Club-Betreiber stinksauer: Ist das Tanzverbot noch zeitgemäß?
Hamburgs Club-Betreiber sind auf Zinne: Wegen verstärkter Polizei-Kontrollen am Karfreitag sprechen sie von einer „koordinierten Aktion“ gegen die Diskotheken – und fordern die sofortige Abschaffung des Tanzverbots. Wer sie dabei unterstützt und was die Nordkirche dazu sagt.
Maren Dickers ist stinksauer: Seit mehr als 30 Jahren arbeite sie schon im Hamburger Nachtleben, doch so strenge Kontrollen wie an diesem Karfreitag habe sie noch nie erlebt, erzählt sie der MOPO. „Ohne jegliche Vorwarnung wurde das Verbot erstmals wieder aktiv kontrolliert“, kritisiert die Betreiberin des Kiez-Clubs „Frieda B.“ auf dem Hans-Albers-Platz. Was sie besonders wütend macht: Etliche Clubs auf dem Hans-Albers-Platz hätten die Polizisten dicht gemacht, während aus vielen anderen Diskotheken weiter laute Musik dröhnte. „Das Feiertagsschutzgesetz ,für alle’ wurde von euch unsachgemäß und unprofessionell umgesetzt“, so Dickers an die Polizei gerichtet.
Hamburgs Club-Betreiber sind auf Zinne: Wegen verstärkter Polizei-Kontrollen am Karfreitag sprechen sie von einer „koordinierten Aktion“ gegen die Diskotheken – und fordern die sofortige Abschaffung des Tanzverbots. Wer sie dabei unterstützt und was die Nordkirche dazu sagt.
Maren Dickers ist stinksauer: Seit mehr als 30 Jahren arbeite sie schon im Hamburger Nachtleben, doch so strenge Kontrollen wie an diesem Karfreitag habe sie noch nie erlebt, erzählt sie der MOPO. „Ohne jegliche Vorwarnung wurde das Verbot erstmals wieder aktiv kontrolliert“, kritisiert die Betreiberin des Kiez-Clubs „Frieda B.“ auf dem Hans-Albers-Platz. Was sie besonders wütend macht: Etliche Clubs auf dem Hans-Albers-Platz hätten die Polizisten dicht gemacht, während aus vielen anderen Diskotheken weiter laute Musik dröhnte. „Das Feiertagsschutzgesetz ,für alle’ wurde von euch unsachgemäß und unprofessionell umgesetzt“, so Dickers an die Polizei gerichtet.
Clubkombinat Hamburg: „Feiertage gehören zu unserem Kerngeschäft“
Auch das Clubkombinat Hamburg kritisiert das Vorgehen der Polizei: „Feiertage gehören zu unserem Kerngeschäft“, so die Vorsitzende Anna Lafrentz. Umso trauriger mache es die Betreiber, dass die Polizei nach den harten Corona-Jahren und all den Jahrzehnten, in denen man die Clubs am Karfreitag „halbwegs gewähren ließ“, plötzlich so hart durchgreife. Claudia Mohr vom Kombinatsvorstand spricht von einer „koordinierten Aktion gegen die Clubs“. Die Polizei Hamburg widerspricht: Die Kontrollen seien nur im Rahmen der normalen Streife passiert. Es habe Karfreitag keinen „Schwerpunkteinsatz“ gegeben.
Christen gedenken an Karfreitag Jesu Christi, der an diesem Tag am Kreuz starb. Das Tanzen ist in fast allen Bundesländern ganztägig verboten – in Hamburg von Freitag ab 2 Uhr bis in die Nacht auf Samstag 2 Uhr – also 24 Stunden lang. „Aber passt das Tanzverbot heutzutage noch zu einer offenen Gesellschaft?“, fragt Maren Dickers kritisch. „Man kann die Würde dieses Tages auch wahren und es trotzdem jedem selbst überlassen, ob er feiern oder Kultur erleben will oder auch nicht.“
Auch das Clubkombinat fordert die sofortige Abschaffung des Tanzverbots. „Es ist gerade nicht Aufgabe des Staates, die Interessen einer Religionsgemeinschaft durchzusetzen und den Hamburgern Vorschriften zu machen, wie sie ihre Freizeit zu gestalten haben – auch nicht an einem einzigen Tag im Jahr“, so Claudia Mohr.

Politiker springen den Club-Betreibern zur Seite. „In einer Zeit, in der immer mehr Menschen der christlichen Kirche den Rücken kehren, stellt sich die Frage, inwiefern ein generelles Tanzverbot noch zeitgemäß ist“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Kienscherf auf MOPO-Anfrage. „Hamburg ist eine bunte Stadt, in der diverse Glaubensgemeinschaften miteinander leben.“ Es sei an der Zeit, das Verbot für die gesamte Stadtgesellschaft zu prüfen.
Tanzverbot: „Ein Flickenteppich an Regelungen der Länder“
Auch Jennifer Jasberg, Fraktionsvorsitzende der Grünen, plädiert für „einen Dialog für eine zeitgemäße Lösung“, denn ein Großteil der Menschen in Hamburg sei nicht kirchlich gebunden. „Der Flickenteppich an Regelungen der Länder zeigt ja bereits, dass es unterschiedliche Arten der Ausgestaltung des Verbots gibt. In Bremen und Berlin beispielsweise ist das Tanzen am Karfreitag ab 21 Uhr wieder erlaubt.“
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Und was sagt die evangelisch-lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) zu den Forderungen, das Tanzverbot zu kippen? „Der Karfreitag hat im christlichen Glauben einen sehr hohen Stellenwert. Er wird bestimmt durch die Trauer über Gewalt, Leid, Folter und Tod. Themen, die heute so präsent sind, wie lange nicht“, sagt Pressesprecher Michael Birgden zur MOPO. „Wir als Kirche sind daher sehr dankbar, dass der Charakter dieses Tages besonders geschützt wird.“ Wichtig seien der Nordkirche dabei aber weniger die Details der Regelung, sondern der „grundsätzliche Erhalt des Karfreitags als eines stillen Tages“.