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Notaufnahme eines Krankenhauses (Symbolbild).
  • Notaufnahme eines Krankenhauses (Symbolbild).
  • Foto: (c) dpa

„Gruselig unterbesetzt“: Pfleger über die Lage in einer Hamburger Notaufnahme

Dass die Zustände in Hamburger Notaufnahmen prekär sind, habe ich zuletzt am eigenen Leib erfahren und in der MOPO darüber berichtet. Zahlreiche Leser schrieben mir von ähnlichen negativen Erfahrungen. Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen stehen die Pfleger so unter Druck, dass sie den Patienten gegenüber kaum noch Empathie zeigen können. Einer von ihnen hat mir von den prekären Verhältnissen erzählt. Er hat es nicht mehr ausgehalten und seinen Job gekündigt.

Carsten M. reicht es: Er wird nach vier Jahren in der Notaufnahme ab Oktober nicht mehr als Krankenpfleger arbeiten. „Mit der Pflege bin ich durch in diesem Leben“, sagt er entschieden im Gespräch mit der MOPO.

Hamburger Notaufnahmen „gruselig unterbesetzt“

Die Arbeitsbedingungen seien katastrophal. Die Notaufnahme sei „gruselig unterbesetzt“, berichtet M. Die schiere Masse an Patienten könne so nicht adäquat versorgt werden. Er berichtet von Doppelschichten, übermüdeten Krankenpflegern, Personalflucht in Corona-Zeiten und unangemessener Bezahlung. Die Arbeitszeiten habe er nur schwer vereinbaren können mit einem Familienleben mit Frau und Tochter.

Aber es gebe nicht nur zu wenige Pfleger, auch an Ärzten mangele es – besonders an Wochenenden, wo wenige Chirurgen die Notaufnahme und die Stationen gleichzeitig betreuen müssten.

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Wie stark er unter dem Druck litt, das hat er erst spät bemerkt. „Irgendwann habe ich starke Migräne bekommen und viel Gewicht abgenommen“, berichtet er. Jetzt, wo er endlich die Reißleine gezogen habe, könne er nicht sofort in einen neuen Job einsteigen. Er brauche eine Auszeit, um sich körperlich und mental zu erholen.

Druck zu groß: Krankenpfleger kündigt in der Notaufnahme

Mein negativer Erfahrungsbericht aus der Notaufnahme des UKE „passt genau ins Bild“, sagt M. „Eigentlich verdienen Sie nicht nur eine fachgerechte Behandlung, sondern auch ein mitfühlendes Lächeln, wenn es Ihnen schlecht geht“, so der 45-Jährige. Doch der Druck auf die Pfleger sei so immens, dass Empathie manchmal einfach nicht mehr drin sei.

Der Krankenpfleger schickte mehrere Überlastungsanzeigen an die Klinikleitung – ohne Erfolg. „Der Pflegeleiter schiebt selbst regelmäßig Dreifachschichten, damit wir auch mal eine Pause machen können“, berichtet Carsten. Und betont, dass es trotz allem ein Gefühl von Kollegialität gebe.

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Doch Carsten M. kann die Arbeit in der Notaufnahme nicht mehr verantworten. „Zum einen möchte ich meine eigene Gesundheit schützen. Zum anderen kann ich unter diesem Druck für das Patientenwohl nicht mehr garantieren. Und jeder Patient verdient würdevolle und empathische Behandlung“, sagt er.

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