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  • Wird die Alte Süderelbe bald ganz anders aussehen?
  • Foto: imago/Lars Berg

Der Streit um die Alte Süderelbe: Wird hier bald ein Naturparadies zerstört?

Geeignete Lösung oder Natur-Killer? Die Tideelbe verschlickt zunehmend und der Wasserpegel steigt – Abhilfe muss her. Eine Möglichkeit wäre die Wiederanbindung der Alten Süderelbe, doch es gibt erbitterten Widerstand. 

Es ist gar nicht so lange her, da war die Alte Süderelbe noch mit der Tideelbe verbunden. Dann kam die verheerende Sturmflut 1962 und die Verbindung wurde gekappt.

Seitdem ist es ein Stillgewässer, es gibt keinen Tidefluss mehr und die Alte Süderelbe ist nach der Alster der zweitgrößte See der Stadt. Das rund sechs Kilometer lange Gewässer ist heute Naturschutzgebiet und gilt als wunderschönes Biotop. Verschiedenste Fischarten, Vögel und Pflanzen sind hier ansässig, Obstbauern haben sich in naher Umgebung angesiedelt.

Wird die Alte Süderelbe wieder an die Tideelbe angebunden?

Nun könnte sich aber einiges zwischen Finkenwerder und Francop ändern – der Wiederanschluss der Alten Süderelbe an den Hauptstrom der Elbe liegt als Option auf dem Tisch. Vier Jahre lang haben sich Experten Gedanken dazu gemacht, wie man die Tidedynamik der Elbe dämpfen kann.

Das sogenannte „Forum Tideelbe“, das die drei Nordländer Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein initiiert haben, untersuchte dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten und stellte Ende 2020 drei favorisierte Maßnahmen vor. Die Wiederanbindung der Haseldorfer Marsch, der Dove Elbe oder eben der Alten Süderelbe.

„Forum Tideelbe“ hält Alte Süderelbe als beste Option 

Und genau die Wiederanbindung der Alten Süderelbe wird als am vielversprechendsten gehandelt und würde wohl rund 700 Millionen Euro kosten.

Im Abschlussbericht des „Forum Tideelbe“ heißt es, dass ein Tideanschluss an die Alte Süderelbe „technisch machbar ist, dazu beitragen kann, die Tidedynamik in der Stromelbe zu dämpfen und wertvoller Tide-Lebensräume geschaffen werden kann“. Allerdings: „Das Ergebnis wird gesellschaftlich mehrheitlich abgelehnt“, wissen auch die Experten.

Trecker-Demo gegen Wiederanbindungs-Pläne

Wie die Ablehnung konkret aussieht, zeigte sich am Mittwoch in Hamburg. 50 Trecker hatten sich aus Neuenfelde, über die Köhlbrandbrücke bis in die Hamburger Innenstadt auf den Weg gemacht, um den rot-grünen Senat davon abzuhalten, die vorgeschlagene Wiederanbindung der Alten Süderelbe an die Tideelbe umzusetzen.

Die Trecker-Demo auf dem Weg zum Rathaus.

Die Trecker-Demo auf dem Weg in die Stadt.

Foto:

Caroline Dobs/Andre Lenthe

Im Gepäck hatten die Obstbauern eine Unterschriftenliste mit fast 30.000 Signaturen. Dahinter stecken Anwohner, die sich in der „Interessengemeinschaft Süderelbe e.V.“ zusammengeschlossen haben. Sie kritisieren in einer Petition eine Vielzahl von möglichen Konsequenzen, die durch eine Wiederanbindung entstehen würden. So würde der Lebensraum vieler seltener und geschützter Arten verloren gehen, die Landwirtschaft vor Ort bedroht werden oder auch private Grundstücke für den Umbau enteignet werden.

„Die Liste ist lang und es hat den Anschein, als ob gegen alle Bedenken gehandelt werden soll, um die jahrelange Planung nicht überflüssig zu machen. Das kann nicht die Lösung sein! Lasst uns dieses undurchdachte Mammutprojekt kippen, bevor es zu spät ist!“

Neuer Lebensraum würde geschaffen werden

Auch das „Forum Tideelbe“ räumte in den Ergebnissen ein, dass „sich die Lebensräume an der Alten Süderelbe stark verändern würden – von einem Stillgewässer mit angrenzenden offenen Grünlandbereichen hin zu einem Lebensraumtypus eines Ästuars, der vom Auf und Ab der Tide geprägt wäre“.

Demnach würde sich vor allem der Fisch- und Pflanzebestand nachhaltig wandeln, und Amphibien Lebensraum verloren gehen. Im Gegenzug würde jedoch ein neuer Lebensraum entstehen, der „ökologisch hochwertig und besonders selten ist“. 

CDU will Wiederanbindung der Alten Süderelbe verhindern

Die Petition der Umbau-Gegner wurde am Mittwoch an den CDU-Politiker und Vize-Bürgerschaftspräsidenten André Trepoll übergeben, der sich gegen die Wiederanbindung der Alten Süderelbe einsetzt.

„Die Risiken einer offenen Alten Süderelbe überwiegen klar die angeblichen Vorteile. Die größten Gefahren liegen im Eindringen giftiger Stoffe und dem mit der Öffnung einhergehenden steigenden Wasserspiegel. Denn dadurch erhöht sich nicht nur die Überschwemmungsgefahr zulasten von über 70.000 Menschen, sondern es droht insbesondere die Vernichtung sensibler Flora und Fauna in einem heute sehr lebenswerten Biotop“, sagte Trepoll.

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Die SPD-Fraktion betonte, es gebe bisher lediglich einen Prüfungsprozess. Es sei eine Unterstellung, so zu tun, als sei die Öffnung der Süderelbe bereits beschlossene Sache. 

„Der Senat plant keine Öffnung der Alten Süderelbe. Es gibt viele offene Fragen zu einer möglichen Öffnung, diese Fragen wollen wir prüfen“, sagte Fraktionschef Dirk Kienscherf. (fkm)

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