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Cap San Diego Buch
  • Sie hält das Schiff am Laufen: die ehrenamtliche Crew der „Cap San Diego“
  • Foto: Berlin&Cramer/hfr

Die Landratten-Crew: Sie hält die „Cap San Diego“ am Laufen

Bis nach Südamerika fährt sie schon lange nicht mehr. Und dennoch müssen auf der „Cap San Diego“ noch die gleichen Arbeiten ausgeführt werden wie damals, als „der weiße Schwan des Südatlantiks“ noch regelmäßig über den Ozean schipperte. Das können nur wenige: eine Crew aus Ehrenamtlichen kümmert sich darum, dass das größte fahrtüchtige Museumsschiff der Welt flott bleibt. Manche von ihnen haben früher selbst an Bord gearbeitet. Jetzt ist ein Buch über sie erschienen.

Die Flaggen flattern laut im Wind, das Ladegeschirr klappert: Für Kapitän Birger Möller sind das vertraute Geräusche. Der 74-Jährige steht an Deck der „Cap San Diego” und blickt hoch zu Spitze des Ladebaums. „Auf so einem Stückgutschiff habe ich angefangen und später den Wandel zur Containerschifffahrt miterlebt“, erzählt der Seemann, der 45 Jahre lang auf fast allen der sechs „Cap San“-Schiffen der Reederei Hamburg Süd das Kommando hatte.

Hamburg: 170 Ehrenamtliche kümmern sich um die Pflege der „Cap San Diego”

Der Wandel hat für die Besatzungen viel verändert. Während sie früher die Ladung genau kannten und einen Blick auf die Autos, Kaffeesäcke, Bananen oder lebenden Kühe hatten, war später alles in Boxen verpackt. Die Aufenthalte in den Häfen, die früher schon mal zehn Tage dauern konnten, verkürzten sich auf 24 Stunden. Die Crews schrumpften von 50 auf 22 Leute. „Ich fühle mich mit dem Schiff verbunden, weil es für eine vergangene Epoche steht“, sagt Möller, der nun aus dem Ruhestand heraus auf der „Cap San Diego” arbeitet und das Schiff bei Ausfahrten in die Nord- und Ostsee steuert.

Er hat das Kommando: Kapitän Birger Möller (74) Berlin&Cramer/hfr
Cap San Diego Kapitän
Er hat das Kommando: Kapitän Birger Möller (74)

Auch Uwe Grau, der sich an Bord vor allem um die Tauwerksarbeiten kümmert, was sonst kaum noch jemand kann, kann sich noch gut an die alten Zeiten erinnern. Allerdings sind seine Erinnerungen nicht nur rosig: „Ich hab‘ 1963 als Decksjunge auf der ,Cap San Diego‘ angefangen“, erzählt der 74-Jährige und lacht. „Das war eine richtige Scheißarbeit!“

Das Leben auf der „Cap San Diego” war früher alles andere als rosig

Als Jüngster an Bord sei er nur herum gescheucht worden, brachte den Matrosen das Essen aus der Küche. „Ich bin nur gerannt!“ Er wurde zur Eile angetrieben, beschimpft und zum Gehorsam verpflichtet. Und dann kam auch noch die Seekrankheit hinzu. „Das hat überhaupt keinen Spaß gemacht!“ Doch der Junge aus Lüneburg, der von der weiten Welt träumte, hielt durch. Er arbeitete sich zum Jungmann hoch, wurde Leichtmatrose und legte schließlich die Matrosen-Prüfung ab. Später machte er sogar noch sein Patent, blieb nach der Heirat aber an Land und arbeitete beim Bundesgrenzschutz.

Als junger Mann war Uwe Grau (74) Decksjunge auf der „Cap San Diego“. Heute kümmert er sich ums Tauwerk. Berlin&Cramer
Uwe Grau Cap San Diego
Als junger Mann war Uwe Grau (74) Decksjunge auf der „Cap San Diego“. Heute kümmert er sich ums Tauwerk.

Als er pensioniert wurde, heuerte er bei der „Cap San Diego” an. „Wir sind hier ein eingeschweißtes Team. Viele haben eine ähnliche Lebensgeschichte wie ich. Das verbindet. Das schweißt zusammen“, sagt Grau.

Neuer Bildband über die „Cap San Diego” und ihre Crew

Die Fotografin Julia Berlin hat die rund 170 Ehrenamtlichen der „Cap San Diego” bei ihren Arbeiten begleitet. Sie porträtierte die ehemaligen Seemänner beim Entrosten im Maschinenraum. Beim Malen an Deck, bei der Pflege des Ladegeschirrs. Ihre Bilder zeigen wettergegerbte Gesichter. Gesichter mit tiefen Falten, die ganze Lebensgeschichten erzählen.

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Daraus ist ein Buch entstanden, das neben eindrucksvollen Fotografien auch viele Erinnerungen und Anekdoten aus der Zeit enthalten, als die „Cap San Diego” noch im Einsatz war. „Cap San Diego: Ein Schiff und seine Menschen” heißt es und ist gerade im Junius Verlag erschienen. Preis: 29,90 Euro.

„Diese Menschen bilden eine ganz besondere Gemeinschaft“, sagt Fotografin Julia Berlin über die Ehrenamtlichen, mit denen sie viel Zeit verbracht hat. In dem Bildband gehe es einerseits um 6000 Tonnen Stahl, aber auch um „Liebe und die Freude am Leben“.

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