Ein Mitarbeiter der Hochbahn kontrolliert die Fahrkarten in einer U-Bahn.
  • Ein Mitarbeiter der Hochbahn kontrolliert die Fahrkarten in einer U-Bahn.
  • Foto: (c) dpa

Kritik an „Schwarzfahrer“-Entscheidung des HVV: „eine Scheindebatte“

Der HVV verzichtet in Zukunft auf den Begriff „Schwarzfahren“ und folgt damit Verkehrsbetrieben in Berlin, München, Nürnberg und Hannover. Dadurch soll Diskriminierung vorgebeugt und die Sensibilität für Rassismus gestärkt werden. Gegen die Entscheidung regt sich allerdings auch Kritik. Hamburgs CDU-Politiker Richard Seelmaecker wirft dem HVV eine Scheindebatte vor.

„Aus meiner Sicht ist das, was gerade passiert, unnötig“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der Hamburger CDU im Gespräch mit der MOPO. Denn das Wort „Schwarzfahren“ gehe nicht auf Menschen mit schwarzer Hautfarbe zurück.

Debatte über „Schwarzfahren“: HVV streicht den Begriff

Er fordert den HVV und damit auch die Stadt Hamburg auf, sich besser um die Probleme zu kümmern, die den HVV-Fahrgästen „wirklich unter den Nägeln brennen“. „Da geht es um Pünktlichkeit, mehr Züge, Kundenfreundlichkeit oder um den Ausbau von Park-and-Ride-Parkplätzen und behindertengerechten Toiletten“, so Seelmaecker.

Richard Seelmaecker (CDU) kritisiert die Entscheidung des HVV, in Zukunft auf den Begriff „Schwarzfahren“ vollständig verzichten zu wollen. imago/Chris Emil Janßen
Richard Seelmaecker (CDU) kritisiert die Entscheidung des HVV, in Zukunft auf den Begriff „Schwarzfahren“ vollständig verzichten zu wollen.
Richard Seelmaecker (CDU) kritisiert die Entscheidung des HVV, in Zukunft auf den Begriff „Schwarzfahren“ vollständig verzichten zu wollen.

Ihn ärgere, dass der Fokus hier völlig falsch gelegt werde, um von anderen Problemen abzulenken, die die Fahrgäste wirklich bewegten. „Eine Scheindebatte“, sagt der Politiker. Dass die Aufkleber mit „Finstere Aussichten für Schwarzfahrer – 60 Euro Strafe“ in den U- und S-Bahnen jetzt ersetzt werden sollen, bezeichnet er als unnötige Kostenproduktion.

„Schwarzfahren“: Hamburgs CDU kritisiert Entscheidung

Rein sprachwissenschaftlich gesehen geht der Begriff vermutlich auf das jiddische Wort „shvarts“, auf deutsch: „arm“, zurück und steht demnach für die Menschen , die zu arm waren, um sich eine Fahrkarte zu kaufen. Es gibt allerdings auch die Erklärung, dass „schwarz“ darauf anspielt, dass die illegale Tätigkeiten bei Nacht durchgeführt wurden.

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Die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) hat die Entscheidung der Verkehrsgesellschaften begrüßt. „Der Begriff hat für schwarze Menschen einen negativen Anklang“, sagte der Sprecher der Initiative, Tahir Della, der Nachrichtenagentur AFP. Sprache verändere sich. „Auch wenn Schwarzfahren nicht rassistisch angelegt war, ist trotzdem die Wirkung bei den Betroffenen, dass schwarz für etwas Negatives steht, für Kriminalität oder Illegalität“, so Della. Deshalb sei es sinnvoll, den Begriff nicht zu benutzen.

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