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Luftbild von Autos auf einem Parkplatz.
  • Ein bestimmtes Autoteil wurde in den letzten Jahren immer häufiger geklaut.
  • Foto: picture alliance/dpa/Gareth Fuller

Dieses unscheinbare Autoteil wird bei Dieben immer beliebter

Die Rohstoffpreise für seltene Edelmetalle sind derzeit hoch. Eine Folge: Ein Autoteil, das bisher kaum Beachtung fand, steht plötzlich bei Dieben hoch im Kurs.

Im schleswig-holsteinischen Geesthacht schlugen die Täter in der Nacht zum Nikolaustag zu: Zeugen hörten am 6. Dezember gegen 1.20 Uhr von einem Parkplatz verdächtige Geräusche und alarmierten die Polizei. Zwei dunkel gekleidete Männer waren dabei, den Katalysator von einem aufgebockten Honda Jazz abzuflexen. Als sie die Beamten bemerkten, flohen sie. Zurück ließen sie ihr Auto, in dem sich ein bereits gestohlener Katalysator befand. 

Diebstähle von Katalysatoren nehmen immer mehr zu

Kein Einzelfall: Fast täglich berichten Polizeidirektionen bundesweit von Diebstählen dieser Art. Der Grund, aus dem immer mehr Katalysatoren gestohlen werden, sind laut Experten die hohen Rohstoffpreise für Platin, Palladium und Rhodium. Diese Metalle sind das Herzstück des „Abgasreinigers“, teilte das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) mit. Sie ummanteln den Katalysator-Kern. Nach Angaben des ADAC können pro Fahrzeug zwischen drei und fünf Gramm Palladium, Platin sowie Rhodium zusammenkommen. Die genaue Menge ist demnach vom Alter des Autos und der verbauten Technologie abhängig. 

Der Diebstahl von Katalysatoren wird in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht gesondert erfasst, wie eine Sprecherin des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen sagte. Auch dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg werden Katalysatoren-Diebstähle nicht angezeigt, wie ein Sprecher mitteilte. 

Ein nachgerüsteter Katalysator am Unterboden eines Autos. picture alliance/dpa/Marijan Murat
Katalysator
Ein nachgerüsteter Katalysator am Unterboden eines Autos.

Dennoch lässt sich eine Zunahme der Diebstähle erkennen. So meldete etwa der ADAC einen deutlichen Anstieg über die vergangenen Jahre: Helfer der ADAC-Straßenwacht wurden allein in diesem Jahr (Stand 7. Dezember) zu 903 Katalysator-Diebstählen gerufen. Das waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2020, als der ADAC zu 420 Diebstählen dieser Art gerufen wurden. Im Jahr 2017 waren es noch 38 solcher Fälle.

Dass die Zahl der entwendeten Katalysatoren um ein Vielfaches höher liegen dürfte, lässt sich aus einer im Juni 2021 durchgeführten kriminalstrategischen Auswertung des LKA Nordrhein-Westfalen ablesen, nach der im einwohnerstärksten Bundesland seit dem Jahr 2019 stark ansteigende Fallzahlen verzeichnet worden sind. „Dieser Trend setzt sich aktuell verstärkt fort“, sagte eine LKA-Sprecherin. 


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Bundeskriminalamt: „Lukratives Geschäft international agierender Tätergruppierungen“

Das Bundeskriminalamt schreibt in seinem Bundeslagebild Kfz-Kriminalität 2020, die Entwendung hochwertiger Kraftfahrzeug-Komponenten sei „weiterhin ein lukratives Betätigungsfeld international agierender Tätergruppierungen. (…) Ein Modus Operandi, der im Jahr 2020 in Deutschland vermehrt festgestellt wurde, war die gezielte Entwendung von Katalysatoren meist älterer Kfz, überwiegend im öffentlichen Verkehrsraum.“ 

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat keine Zahlen zum Katalysator-Diebstahl. „Wir erfassen das unter ,Teilentwendungen‘, darunter fallen auch Navis, Radios, Airbags, Entertainmentsysteme, Lenkräder, Bordcomputer und so weiter“, sagte ein Sprecher. Im Jahr 2020 gab es demnach rund 5000 Fälle solcher Diebstähle, für die die Kfz-Versicherer insgesamt 91 Millionen Euro gezahlt haben. 

Diebstahl des Katalysators dauert nur wenige Minuten

Für den Klau bocken die Täter die Fahrzeuge auf, durchtrennen das Abgasrohr vor sowie hinter dem Katalysator, so die Erfahrung des ADAC. Je nach Standort des Fahrzeugs verwendeten die Diebe dabei unterschiedliche Werkzeuge: an lauten Straßen gerne Flex oder Elektrosäge, in ruhigen Wohngegenden Auspuff- oder Kettenrohrabschneider. 

Versichert sind Diebstähle fest eingebauter oder fest mit dem Auto verbundener Teile nach Angaben des GDV über die Teilkaskoversicherung. Nach einem Diebstahl sollten sich Versicherte unverzüglich an ihren Versicherer wenden und den Diebstahl anzeigen. 

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Und bemerken wird man den Diebstahl, denn der Motor ist ohne Katalysator deutlich lauter. Zudem funktioniert die Abgasreinigung nicht mehr. Die Folge: Die Straßenzulassung erlischt. (mp/dpa) 

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