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Mann steht auf seinem SUP auf der Elbe am Strand
  • Christo Foerster begeistert sich für Mikro-Abenteuer.
  • Foto: Christian Charisius/dpa

Deutschland neu entdecken: Hamburger Abenteurer paddelt durch das ganze Land

Ohne viel Aufwand immer mal wieder das kleine Abenteuer suchen: So lebt der Hamburger Christo Foerster. Mit Büchern und Podcast möchte er damit auch seine Mitmenschen inspirieren. Nun hat Foerster seinen Mikroabenteuern ein Makroabenteuer hinzugefügt – und zeigt das im Kino

„Abenteurer“ steht als Beruf auf seiner Visitenkarte. Dabei ist der Familienvater Christo Foerster (45) eigentlich ein erfolgreicher Journalist, der inzwischen in Hamburg als Bestsellerautor und Podcaster arbeitet. Doch tatsächlich dreht sich sein Tun beruflich und privat seit 2017 vorzugsweise um kleine spontane Ausbrüche aus dem Alltag. Eben um „Mikroabenteuer“ – so steht es auch auf den Titeln seiner drei Bücher (HarperCollins). Das können schlicht Nachtwanderungen, Schlafen in der Hängematte im Wald oder weite Radtouren sein.

Der Selbstfindungs-Trip für Zwischendurch

Damit möchte Foerster auch von Routine und Langeweile geplagte Mitmenschen inspirieren, ohne viel Aufwand immer mal wieder die eigene Komfortzone zu verlassen. Um nicht nur neue Herausforderungen, sondern vielleicht sogar sich selbst zu finden. „Bewegung und Draußensein hängen für mich mit Persönlichkeitsentwicklung zusammen. Was macht das mit uns – dieser Frage gehe ich nach und möchte damit anderen einen Anstoß geben“, sagt der umtriebige Hamburger.

Auch die Tourismusbranche hat teilweise diesen Trend längst erkannt und bietet entsprechende Angebote. Der Brite Alastair Humphreys war einer der ersten, die dem Freizeitabenteuer einen Namen gaben: Microadventure. Er schnappte sich einen Freund und wanderte zum Beispiel um den Autobahnring M25, der Großbritanniens Hauptstadt London umgibt.

Mikroabenteuer finden großen Anklang in Deutschland

Die simple Idee hat in Deutschland schon Tausende Anhänger gefunden. Online inspirieren sich Mikroabenteurer mit Tipps für Trips und Kurzausflüge. Zahlreiche Websites wie ausgebüxt.info, phototravellers.de und ousuca.com geben Tipps für Abenteurer und Abenteuerwillige. Allein für Hamburg werden in zahlreichen Büchern und auf Internetseiten unzählige spannende Trips und Erlebnisse als Mikroabenteuer angepriesen, darunter ein Gang durch den alten Elbtunnel, FKK am Elbstrand, Stand-up-Paddeln auf der Alster oder Klettern auf der „Rickmer Rickmers“.

Das Outdoor-Ausrüstungsunternehmen Globetrotter sieht eindeutig einen Trend zu den kurzen Auszeiten in der Natur. „Mikroabenteuer sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Besonders seit der Corona-Pandemie hat das Thema deutlich an Fahrt aufgenommen. Da Fern- und andere Urlaubsreisen in dieser Zeit in weite Ferne gerückt sind, haben viele Menschen begonnen, kleine Abenteuer in ihren Alltag zu integrieren – ein Trend, bis heute anhält“, sagt Globetrotter-Verkaufschef Michael Wahner. Das und das generell zunehmende Interesse an Outdoor-Aktivitäten spiegele sich auch im Einkaufsverhalten der Kundinnen und Kunden wider: „Klassische Ausrüstungsgegenstände wie Kocher, Hängematten und Tarps werden immer gefragter. Auch Literatur zum Thema Mikroabenteuer wird nachgefragt.“

Der Abenteurer mit seiner Ausrüstung auf der Elbe. Christian Charisius/dpa
Mann sitzt auf einem SUP auf der Elbe
Der Abenteurer mit seiner Ausrüstung auf der Elbe.

Kleine Ausflüge in die Natur sind indes keine neue Erfindung. Philipp Queiser von der Tourismusagentur Schleswig-Holstein sagt dazu: „Kostengünstige und gesundheitsfördernde Outdoor-Freizeitaktivitäten wie Waldbaden, Brandungswandern oder Radfahren erfreuen sich bei uns schon seit Jahren großer Beliebtheit.“ Der Vorsitzende vom Tourismusverband Hamburg, Wolfgang Raike, kann sich zudem vorstellen, dass diese Entwicklung bereits in den 80er-Jahren mit dem bekannten Hamburger Konditor und Survival-Experten Rüdiger Nehberg (1935-2020) angefangen habe.

Abenteuer mit der Kamera festgehalten

Im allgemein reisearmen Pandemiejahr 2022 hat Foerster seinen Mikroabenteuern aus Sehnsucht sogar ein Makroabenteuer hinzugefügt: eine zumeist einsame Wander- und Paddeltour längs durch Deutschland. Von der Zugspitze in Bayern auf fast 3000 Metern Höhe über Flüsse wie Isar, Donau, Main und Elbe bis zur Nordsee-Insel Sylt. Acht Wochen hat das gedauert, an einigen Tagen wurde Foerster vom befreundeten Kölner Regisseur Kai Hattermann begleitet. Unter dem Titel „Abenteuerland“ zeigen die beiden nun ihren so entstandenen Natur- und Reisefilm noch bis Mitte August auf einer gemeinsamen Tour, am Donnerstag kommt er bundesweit in 40 Kinos.

Was haben dem Medienmann Foerster seine unkonventionellen Aktivitäten gebracht? „Ich habe gelernt, wie wichtig es für die innere Balance ist, mit unserem ursprünglichen Lebensraum Natur in Verbindung zu bleiben. Und was auf einmal alles möglich ist, wenn wir unsere gewohnten Muster durchbrechen. All das dazu ohne viel Geld und Zeit“, sagt der 45-Jährige.

Sehnsucht nach der Wildnis: Wird das zum Problem?

Solche Erfahrung könne man anschließend auf andere Bereiche des Lebens übertragen. Dass Foerster mit seinem Anliegen auf Resonanz stößt, beweist der Erfolg seiner Bücher und seines Podcasts („Frei raus“). „Immer mehr habe ich das Gefühl, dass es sehr viele Menschen abholt. Im digitalen Zeitalter gibt es diese Sehnsucht nach draußen, nach Verbindung, nach Substanz, nach etwas Ehrlichem, Greifbaren“, meint Foerster. Dabei lauern bei seinem Anliegen durchaus Gefahren, was der Autor nicht leugnet: „Wenn wir jetzt alle eine Nacht im Wald verbringen, wird es wohl ein bisschen voll. Das ist aber ein Problem, dass wir uns anschauen sollten, wenn es so weit käme. Und dann Lösungen finden.“

Gleichzeitig gibt er in seinen Werken unerfahrenen Mikroabenteurern wichtige Tipps. Dazu gehört: „Wir sollten uns auf jeden Fall an die Regeln halten – zum Beispiel Schutzgebiete achten, keinen Müll liegen lassen, sondern eher welchen mitnehmen, nicht zu laut sein.“

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Gab es ein Schlüsselereignis, das ihn zu diesem Lebensthema geführt hat? Foerster lacht. „Mein Urerlebnis hatte ich im März 2017, als ich mit dem Fahrrad über Nacht spontan von Hamburg nach Berlin gefahren bin. Und dann am Brandenburger Tor mit einem Freund gefrühstückt habe. Zurück ging es mit dem Zug – und 24 Stunden nach Start war ich schon wieder zuhause. Da habe ich Blut geleckt“, sagt er. Inzwischen habe er selbst seine Frau und Kinder angesteckt. (dpa)

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