• Die Hamburger Tafel reagiert auf das Virus: Lebensmittel werden vorgepackt und dann draußen ausgegeben.
  • Foto: dpa

„Corona? Bedürftige haben trotzdem Hunger“: Viele Tafeln schließen Lebensmittelausgabe

Trotz aller Solidarität: Für viele arme Menschen wird die Corona-Krise zu einer harten Belastungsprobe. Denn die Unterstützung für sie nimmt notgedrungen erst einmal rapide ab. Bei den Tafeln in und um Hamburg arbeiten vor allem Ehrenamtliche und die sind oftmals 65 Jahre und älter. Sie müssen sich selbst schützen. Deshalb haben viele Tafeln die Lebensmittel-Ausgabe komplett eingestellt. Jetzt ist unkomplizierte Hilfe nötig!

Ein Rundruf der MOPO zeigt das Ausmaß: Die Tafeln in Pinneberg, Bergedorf und Wilhelmsburg haben jetzt schon komplett geschlossen. Bei der großen Hamburger Tafel haben 30 Prozent der Ausgabestellen den Betrieb eingestellt. Eine schwierige Situation. Die Tafeln versorgen weit mehr als 20.000 Menschen mit Lebensmitteln, aber auch Shampoo, Seife und anderen wichtigen Dinge des täglichen Lebens.

Hamburger Tafel packt jetzt Kisten in Corona-Zeiten.

Mitarbeiter von Hamburger Tafel und Arbeiter Samariter Bund packen Kisten für Bedürftige.

Foto:

picture alliance/dpa

Peter Kuczora von der Bergedorfer Tafel erklärt die vorübergehende Schließung so: „Wir haben eine Fürsorgepflicht den 150 Ehrenamtlichen gegenüber. Sie sollen sich nicht infizieren.“ Der Altersdurchschnitt bei der Tafel liegt bei deutlich mehr als 65 Jahren, so Kuczora. Die Tafel hat zunächst einmal bis Ende März zu. Sie versorgt normalerweise jede Woche 1500 Menschen mit Lebensmitteln und Co.

Tafeln Pinneberg und Bergedorf wegen Corona geschlossen

Auch die Tafel in Pinneberg hat den Betrieb aus diesen Gründen eingestellt. Und Wilhelmsburg ebenso. Doch von dort gibt es einen Lichtblick. In Absprache mit dem Gesundheitsamt soll ab Montag wieder geöffnet werden – unter besonderen Hygiene-Standards. „Corona ist schlimm. Aber die Bedürftigen haben ja trotzdem Hunger“, sagt Leiterin Gudrun Tomporan-Schmidt.

Tafel

Bei der Hamburger Tafel ist derzeit alles open Air.

Foto:

picture alliance/dpa

Die Wilhelmsburger Tafel versorgt pro Woche 300 bis 400 Menschen. Der Mittagstisch bleibt geschlossen. Aber die Lebensmittel-Ausgabe startet Montag an den üblichen Stellen wieder. Allerdings könnte es auch sein, dass weniger Bedürftige kommen – auch unter ihnen gibt es viele Vorerkrankte oder ältere Menschen, die vorsichtig sein müssen.

Hamburg: Tafel in Wilhelmsburg öffnet Montag wieder!

Die große Hamburger Tafel versorgt 27 Ausgabestellen mit Lebensmitteln, die dort in Sozialeinrichtungen und Kirchengemeinden verteilt werden. Auch dort besteht das Problem, dass Teile der Ehrenamtlichen selbst älter sind und sich einem Risiko aussetzen würden. „60 Prozent der Ausgabestellen haben geschlossen“, sagt Florian Hermann aus der Lagerleitung.

Außerdem werden bei vielen Supermärkten und anderen Lieferanten aktiv keine Lebensmittel mehr eingesammelt. Die Tafel konzentriert sich auf die Großspender und Lagerbestände. Daher gibt es derzeit weniger Frischware und dafür mehr Konserven. 

Hamburger Tafel packt Lebensmittel an der frischen Luft

Die Kisten und Tüten werden vorher im Freien fertig gepackt und können dann an den Ausgabestellen mitgenommen werden. Wo es geht, wird die Ausgabe nach draußen verlegt. Die Lieferfahrzeuge sowie die Lagerflächen der Hamburger Tafel werden strengstens hygienisch überwacht und regelmäßig desinfiziert.

Im Video: Senat plant Rettungsschirm für Gewerbe

Auch in Niedersachsen und Bremen sind etliche Tafeln geschlossen (Lüneburg, Stade, Hannover). Niedersachsens Tafel-Landes-Chef Manfred Jabs versichert: „Wir suchen nach alternativen Lösungen. Wir sind dabei, bei vielen Tafeln Notdienste zu organisieren, bis hin zum Lieferservice.“

Das könnte Sie auch interessieren:  Obdachlosenhilfe klagt über Hamsterkäufe

Es gebe zahlreiche Menschen, die sich anböten, ihre alten Nachbarn zu unterstützen und die Ware für sie abholen. Einige Tafeln hätten zudem bereits einen Aufruf an ältere Schüler gemacht, ob diese nicht helfen wollen. „Denn junge Leute sind ja nicht ganz so gefährdet“, so Jabs. Vielleicht auch Ideen für Hamburg?

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp