• Normalerweise ist am Rathausmarkt zur Mittagszeit viel los – doch die Corona-Krise beeinträchtigt Hamburg deutlich.
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Corona-Krise: So hart trifft es die Hamburger

In Hamburg sind Geschäfte und Spitzenhotels geschlossen, die Justiz zum Schutz der Beschäftigten und Betroffenen auf das Notwendigste runtergefahren, die Bürgerschaft in Notbesetzung konstituiert. So hart greift die Corona-Pandemie in das Alltagsleben der Hamburger ein.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das öffentliche Leben in Hamburg werden in beinahe allen Bereichen immer deutlicher. Nach Schulen und Kitas blieben am Mittwoch auch die Mehrzahl der Geschäfte in der Hansestadt geschlossen, die Justiz fuhr ihre Arbeit zum Schutz der Beschäftigten und Betroffenen bis auf weiteres auf das Notwendigste herunter und erste Nicht-EU-Bürger wurden am Flughafen bei der Einreise abgewiesen. Die Hamburgische Bürgerschaft kam dreieinhalb Wochen nach der Wahl in einer Notbesetzung zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen.

„Wir brauchen eine handlungsfähige Justiz – und zwar jetzt und auf längere Sicht“, sagte Justizsenator Till Steffen (Grüne) am Mittwoch. Entsprechend liefen Strafsachen fristgemäß weiter und dringliche Fälle etwa zu Stromsperrungen, Wohnungsräumungen oder Inobhutnahmen würden ebenfalls bearbeitet. „Dafür werden andere Verfahren zurückgestellt werden müssen“, sagte Steffen. Er nannte etwa über Jahre laufende Bauprozesse, bei denen Urteilsfindungen nun länger dauern könnten. Insgesamt solle die Zahl der mündlichen Verhandlungen auf das Nötigste reduziert werden.

Auch Hamburger Häftlinge sind betroffen

Erhebliche Einschränkungen müssen wegen der Corona-Pandemie auch die knapp 2000 Hamburger Häftlinge hinnehmen. So seien zur Verhinderung einer Infektion unter anderem sämtliche Frei- und Ausgänge gestrichen und Besuche massiv eingeschränkt worden. Besuche gebe es nur noch in begründeten Einzelfällen und auch nur hinter Trennscheiben. Es bestehe „in großem Umfang“ die Sorge, „dass der Krankheitserreger eingetragen wird und wir dann zu einer sehr schnellen Ausbreitung des Virus in den Haftanstalten kommen“.

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Das wegen der Coronakrise angeordnete Einreiseverbot für alle Nicht-EU-Bürger hat am Hamburger Flughafen bereits Konsequenzen. Es habe schon Einreiseverweigerungen gegeben, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Zu Zahlen äußerte sie sich nicht. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Dienstag ein faktisches Einreiseverbot für Nicht-EU-Bürger angeordnet, das zunächst für 30 Tage gelten soll.

Spitzenhotels nehmen keine Gäste mehr auf

Neben Geschäften trifft die Coronakrise auch Hamburgs Spitzenhotels. Das Hotel Süllberg im Stadtteil Blankenese hat bereits geschlossen, das Westin an der Elbphilharmonie nimmt von Freitag an keine Gäste mehr auf. „Wir wollen uns an der Mitwirkungspflicht beteiligen“, sagte Madeleine Marx, General Managerin des Westin, der Deutschen Presse-Agentur. Nachdem die Elbphilharmonie bereits den Spielbetrieb eingestellt hatte, waren die Gästezahlen ohnehin zurückgegangen.

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Schon am Mittwoch war im Atlantic Schluss. Wie ein Sprecher sagte, sollen jetzt ohnehin geplante Renovierungsarbeiten erledigt werden. Eine Wiedereröffnung wird für den 30. April angestrebt. Süllberg-Chef Karlheinz Hauser schrieb im Facebook-Profil seines Hauses: „Wir bedauern sehr, dass aufgrund der aktuellen Situation unsere Restaurants, der Ballsaal und das Hotel auf unbestimmte Zeit schließen müssen. Die Gesundheit unserer Mitarbeiter und Gäste hat oberste Priorität.“ Die Hamburger Gastronomie-Messe Internorga sagte unterdessen ihre Veranstaltung für dieses Jahr ganz ab.

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Angehende Juristen aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen können ihr zweites Staatsexamen aufgrund des neuartigen Coronavirus erst später ablegen. Die im April anstehenden Klausuren sollen auf die erste Juni-Hälfte verschoben werden, teilte das Hanseatische Oberlandesgericht mit. Betroffen sind in Hamburg auch Studierende, die vor dem ersten Staatsexamen stehen. Die bis Ende März geplanten mündlichen Prüfungen werden verlegt.

Das Hamburger Tierheim schränkte seinen Publikumsverkehr ein. „Man muss jetzt klingeln. Tor und Türen sind zu“, sagte ein Sprecher des Tierheims in der Süderstraße. Derzeit dürfe man das Heim nur betreten, wenn man ein Tier abgeben muss oder eins adoptieren möchte. „Wer sich nur umschauen will, kommt nicht rein.“ Auch der Verkauf von Kaffee und Kuchen sowie Gruppenveranstaltungen wurden abgesagt. Der Sprecher ging davon aus, dass die Vermittlungszahlen sinken werden.

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Gleichzeitig dürfte die Zahl der im Tierheim betreuten Tiere in den kommenden Tagen und Wochen steigen. Zuletzt warteten den Angaben zufolge 1356 Tiere auf ein neues Zuhause, darunter 170 Hunde, 214 Katzen und 205 Reptilien. Am Montag habe es bereits keine Vermittlung mehr gegeben. „Die Menschen denken in der aktuellen Situation aber auch erstmal an etwas anderes als eine Tieradoption.“ (dpa/mp)

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