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Hitler Tagebücher
  • Der Fälscher der Hitler-Tagebücher: Konrad Kujau. Der „Stern“ zahlte für das gefälschte Machwerk 9,3 Millionen Mark.
  • Foto: dpa

Die gefälschten „Hitler-Tagebücher“: Jetzt wechseln sie die Besitzer

Die Veröffentlichung der gefälschten „Hitler-Tagebücher“ im Hamburger Magazin „Stern“ löste vor 40 Jahren den größten Medienskandal in der Geschichte der Bundesrepublik aus. Jetzt die große Überraschung: Der Bertelsmann-Konzern will die gefälschten Tagebücher nicht länger unter Verschluss halten. Was soll jetzt mit ihnen geschehen? 

Nach Angaben von Bertelsmann werden sie an das Bundesarchiv übergeben. Die in den Jahren vor 1983 vom Fälscher Konrad Kujau erstellten „Tagebücher“ sollen dort aufgrund ihres zeitgeschichtlichen Werts dauerhaft verwahrt und für wissenschaftliche Analysen zur Verfügung gestellt werden. Der „Stern“ hatte bereits zum 30. Jahrestag des Skandals die Übergabe der über Jahre hinweg unter Verschluss gehaltenen Fälschungen an das Bundesarchiv in Aussicht gestellt. Konkrete Schritte folgten aber nicht. Zuletzt war der mediale Druck für eine Herausgabe deutlich gestiegen. So hatte die ARD–Sendung „Reschke Fernsehen“ die Affäre noch einmal aufgearbeitet und der NDR hatte die gefälschten Tagebücher im Internet veröffentlicht.

Bertelsmann will die Tagebücher dem Bundesarchiv übergeben

„Die gefälschten ,Hitler-Tagebücher‘ sind als eigentümliche Zeugnisse der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte im Bundesarchiv gut aufgehoben“, so Archivpräsident Michael Hollmann. „Sie zeigen einen dreisten Versuch, den brutalen Verbrechen des Nationalsozialismus einen menschlichen Anstrich zu geben, der in den 1980er Jahren in der Gesellschaft auf Resonanz traf.“ Nach der Übergabe durch den Verlag würden sie am Standort Koblenz dauerhaft verwahrt. 

Die gefälschten Hitler-Tagebücher, die der Stern 1983 veröffentlichte. dpa
Die gefälschten Hitler-Tagebücher, die der Stern 1983 veröffentlichte.
Die gefälschten Hitler-Tagebücher, die der „Stern“ 1983 veröffentlichte.

Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe sagt: „Wir freuen uns, dass das Bundesarchiv, das vor 40 Jahren bereits die Fälschung der Tagebuchkladden zweifelsfrei nachweisen konnte, nun auch deren Archivierung übernehmen wird.“ Für sein Unternehmen sei es ein weiterer „Schritt in einem auf Transparenz, Wissenschaftlichkeit und Unabhängigkeit ausgerichteten Umgang mit der Unternehmensgeschichte“. Die Quellen würden nun „fachgerecht“ gesichert. 

Auch die Nazi-Verflechtung von „Stern“-Gründer Henri Nannen wird erforscht

Der Publizist, Herausgeber, Chefredakteur, Gründer des Hamburger Magazins „Stern“ und Kunstmäzen Henri Nannen. (Archivbild) dpa
Der Publizist, Herausgeber, Chefredakteur, Gründer des Hamburger Magazins „Stern“ und Kunstmäzen Henri Nannen mit einer Ausgabe seiner Zeitschrift an seinem Schreibtisch.
Der Publizist, Herausgeber, Chefredakteur, Gründer des Hamburger Magazins „Stern“ und Kunstmäzen Henri Nannen. (Archivbild)

Der Bertelsmann-Konzern, zu dem der „Stern“ gehört, lässt die Geschichte des Magazins nach eigenen Angaben seit dem vergangenen Jahr vom Münchner Institut für Zeitgeschichte unabhängig aufarbeiten. Dabei geht es eigentlich um das Wirken von „Stern“-Gründer Henri Nannen zwischen 1948 und 1983 sowie persönliche und inhaltliche Verflechtungen mit der NS-Zeit. Der Forschungsauftrag wurde später um die Episode der „Hitler-Tagebücher“ erweitert. 

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