Long Covid statt Karriere: Corona hat Pascals Leben zerstört
Weihnachten 2022: Pascal Deinert aus Eimsbüttel freut sich, die Corona-Pandemie scheint vorbei zu sein. Er hat große Pläne. Mit seiner Freundin gründet er ein Start-up für nachhaltige Mode und will noch einmal studieren. Er ahnt nicht, was auf ihn zukommt. Ein Jahr später wird er kaum noch aus dem Bett aufstehen können.
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Weihnachten 2022: Pascal Deinert aus Eimsbüttel freut sich, die Corona-Pandemie scheint vorbei zu sein. Er hat große Pläne. Mit seiner Freundin gründet er ein Start-up für nachhaltige Mode und will noch einmal studieren. Er ahnt nicht, was auf ihn zukommt. Ein Jahr später wird er kaum noch aus dem Bett aufstehen können. Diagnose: Long Covid. Länger als fünf Minuten kann er sich nicht bewegen.
Letzte Woche waren sie einmal eine Currywurst essen. „Das war das Highlight der Woche, des Monats“, sagt Felicitas Bohm, Pascals Freundin. Er ist 27, sie 26 Jahre alt. Felicitas schob ihn im Rollstuhl zum Currywurststand.
Long Covid: An schlechten Tagen kommt er kaum aus dem Bett
Bevor im März 2023 die ersten Symptome von Long Covid auftauchten, war das noch anders, sagt sie: „Er wäre verrückt geworden, hätte er nur einen Tag komplett in der Wohnung verbracht.“ Pascal Deinert erzählt von seinen Reisen nach Südamerika, von seiner Liebe zum Sport, vom Start-up, das er mit Felicitas zusammen gegründet hat. Er wollte noch einmal studieren, Produktdesign lernen. Das alles ist vorbei: Er hat Long Covid. An schlechten Tagen kommt er nicht einmal aus dem Bett. Es gibt so einige schlechte Tage. Zu Fuß schafft er höchstens 200 Meter. Wenn überhaupt. Arbeiten kann er schon seit Juni 2023 nicht mehr.
Long Covid ist für Forscher immer noch ein Rätsel. Betroffene leiden an anhaltenden Symptomen wie Ermüdung, Atemproblemen und Konzentrationsstörungen. Die Wissenschaft sucht noch nach genauen Ursachen und effektiven Behandlungsmethoden. Wie viele Menschen an Long Covid erkrankt sind, darüber sind sich die Studien uneinig. Fünf bis zehn Prozent der Corona-Erkrankten sollen es sein, weltweit etwa 65 Millionen Menschen. Allein in Deutschland geht man von etwa einer Million Betroffenen aus.
Ein Symptom von Long Covid ist ME/CFS, ein chronisches Erschöpfungssyndrom. Die Krankheit macht den Alltag zum täglichen Kampf. Zähneputzen, Duschen, Spazieren ist plötzlich keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern eine große Anstrengung. Rund 250.000 Menschen leiden in Deutschland an ME/CFS.
Corona an Weihnachten – danach Schmerzen in der Brust
Pascal Deinert ist einer von ihnen. Er dachte im Dezember 2022, dass die Pandemie vorbei sei. An Weihnachten infizierte er sich mit dem Coronavirus. Pascal war da schon geimpft, hatte nur leichte Symptome. Er dachte sich nichts dabei. Monate danach plagt ihn wiederholt ein stechender Brustschmerz. Die Notaufnahme findet keine Ursache.
Er geht zu Kardiologen, Neurologen, wird immer schwächer. Als er im Regen spazieren geht, kann er plötzlich seinen Schirm nicht mehr halten. Die Symptome machen Pascal Angst und die Ärzte ratlos. Sie können ihm nicht helfen. Erst im Februar bekommt er seine Diagnose.
Neue Behandlungsmethoden werden von der Krankenkasse nicht bezahlt
Damit sie ihn pflegen kann, ist Pascal bei seiner Freundin Felicitas eingezogen. „Das hatten wir uns anders vorgestellt“, scherzen sie über das Zusammenziehen. Sie pflegt ihn, macht den Haushalt, behält die Termine für beide im Kopf.
Am Anfang seiner Erkrankung versuchte Pascal dabei noch zu helfen. Eines der Symptome von ME/CFS ist die Post-Exertionelle Malaise. Das bedeutet, nach geringer Anstrengung verstärken sich seine Symptome. Er hat das Geschirr abgewaschen und musste danach den ganzen Tag im Bett liegen.
Die beiden geben dennoch nicht auf. Einige vielversprechende, aber noch nicht zugelassene Behandlungsmethoden könnten Hoffnung bieten. Zum Beispiel neue Medikamente. Die werden aber von den Krankenkassen nicht übernommen.
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Deshalb haben Pascal und seine Freundin eine Spendenkampagne erstellt. Damit er – vielleicht – wieder zum Sport, wieder Reisen, wieder am Leben teilnehmen kann. Bislang sind etwas mehr als 8000 Euro zusammengekommen.