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  • Christo Foerster mit seiner Hängematte am Hamburger Containerhafen.
  • Foto: Torsten Kollmer

Im Hafen schlafen, nachts nach Berlin radeln: So wird jeder zum „Mikroabenteurer“

Nachts mit dem Fahrrad von Hamburg nach Berlin radeln, am Elbstrand oder im Hafen schlafen, mit den Stand-Up-Board nach Helgoland paddeln oder von Deutschland nach Dänemark schwimmen – Christo Foerster liebt es, sich ins Ungewisse zu stürzen und mit „Mikroabenteuern“ Spannung in seinen Alltag zu bringen. Und das kann jeder von uns. Hier erklärt Foerster, wie das geht.

Mikroabenteuer sind Abenteuer im Kleinformat, die oft nur wenige Stunden oder eine Nacht in Anspruch nehmen – perfekt für den Feierabend oder das Wochenende. 

Von Hamburg nach Berlin mit dem Fahrrad – in einer Nacht

Das findet jedenfalls Christo Foerster. Der Coach und Buchautor machte die Idee in Deutschland bekannt. Sein erstes Mikroabenteuer: Am Telefon verabredete er sich mit einem Freund zum Frühstück in Berlin und entschloss sich kurzerhand, mit dem Fahrrad zu fahren – und zwar über Nacht.

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Um 10 Uhr morgens kam er übernächtigt am Brandenburger Tor an, frühstückte mit seinem Kumpel und fuhr mit dem Zug zurück. Keine 24 Stunden nach Aufbruch war er wieder daheim – und glücklich. So wurde Christo Foerster zum Mikroabenteurer.

Mikroabenteuer sind mittlerweile ein Trend

Seitdem ist er regelmäßig unterwegs, paddelte schon mit dem Stand-Up-Board bis nach Helgoland (mit Begleitboot) oder schwamm von Deutschland bis nach Dänemark, denn an einer Engstelle der Flensburger Förde sind es nur zwei Kilometer bis ins Nachbarland.

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Mit diesem Fahrrad ist Christo Foerster über Nacht nach Berlin gefahren.

Foto:

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„Aus der Idee der Mikroabenteuer ist mittlerweile regelrecht eine Bewegung entstanden“, erzählt Foerster im Gespräch mit der MOPO. Gerade in Corona-Zeiten habe das Interesse noch deutlich zugenommen. „Ich glaube, es ist die Sehnsucht danach, draußen zu sein, etwas Neues und ehrliche und authentische Erlebnissen in der Natur zu erfahren“, meint der 42-Jährige. „Viele Menschen wollen sich selbst spüren und herausfordern – das ist im Alltag oft schwierig umzusetzen.“

Mikroabenteuer: Es gibt Ratgeber-Bücher, Facebook-Gruppen, Podcasts, Insta-Hashtags

2017 fand Christo Foerster noch keinen Verlag für sein erstes Buch zum Thema, mittlerweile gibt es Ratgeber, Facebook-Gruppen und Podcasts; Foersters Instagram-Hashtag #rausundmachen wurde schon über 100.000 Mal geteilt und in seiner Facebook-Gruppe „Mikroabenteuer Community“ tauschen sich über 8.000 Mitglieder aus. Im Oktober wird Christo Foersters drittes Buch erscheinen – mit Tipps zu kleinen Abenteuern auch bei schlechterem Wetter.

Hamburg: Die Komfortzone verlassen – darauf kommt es beim Mikroabenteuer an

Für ein Mikroabenteuer braucht es nicht viel Zeit, Geld oder Ausrüstung. Foerster hat sich aber drei Regeln aufgestellt: Er ist maximal 72 Stunden unterwegs, benutzt weder Auto noch Flugzeug und wenn eine Nacht dabei ist, schläft er draußen ohne Zelt – ein besonders guter „Garant für Ungewissheit“, so Foerster.

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Christo Foerster am Elbufer.

Foto:

Christo Foerster

Aber nicht jeder muss sich an diese Regeln halten. Auch das Paradigma „höher, schneller, weiter“ gilt hier nicht. Im Gegenteil: Abhängig von persönlichen Voraussetzungen kann jeder seine Komfortzone auf ganz unterschiedliche Art und Weise verlassen.

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Zu bedenken gibt es kaum etwas, nur den Ehrenkodex: Privatgrund ist tabu, wildes Zelten ist in Deutschland nicht erlaubt. Müll muss wieder mitgenommen und sich in Naturschutzgebieten an die jeweiligen Verordnungen gehalten werden. Und ganz wichtig: Wegen der erhöhten Waldbrandgefahr darf man nicht einfach Feuer machen.

Mikroabenteuer: Die Hoptspots werden voll

Nur ein Problem bleibt: Je mehr Menschen kleine Abenteurer werden, desto voller wird es an den Hotspots. Hier gilt: Eigene Wege gehen und antizyklisch denken. Man könnte zum Bespiel noch vor dem Sonnenaufgang losziehen, mal bei Regen in den Wald gehen oder zwischen zwei Arbeitstagen im Freien übernachten – ein Zeitfenster, das man sonst selten für Ausflüge nutzt.

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Auch Altbekanntes kann man neu erleben: Eine S-Bahn-Strecke vollständig zu Fuß ablaufen, zum Beispiel. Oder mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto zu Verwandten fahren. Auch eine wichtige Botschaft, wie eine Entschuldigung oder ein Dankeschön, könnte man nicht über WhatsApp, sondern persönlich überbringen – auch wenn man dafür 20 Kilometer laufen muss.

Christo Foerster kann sich sein Leben nicht mehr ohne die kleinen Entdeckungsreisen vorstellen – und ist fest davon überzeugt, dass sie den meisten Menschen gut tun. „Immer wenn wir etwas Neues tun und dahin gehen, wo unsere Angst ist, dann wachsen wir und entwickeln Selbstvertrauen“, glaubt der Motivationsexperte. 

Hamburg: Christo Foerster ist überzeugt, dass Mikroabenteuer das Selbstvertrauen steigern

Und: „Das Beste aus dem zu machen, was wir haben, da, wo wir sind, das ist eine Fähigkeit, die uns auch in anderen Bereichen des Lebens nach vorne bringt.“ 

Also: Einfach festes Schuhwerk anziehen und los geht’s. Und keine Sorge, wenn unterwegs mal etwas nicht klappt – das ist eben alles Teil des Abenteuers.

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