Unternehmerin zieht ins Wohnmobil, um ihre Firma zu retten
Mit einer radikalen Sparmaßnahme will sie ihre Firma mit 46 Mitarbeitern durch die Energiekrise bringen: Lena Klimstein, Geschäftsführerin einer Großwäscherei bei Neustadt (Holstein), hat ihr eigenes Gehalt drastisch gekürzt – und ist mit ihrer Familie ins Wohnmobil gezogen.
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Mit einer radikalen Sparmaßnahme will sie ihre Firma mit 46 Mitarbeitern durch die Energiekrise bringen: Lena Klimstein, Geschäftsführerin einer Großwäscherei bei Neustadt (Holstein), hat ihr eigenes Gehalt drastisch gekürzt – und ist mit ihrer Familie ins Wohnmobil gezogen.
„Wir sind ein Familienbetrieb“, sagt die 31-jährige Chefin des Wäschedienstes Pätzold in Sierksdorf im Gespräch mit der MOPO. „Da sind wir bereit zu sparen, solange es im Rahmen bleibt.“ Dabei denkt sie vor allem an die 46 Arbeitsplätze, für die sie Verantwortung trägt.
Ihren persönlichen Rahmen des Erträglichen haben sie und ihr Mann Peer-Hendrik Grenke-Klimstein, Prokurist der Firma, schon sehr eng gesetzt. Das Paar wohnt mit Tochter Martha (2) seit gut sechs Wochen auf 17 Quadratmetern in einem Wohnmobil. Strom gibt’s von den Solarzellen auf dem Dach. „Zum Kochen und Heizen haben wir eine Gasflasche“, erklärt Klimstein. „Die hält ein bis anderthalb Wochen und kostet 25 bis 30 Euro. So ein kleiner Raum ist ja schnell warm.“
Wäscherei-Chefin zieht ins Wohnmobil, um Firma zu retten
Das rollende Zuhause kostet 550 Euro Monatsrate. Da sie ihre bereits gekündigte 69-Quadratmeter-Wohnung jetzt schon nicht mehr bewohnen, fallen jeden Monat 460 Euro Heizkosten weg. Bis Ende des Jahres müssen sie aber noch die von 750 Euro auf 890 Euro erhöhte Kaltmiete zahlen. Da hat der Vermieter aber schon Verhandlungsbereitschaft signalisiert.
Auch abgesehen von dieser ungewöhnlichen Sparmaßnahme hat Familie Grenke-Klimstein den Gürtel eng geschnallt. Statt 5500 Euro netto zahlen sich die beiden Eheleute nur noch 3000 Euro aus. Alles, um den energieintensiven Wäschereibetrieb für Hotels und Gastronomie am Leben zu halten – angesichts brutaler Preissteigerungen.
Energiekrise bringt Wäscherei in Sierksdorf in Bedrängnis
„Der August ist unser stärkster Monat, wenn alle Unterkünfte in der Umgebung ausgebucht sind, da verbrauchen wir im Schnitt 511.000 Kilowattstunden Gas pro Monat“, rechnet Klimstein vor. „Im August 2019 haben wir dafür rund 35.000 Euro im Monat bezahlt, dieses Jahr waren es 156.000 Euro – also fast eine Verfünffachung.“ Solche Preissprünge könnte sie nicht an die Kunden weitergeben – „das ist zu viel in zu kurzer Zeit.“ Die Folge: Die Firma schreibt Verluste.
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Klimstein hofft, dass die Politik bei den geplanten Entlastungen endlich Tempo macht. „Wir brauchen zügige Hilfen, auch für den Mittelstand“, fordert sie. „Der Gaspreisdeckel muss spätestens zum 1. Januar kommen. Aber wir bleiben optmistisch.“