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Der Husky-Flüsterer, Hendrik Stachnau
  • Hendrik Stachnau aus Othmarschen ist Profi im Schlittenhunderennen.
  • Foto: Florian Quandt

In der Wildnis in Schweden: Wie dieser Hamburger zum Besten seines Fachs wurde

Im Schnee, bei Minustemperaturen und bei klarem Himmel: Das ist Hendrik Stachnaus natürlicher Lebensraum. Am liebsten hält sich der Hamburger in seinem Wildniscamp mitten in Schweden auf – direkt am Fluss, neun Kilometer entfernt vom nächsten kleinen Dorf. Mit dabei: Mehr als 60 Schlittenhunde, die für ihn wie eine Familie sind. Mit den Tieren räumt der 38-Jährige bei Schlittenhunderennen alle Preise ab.

Alles begann in Othmarschen, wo Hendrik Stachnau geboren wurde – mit Schlittenhund Baska. Seine Eltern kauften den Hund, als er selbst noch ein kleiner Junge war. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Stachnau, als die MOPO ihn in einem kleinen Café in Eppendorf auf eine heiße Schokolade trifft.

Schnell fand er heraus, dass man mit Baska nicht nur Gassi gehen kann. „Irgendwo habe ich ein Bild von jemandem gesehen, der sich in einem Bollerwagen von einem Hund hat ziehen lassen. Das habe ich auch probiert.“ Schon kurze Zeit später staunten die Passanten im Jenischpark nicht schlecht, wenn sie Baska über die Wege jagen sahen: Hintendran der kleine Hendrik, wahlweise in einem Bollerwagen, auf einem Fahrrad und bei Schnee auch auf dem Schlitten.

Hamburger Hendrik Stachnau: Mit Schlittenhunden zum Erfolg

Das Duo harmonierte immer besser. Inzwischen hatten sich Hendrik Stachnaus Eltern weitere Hunde zugelegt, die sie auf einem Gelände außerhalb Hamburgs hielten. Mit zwei von ihnen ging der damals 13-jährige als jüngster Teilnehmer bei seinem ersten Schlittenhunderennen im Jahr 1996 an den Start – und schaffte es direkt auf den 2. Platz.

Mit seinen Schlittenhunden hat Hendrik Stachnau sogar das Yukon-Quest-Rennen gemeistert. Julien Schroder
Der Hunde-Flüsterer, Hendrik Stachnau Hier: beim Yukon Quest-Rennen
Mit seinen Schlittenhunden hat Hendrik Stachnau sogar das Yukon-Quest-Rennen gemeistert.

Der Anfang einer großen Karriere. Mit 15 Jahren setzte sich der talentierte Schlittenhundeführer bei der deutschen Meisterschaft gegen die anderen, viel älteren Teilnehmer durch und holte seinen ersten Titel.

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Stachnau liebt das „Urige, Naturbelassene“. Die Winter während seines BWL-Studiums verbrachte er in einer kleinen Hütte in der schwedischen Natur bei eisigen Temperaturen, ganz auf sich allein gestellt. Und begann schließlich, sich sein Wildniscamp aufzubauen: Ein Zuhause für sich und seine immer größer werdende Zucht. Strom hat der Naturliebhaber in seinen Holzhütten nicht. „So hätte man auch schon vor 100 Jahren leben können“, sagt er.

Nebenbei trat Stachnau bei den großen Rennen an. Und gewann sie alle: Deutsche, schwedische, europäische und Weltmeisterschaften. Im Jahr 2019 dann sein bisher größter Coup: Er meisterte das Yukon Quest, das härteste Schlittenhunderennen der Welt, das über 1600 Kilometer durch Kanada und Alaska führt. Bei Temperaturen von bis zu minus 50 Grad Celsius jagte der Schlittenführer und seine Hunde durch die einsamste Region der Welt.

„Als ob man mit Geländewagen bei der Formel-1 antritt“

Dabei trat er absichtlich mit einem Nachteil gegenüber seinen Konkurrenten an. Diese ließen sich von Alaskan Huskys ziehen: Besonders schlanke und schnelle Hunde, die speziell für solche Rennen gezüchtet und trainiert wurden. Hendrik Stachnaus Ziel aber war es, den Wettbewerb mit seinen ur-rassigen Schlittenhunden zu gewinnen. „Dafür wurde ich erstmal belächelt. Das ist, als ob man mit einem Geländewagen ein Formel-1-Rennen gewinnen möchte“, sagt Hendrik. Denn die Urformen seien größer, schwerer, hätten ein dickeres Fell und seien deshalb langsamer.

Doch auch hier zeigten der Wahl-Schwede und die 14 besten Hunde aus seiner Züchtung es allen und kam als erster Mensch überhaupt mit ur-rassigen Schlittenhunden ins Ziel. Denn Hendrik Stachnau versteht die Tiere, mit denen er von klein auf aufgewachsen ist, besonders gut, sagt er der MOPO. „Es geht nicht darum, sie zu triezen oder mit Leckerlies zu locken“, sagt er mit entschlossenem Blick. „Vielmehr geht es um Respekt, Vertrauen, Anerkennung und Liebe.“

Hendrik bringt den Hunden Anerkennung, Respekt und Vertrauen entgegen. hfr
Der Husky-Flüsterer, Hendrik Stachnau Hier: Husky
Hendrik bringt den Hunden Anerkennung, Respekt und Vertrauen entgegen.

Seine Erkenntnisse über Teamfähigkeit unter härtesten Bedingungen vermittelt Hendrik Stachnau mittlerweile in Kursen für Unternehmen und Privatpersonen in seinem Wildcamp mit über 60 Schlittenhunden in Schweden. Seine Erlebnisse im härtesten Schlittenhunderennen der Welt hat er in seinem Film „Voice of Nature“ festgehalten. Für ihn ist klar: Ein anderes Leben als das mit seinen Hunden will er niemals führen.

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