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Das „ZDF Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann entfällt.
  • Die Satiresendung „ZDF Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann.
  • Foto: dpa

Böhmermann veräppelt Hamburgs Zahnärzte – mit peinlichem Ergebnis

Zahnärzte müssen sich regelmäßig fortbilden, andernfalls riskieren sie ihre Kassenzulassung. Das Angebot an Kursen zur Weiterbildung ist groß und inhaltlich bisweilen fragwürdig. In der vergangenen Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ nahm Satiriker Jan Böhmermann (43) genau das aufs Korn. Mehr noch: Seine Redaktion meldete eigene Quatsch-Fortbildungen bei den Zahnärztekammern an. So auch in Hamburg – offenbar mit Erfolg.

Die Sendung vom vergangenen Freitag widmete sich dem Thema Zahnmedizin. Mundspülung gurgelnd und mit blutendem Zahnfleisch stellte Jan Böhmermann eingangs die medizinische Notwendigkeit der professionellen Zahnreinigung infrage. Nach einem Exkurs über die Sinnhaftigkeit von Zahnspangen kam der Satiriker schließlich auf den Kern der Sendung zu sprechen: das Fortbildungswesen der deutschen Zahnärzte.

Zahnärzte sind zur Fortbildung verpflichtet

Diese sind nämlich verpflichtet, sich laufend weiterzubilden. Der Nachweis erfolgt über ein Punktesystem: Für einen absolvierten Kurs gibt es Punkte, innerhalb von fünf Jahren müssen so bei Veranstaltungen 125 Punkte gesammelt werden. Ansonsten droht der Verlust der Kassenzulassung. Angeboten werden Fortbildungen unter anderem über die Landeszahnärztekammern.

Böhmermann stellte einige dieser kassenkonformen Kurse vor. Manch ein Titel klingt absurd: „Face-Mapping. Schärfer beobachten – weiter Denken, erfolgreicher Handeln. Charakter- und Persönlichkeitseigenschaften im Gesicht erkennen“. Diese Lehrveranstaltung habe die Redaktion im Angebot der Zahnärztekammer Baden-Württemberg entdeckt. Er bringe sieben Fortbildungspunkte.

Das Team der Sendung dachte sich eigene Fortbildungen aus

Auch ein Angebot der Hamburger Kammer nimmt Böhmermann aufs Korn: „Preiserhöhungen umsetzen ohne Patienten zu verlieren –Verkaufen ohne schlechtes Gewissen“, lautet der Name einer betriebswirtschaftlich orientierten Fortbildung.

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Das Team rund um den Moderator ging jedoch noch einen Schritt weiter. Es meldete schlicht eigene Fortbildungen bei den Zahnärztekammern an. Die Fake-Veranstaltung „Interaktive und kreative Praxis – gemeinsames Brainstorming mit Patient*innen zu möglichen Behandlungen“ mit vier Fortbildungspunkten soll von der Hamburger Zahnärztekammer bewilligt worden sein. Stimmt das wirklich?

Hamburger Kammer vergab Fortbildungspunkte an Fake-Veranstaltung

„Der Zahnärztekammer Hamburg lag ein Antrag zur Vergabe von Fortbildungspunkten eines externen Anbieters für die genannte Veranstaltung vor“, sagt Sprecher Arne Schlichting der MOPO. Nach Vorlage der eingereichten Unterlagen prüfe man diese entsprechend der Leitsätze zur zahnärztlichen Fortbildung. „Diese Prozesse haben wir eingehalten und Fortbildungspunkte vergeben.“ Schlichting betont, dass die Fake-Fortbildung aber nie Teil des offiziellen Programms gewesen seien, dass die Hamburger Kammer angeboten habe. Fortbildungen ließen sich nämlich auch bei externen Anbietern belegen, nachdem die Kammer sie geprüft habe.

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„Wir nehmen den Vorfall zum Anlass, noch genauer auf die eingereichten Erklärungen zu Fortbildungsveranstaltungen externer Anbieter zu blicken“, so der Sprecher. Ein geschärfter Blick könnte sich durchaus lohnen, schließlich war schon der Name der Antragsstellerin verräterisch – sie nannte sich Daniela Dentke.

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