit Billig-Welpen, für ein paar Hundert Euro auf Online-Portalen“, erklärt Daniela Schneider, Expertin für Heimtiere bei „Vier Pfoten“ im Gespräch mit der MOPO. „Durch schlechte Rechtschreibung, verwackelte Bilder und kurze Texte konnten Welpenhändler schnell identifiziert werden.“ Mittlerweile seien die Anzeigen jedoch kaum noch von denen seriöser Züchter zu unterscheiden.

Unseriöse Online-Anzeigen sind kaum noch zu erkennen

Die Bilder sind mittlerweile hochwertig, die Texte fehlerfrei und auch die wichtigen Indizien: „gechippt“, „geimpft“ und „älter als acht Wochen“ lassen sich finden. „Viele Vermehrer kopieren die Anzeigen von seriösen Züchtern“, sagt Schneider. Und nehmen mittlerweile fast die gleichen Summen.

Die Welpen und ihre Mütter hausen in völlig verdreckten Käfigen.

Die Welpen und ihre Mütter hausen in völlig verdreckten Käfigen.

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Vier Pfoten

Mittlerweile sind längst nicht nur die Rassehunde wie Mops, Französische Bulldogge, Labrador und Chihuahua gefragt, sondern auch besonders süße oder schöne Mischungen. Absolut im Trend ist auch der Auslandstierschutz – ein armes Wesen aus den Sheltern zu retten hat etwas Barmherziges.

Welpenhändler nutzen den Tierschutz aus

Das nutzen jetzt auch vermehrt Hunde- und Welpenhändler für ihre Zwecke. „Viele verdienen auf der Schiene des Tierschutzes ihr Geld“, erklärt der Leiter des Franziskustierheimes in Hamburg, Frank Weber, der sich selbst im Auslandstierschutz engagiert. Seriöse Organisationen arbeiten vor Ort mit Tierheimen zusammen, kümmern sich um die medizinische Betreuung der Tiere und übernehmen die Ausreisekosten nach Deutschland.

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„Teilweise werden Hunde von der Straße gesammelt und nach Deutschland verkauft“, sagt Weber im Gespräch mit der MOPO. Diese Hunde, häufig auch Welpen, sind meist krank und an Menschen teilweise gar nicht gewöhnt.

Auslandswelpen: Vor der 15. Woche keine Ausreise

Gerade bei Welpen aus dem Ausland sollte jeder stutzig werden, wenn die Zwerge bereits mit zehn Wochen zur Ausreise bereitstehen, sagt Weber. Rechtlich ist das nämlich gar nicht möglich: Hunde, die nach Deutschland einreisen, müssen gegen Tollwut geimpft sein, das geht bei Welpen erst ab der 12. Woche, erklärt Heimtier-Expertin Schneider von „Vier Pfoten“. Dann dauert es nochmals drei Wochen, bis die Impfung Wirkung zeigt – vor der 15. Woche ist also keine Einreise erlaubt.

Die Welpen werden viel zu jung nach Deutschland gebracht und erkranken häufig schwer.

Die Welpen werden viel zu jung nach Deutschland gebracht und erkranken häufig schwer.

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Vier Pfoten

Wer sich bei Problemen mit seinen neuen Schützlingen dann wieder an die vermeintliche Tierschutzorganisation wendet, erreicht niemanden mehr – plötzlich sind sie verschwunden. Bei seriösen Organisationen ist der Weiterverkauf an Dritte dagegen verboten. „Hunde aus unserem Tierheim können immer wieder bei uns abgegeben werden“, sagt Weber.

Vier Pfoten fordert gesetzliche Regelung für Onlinehandel

Der Welpen- und Hundehandel ist gerade durch die Möglichkeiten der Online-Plattformen explodiert. Die skrupellosen Vermehrer haben dort freie Hand. „Vier Pfoten“ fordert schon lange gesetzliche Regelungen, die eine Identifikation der Händler voraussetzen und dass nur bereits registrierte Hunde verkauft werden dürfen.

Hohe Strafen haben die Händler indes nicht zu erwarten. Die meist verhängten Geldstrafen sind in den Verkaufskosten der todkranken Tiere bereits einberechnet. Die gewissenlosen Händler werden immer wieder neue Wege finden, um aus dem Leid der Hunde Profit zu schlagen. Denn: Wer seriösen Tierschutz betreibt, wird davon nicht reich.

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