Demonstration für Entkriminalisierung von Abtreibungen
Abtreibungen sind in Deutschland grundsätzlich verboten, werden unter bestimmten Bedingungen aber nicht bestraft. Seit Jahrzehnten sorgt der Paragraf 218 im Strafgesetzbuch für Streit zwischen Befürwortern einer restriktiven Regelung und denen, die für eine völlige Freigabe sind. In Hamburg haben nun Hunderte demonstriert: Sie verlangen ein Ende der Strafbarkeit und einen uneingeschränkten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen.
Mehr als 200 Menschen haben am Sonntag für eine Entkriminalisierung von Abtreibungen demonstriert. Sie zogen vom S-Bahnhof Sternschanze zur Reeperbahn. Zu der Demonstration unter dem Motto „Jetzt erst recht! Abtreibung entkriminalisieren“ hatte ein Bündnis aus Pro Familia und weiteren Organisationen aufgerufen. Die 200 bis 300 Teilnehmer waren mehrheitlich Frauen. Die Polizei konnte zunächst keine Angabe zur Teilnehmerzahl machen.
Forderungen des feministischen Bündnisses
Das feministische Bündnis setzt sich nach eigenen Angaben für einen uneingeschränkten Zugang zu Abtreibungen ein. Es fordert das Abschaffen der Fristenregelung, der Pflichtberatung und der Wartezeit sowie die Kostenübernahme durch die Krankenkasse.
Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland grundsätzlich strafbar – für alle Beteiligten. Lässt sich die Frau jedoch von einer staatlich anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle beraten, darf ein Arzt den Abbruch bis zum Ende der zwölften Woche nach der Empfängnis vornehmen.
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Nach Angaben des Statistikamts Nord wurden im Jahr 2023 in Hamburg 3519 Schwangerschaftsabbrüche erfasst, nach 4334 im Vorjahr. 97 Prozent der Abtreibungen folgten nach der Beratungsregelung. Nur selten ging dem Schwangerschaftsabbruch eine medizinische Indikation voraus, mit der eine schwerwiegende Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Frau bescheinigt wird. In Hamburg waren das 86 Fälle. Eine kriminologische Indikation, etwa nach einer Vergewaltigung, ist der Statistik zufolge eine extrem große Ausnahme. (dpa/mp)
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