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Der Hauptsitz des privaten Bankhauses M.M.Warburg & CO in der Ferdinandstraße 75 in Hamburg.
  • Der Hauptsitz des privaten Bankhauses M.M.Warburg & Co in der Ferdinandstraße 75 in Hamburg.
  • Foto: Imago

Hamburger Cum-Ex-Bank soll fast 100 Millionen Euro Steuern nachzahlen

Die Hamburger Warburg Bank hat wegen ihrer Cum-Ex-Geschäfte bereits 176 Millionen Euro zu Unrecht erstatteter Steuern zurückzahlen müssen. Nun stehen weitere knapp 100 Millionen Euro im Raum. Diesmal geht es um sogenannte Cum-Cum-Deals.

Die in den Cum-Ex-Skandal verwickelte Hamburger Warburg Bank ist mit weiteren Steuernachforderungen in Höhe von fast 100 Millionen Euro konfrontiert. Diesmal geht es jedoch nicht um Cum-Ex-, sondern um sogenannte Cum-Cum-Geschäfte.

Hamburg fordert fast 100 Millionen Euro an Steuern zurück

Dabei wurden von ausländischen Anlegern gehaltene Aktien kurz vor dem Dividendenstichtag an inländische Anteilseigner übertragen, etwa Banken. Diese konnten sich dann die Kapitalertragssteuer anrechnen beziehungsweise erstatten lassen. Danach wurden die Aktien samt Dividende zurückgereicht. Experten gehen davon aus, dass der Steuerschaden durch diese Geschäfte noch höher ist als bei den Cum-Ex-Deals, die mit zehn Milliarden Euro taxiert werden.

Die Warburg Bank bestätigte einen „Spiegel”-Bericht, wonach der Hamburger Fiskus von der Privatbank 98,6 Millionen Euro fordert. „Es ist (…) korrekt, dass es diese Steuernachforderung gibt, siehe auch unseren Jahresabschluss 2021 im Bundesanzeiger”, sagte eine Sprecherin. Gegen den Nachforderungsbescheid für die Jahre 2011 bis 2014 sei jedoch Einspruch eingelegt und der Bescheid damit außer Vollzug gesetzt.

Cum-Cum: Mehr als fünf Milliarden Euro Schaden

„Wir gehen derzeit nicht von weiteren signifikanten Belastungen für die Warburg Bank im Zusammenhang mit sogenannten Cum-Cum-Transaktionen aus”, sagte die Sprecherin. Die Warburg Bank und die Warburg Invest hätten keine steuerlichen Vorteile durch die Geschäfte gehabt. Die Bank habe nur als Verwahrstelle gedient. „Die steuerlichen Vorteile kamen vielmehr den Inhabern der Aktien beziehungsweise Anlegern der Sondervermögen zugute”, betonte die Sprecherin.

Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). dpa
Andreas Dressel
Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).

Die Hamburger Finanzbehörde wollte sich nicht zum konkreten Fall äußern und verwies auf das Steuergeheimnis. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagte aber: „Wir verfolgen Cum-Cum-Gestaltungen konsequent und fordern zurück, sobald wir rechtlich die Chance dazu haben.”

Nach Zahlen, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, bearbeiten die Finanzbehörden der Länder bundesweit derzeit mehr als 170 Cum-Cum-Fälle mit einem Steuerschaden von mehr als fünf Milliarden Euro. Bislang zurückverlangt worden seien davon etwa 275 Millionen Euro.

Scholz vor dem Hamburger Untersuchungsausschuss

Dressel betonte: „Die Tatsache, dass wir bei der Rückforderungsquote im Ländervergleich auf Platz zwei liegen, zeigt, dass Hamburg hier kein Vollzugsdefizit hat.”

Genau das wurde den Hamburger Behörden im Zusammenhang mit den Cum-Ex-Geschäften der Warburg Bank vorgeworfen. Unter anderem der damalige Hamburger Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) soll nach Treffen mit den Bankern Max Warburg und Christian Olearius möglicherweise politisch Einfluss genommen haben, so dass das Finanzamt zunächst von Rückforderungen in Millionenhöhe Abstand genommen hatte.

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Ein Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft versucht seit mehr als zweieinhalb Jahren, den Anschuldigungen auf den Grund zu gehen. Scholz weist jegliche Einflussnahme zurück. In Berlin streiten sich Union und SPD um einen weiteren Untersuchungsausschuss im Bundestag.

Die Warburg Bank selbst musste schließlich aufgrund eines Gerichtsbeschlusses insgesamt mehr als 176 Millionen Euro zu Unrecht erstatteter Steuern zurückzahlen. Sie versucht aber weiter auf juristischem Weg, gegen die geänderten Steuerbescheide vorzugehen. (dpa)

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