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Am 6. November kam es auf der Reeperbahn zu einer schweren Körperverletzung. Die Polizei bittet um Zeugenhinweise. (Symbolfoto)
  • Polizei auf der Reeperbahn. (Symbolfoto)
  • Foto: dpa | Jonas Walzberg

Ärger nach Polizeikontrollen wegen Tanzverbot – Senator fordert Abschaffung

Ärger um Tanzverbot-Kontrollen in Hamburg: Nachdem die Polizei in der Nacht zu Karfreitag zahlreiche Clubs kontrollierte, gehen die Betreiber auf die Barrikaden. Das Clubkombinat fordert die Abschaffung des Tanzverbots – und bekommt Unterstützung von einem Senator.

Das Clubkombinat – ein Zusammenschluss von Hamburger Clubs, Bars und Kneipen mit rund 170 Mitgliedern – hat ein Ende des Tanzverbots am Karfreitag verlangt und übermäßig harte Kontrollen beklagt. „Ein generelles Tanzverbot, unabhängig davon, ob Personen in ihrer Religionsausübung gestört werden, hält das Clubkombinat für unverhältnismäßig“, sagte Vorstand Claudia Mohr am Freitag.

Schärfste Tanzverbot-Kontrolle seit Jahrzehnten

Das erste Mal seit 20 Jahren habe die Stadt Musikclubs in den Bezirken Altona und Mitte auf Grundlage des Tanzverbots an Ostern unter der Androhung von Bußgeld schließen lassen.

„Wir vermuten eine koordinierte Aktion gegen die Clubs – ohne jegliche Vorwarnung“, klagte Mohr. Bereits seit 1957 dürfen am Karfreitag eigentlich zwischen 2 Uhr morgens bis 2 Uhr des Folgetages keine Veranstaltungen stattfinden, die den ernsten Charakter des Tages nicht wahren.

Ein so starker Einschnitt in die Rechtsgüter Dritter sei nicht mehr zeitgemäß, so das Clubkombinat. „Es ist gerade nicht Aufgabe des Staates, die Interessen einer Religionsgemeinschaft durchzusetzen und den Hamburgerinnen und Hamburgern Vorschläge oder Vorschriften zu machen, wie sie ihre Freizeit zu gestalten haben – auch nicht an einem einzigen Tag im Jahr.“

Clubkombinat berichtet von Club-Schließungen

Das Clubkombinat berichtet von Polizeieinsätzen im „Uebel & Gefährlich“ und dem Hamburger Berg. Auch auf dem Hans-Albers-Platz wurden demnach Clubs geschlossen. Dabei sei dort bislang ein Herunterregeln der Musik-Lautstärke der Musik und das Schließen der Türen als praktikable Variante geduldet worden.

„Wir warten nun gespannt darauf, wer für diese Aktion die Verantwortung trägt. Und ob die Bevormundung weiter Teile der Bevölkerung durch die völlig haltlose Behauptung, Kulturveranstaltungen stören Christen in der Ausübung ihrer Religion, nun endlich ein Ende findet“, sagt John Schierhorn, der unter anderem das „Schrödingers“ in der Schanze betreibt.

Die Polizei wollte auf Nachfrage der MOPO keine gezielte Aktion bestätigen. Verstöße gegen das Tanzverbot werden demnach als Ordnungswidrigkeiten geahndet und daher nicht zentral erfasst. Die Lage in der Nacht auf den Karfreitag, insbesondere auf dem Kiez, sei nicht zuletzt wegen des Tanzverbotes ruhig gewesen.

Brosda: „Tanzverbot wirkt aus der Zeit gefallen”

Unterstützung für die Forderung nach einem Ende des Tanzverbots in Hamburg erhält die Clubszene von Kultursenator Carsten Brosda (SPD). „Das Tanzverbot wirkt in der Tat aus der Zeit gefallen. Wir werden uns politisch darüber verständigen müssen, ob es wirklich noch zu einer offenen und diversen Gesellschaft passt.“ Der Karfreitag sei für Christen natürlich ein hoher Feiertag, so der SPD-Politiker. „Aber man kann die Würde dieses Tages auch wahren und es trotzdem jedem überlassen, zu entscheiden ob er feiern oder Kultur erleben will oder auch nicht.“

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Auch die FDP schaltete sich am Freitagabend in die Debatte ein, stellte sich ebenfalls auf die Seite der Clubbbetreiber und attackierte das Vorgehen der Polizei. „Ich kritisiere die Aktion aufs Schärfste! Die Durchführung war nach allem, was ich erfahren habe, vollkommen unverhältnismäßig”, so FDP-Politikerin Katarina Blume.

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