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Eine Puppe liegt in einer Babyklappe des Hamburger Vereins Sternipark. Die Nachfrage des Angebots geht in Hamburg zurück.
  • Eine Puppe liegt in einer Babyklappe des Hamburger Vereins Sternipark. Die Nachfrage des Angebots geht in Hamburg zurück.
  • Foto: dpa

Deshalb werden Hamburgs Babyklappen kaum noch genutzt

Die Babyklappe: Eltern in Not können dort ihre Neugeborenen anonym abgeben. Vor etwa 22 Jahren wurde die bundesweit erste Babyklappe in Hamburg eingerichtet – doch in den vergangenen Jahren wurde diese Möglichkeit kaum genutzt. Dafür gibt es laut Sozialbehörde einen Grund.

In den vier Hamburger Babyklappen ist 2022 und 2021 kein einziges Kind abgegeben worden. In den Jahren davor war es nach Angaben der Sozialbehörde seit 2016 höchstens ein Baby. Auffällig höher war die Zahl zuletzt 2014 mit sechs Säuglingen. „Die rückläufigen Zahlen sind aus unserer Sicht eindeutig zu erklären“, sagte Behördensprecher Martin Helfrich. Seit acht Jahren bestehe in Deutschland die Möglichkeit, im Wege der sogenannten vertraulichen Geburt zu entbinden. Dabei kann eine Mutter medizinisch sicher in einem Krankenhaus oder mit Hilfe einer Hebamme entbinden, ihr werden aber für 16 Jahre Anonymität garantiert.

Babyklappen in Hamburg: Nachfrage geht zurück

Das entsprechende Gesetz trat am 1. Mai 2014 in Kraft. „Auf diese Weise ist eine medizinisch begleitete Geburt gesichert und das Kind hat ab seinem 16. Geburtstag grundsätzlich die Möglichkeit, Auskunft über seine Herkunft zu erhalten“, erklärte Helfrich. Eine anonyme Ablage in einer Babyklappe bringe ein Problem mit sich, denn Kinder hätten ein Recht, über ihre Herkunft Bescheid zu wissen. „Wenn keinerlei Informationen zur Herkunft bekannt sind, ist das mitunter eine schwere Last für die weitere Entwicklung des Kindes.“

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Vor mehr als 22 Jahren wurde in Hamburg die erste Babyklappe Deutschlands vom Verein Sternipark gegründet. Mittlerweile gibt es vier Babyklappen in Hamburg: im Kinderhaus in der Goethestraße (Altona), im Kinderhaus Schönenfelder Straße (Wilhelmsburg), im Altonaer Kinderkrankenhaus in der Bleickenallee (Ottensen) und in der Asklepios Klinik Wandsbek in der Alphonsstraße. 

„Tatsächlich ist seit 2020 in den Hamburger Babyklappen kein Neugeborenes mehr übergeben worden“, so die Sternipark-Geschäftsführung. „In anderen Bundesländern stellt sich die Situation anders dar. Bereits das zeigt, dass das Angebot nicht überflüssig ist.“ Auch ein Sprecher von Asklepios betont mit Blick auf die Babyklappe der Klinik Wandsbek, es sei trotz der niedrigen Zahlen wichtig, Müttern diese Alternative weiter zu bieten.

Hamburg: Hilfen für Schwangere in schwierigen Situationen

Nach Ansicht von Sternipark ist der Rückgang weniger auf die Möglichkeit der vertraulichen Geburt zurückzuführen. Das liege eher an erfreulichen gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland, hieß es. „Wir sind insgesamt ein kinderfreundlicheres Land geworden.“ Elternschaft und Berufstätigkeit ließen sich besser verbinden. „In Hamburg zum Beispiel steht ein sehr umfassendes Angebot von Kitas ab Ende des Mutterschutzes zur Verfügung.“

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Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) betont: „Schwangere in schwierigen Lebenssituationen erhalten in Hamburg durch ein umfangreiches, im Verlauf der letzten zehn Jahre nochmals erheblich verbessertes Familien- und Jugendhilfesystem die erforderlichen Hilfen.“ So wolle man von vorneherein vermeiden, dass es überhaupt zu einer Situation komme, in der Mütter sich mit dem Kind überfordert sehen. „Schon in der Schwangerschaft kann beispielsweise das Jugendamt mithelfen, gute Lösungen für mögliche Probleme zu finden und Unterstützung organisieren.“ (dpa/ncd)

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