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Carsten Brosda (SPD), Senator für Kultur und Medien in Hamburg, spricht in seinem Büro bei einem Interview.
  • Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) äußerte sich zum Umgang mit Hamburgs düsterem Erbe. (Archivbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Düstere Kolonial-Vergangenheit: Senator will Straßen umbenennen lassen

Als Hafenstadt war Hamburg ein Zentrum des Kolonialismus. Viele Straßen in der Stadt tragen noch heute die Namen von Kolonialverbrechern. Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sagt im Interview mit „Hamburg Zwei”, dass bei der Aufarbeitung des düsteren Erbes nicht nur diskutiert, sondern auch umgesetzt werden müsse.

Es ist eine Debatte, die seit Jahren geführt wird: Wie geht Deutschland mit seiner Kolonialvergangenheit um? Als Hansestadt und Umschlagplatz für Tee, Zucker und Baumwolle trägt Hamburg bei der Aufarbeitung eine besondere Verantwortung. Der Import dieser Waren, der Kaufleuten und Stadt zu großem Reichtum verhalf, war verbunden mit Menschenhandel, Ausbeutung und gewaltvoller Herrschaft in kolonialisierten Gebieten. Nicht nur Otto von Bismarck spielte dabei eine zentrale Rolle – auch zahlreiche andere Orte in Hamburg sind nach Kolonialverbrechern benannt.

Senator Brosda: „Nicht nur diskutieren, sondern umsetzen”

2014 hat der Hamburger Senat entschieden, das schwierige Erbe der Hansestadt wissenschaftlich aufzuarbeiten, Denkmäler zu kontextualisieren und ein umfangreiches Erinnerungskonzept zu erarbeiten. Das ehemalige Völkerkundemuseum wurde umbenannt in Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) und vereinbarte mit Nigeria die Rückgabe von 179 Kunstwerken, die während des Kolonialismus geraubt wurden. Aber auch zehn Jahre nach dem Senatsbeschluss tragen nach Angaben der Stadt mehr als 120 Straßen in Hamburg die Namen von Kolonialverbrechern.

Zwei Straßen in Ohlsdorf sind beispielsweise nach dem Reeder Adolph Woermann benannt, der an dem Genozid an den Herero beteiligt war. In Hamburg-Wandsbek erinnern drei Straßen an den Plantagenbesitzer Carl von Schimmelmann. In Eimsbüttel fordert die Linksfraktion in der Bezirksversammlung die Umbenennung der Moltkestraße im Generalsviertel – weil die Einstellungen des Namensgebers nicht mit dem heutigen Grundgesetz vereinbar seien. Eine Alternative könnte die Benennung nach Opfern der Kolonialzeit sein.

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„Umbenennungen müssen nicht nur diskutiert, sondern auch umgesetzt werden”, sagt Kultursenator Carsten Brosda (SPD) nun in einem Podcast des Radiosenders „Hamburg Zwei“. Ihm sei bewusst, dass noch eine Menge zu tun sein. Gleichzeitig verwies der Senator darauf, dass die Hamburger Landesregierung als erste in Deutschland ein postkoloniales Erinnerungskonzept beschlossen habe. In unterschiedlichen Gremien würden einzelne Themenfelder nun bearbeitet. Anfang des Jahres sei zudem der Ideenwettbewerb „Bismarck neu denken“ angelaufen, der eine kritische Auseinandersetzung mit dem Denkmal im Alten Elbpark eröffnen soll.

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