Blohm+Voss: Die große Wut der Arbeiter
Pfiffe, Buh-Rufe, wütende Worte: Die Empörung war groß vor dem Werkstor von Blohm+Voss. Rund 50 Arbeiter waren am Mittwoch Mittag gekommen, um gegen die geplante Entlassung von 133 Beschäftigten durch den Mutterkonzern Lürssen aus Bremen zu protestieren. „Dieser Standort wird kaputt gemacht!“, rief Emanuel Glass von der IG Metall laut ins Mikrofon.
Schon vor Wochen hatte Lürssen eine tiefgreifende Umstrukturierung angekündigt. Seit Montag ist klar, was das für Hamburg bedeutet: Im Bereich Schiffbau und Schweißerei müssen 48 Leute gehen, bei den Dock- und Kaibetrieben 20, die restlichen 65 verteilen sich auf viele kleinere Abteilungen wie Industrieservice, Motorservice, etc., die ursprünglich zum Bereich Tankbau gehört haben.
Hamburg: Blohm+Voss-Arbeiter bekommen ihre Kündigung zu Weihnachten
- Deutsch (Deutschland)
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Pfiffe, Buh-Rufe, wütende Worte: Die Empörung war groß vor dem Werkstor von Blohm+Voss. Rund 50 Arbeiter waren am Mittwoch Mittag gekommen, um gegen die geplante Entlassung von 133 Beschäftigten durch den Mutterkonzern Lürssen aus Bremen zu protestieren. „Dieser Standort wird kaputt gemacht!“, rief Emanuel Glass von der IG Metall laut ins Mikrofon.
Schon vor Wochen hatte Lürssen eine tiefgreifende Umstrukturierung angekündigt. Seit Montag ist klar, was das für Hamburg bedeutet: Im Bereich Schiffbau und Schweißerei müssen 48 Leute gehen, bei den Dock- und Kaibetrieben 20, die restlichen 65 verteilen sich auf viele kleinere Abteilungen wie Industrieservice, Motorservice, etc., die ursprünglich zum Bereich Tankbau gehört haben.
Hamburg: Blohm+Voss-Arbeiter bekommen ihre Kündigung zu Weihnachten
Bis Ende des Jahres will Lürssen die Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung abschließen. Heißt: Die Blohm+Voss-Arbeiter – viele arbeiten schon ihr ganzes Leben auf der Werft – bekommen ihre Kündigung pünktlich zum Weihnachtsfest. Ein Fünftel der Belegschaft wird abgebaut.
Besonders wütend sind die Beschäftigten darüber, dass sich die Bremer Lürssen-Gruppe durch die Übernahme von Blohm+Voss 2017 den Milliardenauftrag zum Bau von vier Fregatten gesichert hat und nun keine Verantwortung gegenüber den Beschäftigten zeigt. „Wir waren es, die den Auftrag hier reingeholt haben!“, schimpft der Betriebsratsvorsitzende Murat Acerüzümoglu. „Und jetzt werden wir rausgeworfen!“
Scharfe Kritik an Geschäftsführung der Bremer Lürssen-Gruppe
Die Beschäftigten hätten in den vergangenen Jahren viel dazu beigetragen, das Überleben der Werft zu sichern, betonte der Betriebsratsvorsitzende. Sie hätten einen Tarifvertrag akzeptiert, mit dem sie pro Monat zehn Stunden mehr arbeiten, auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld ebenso wie auf eine Tariferhöhung verzichten. Die aktuelle Unterauslastung rechtfertige den Stellenabbau in keiner Weise. „Warum wurde mit uns nicht über eine Vier-Tage-Woche gesprochen? Warum nicht über Fortbildungen? Wir haben kein Vertrauen mehr in die Geschäftsführung!“, so Acerüzümoglu.
Mario Breuer ist Schiffbauer. Der 52-Jährige arbeitet seit 22 Jahren bei Blohm+Voss. „In ganz Deutschland wird der Fachkräftemangel beklagt. Hier schmeißt man die Fachkräfte raus!“, so Breuer. Wie es für ihn persönlich weitergehen soll, weiß Breuer nicht. Der Arbeitsmarkt für Schiffbauer ist schwierig. Breuer ist über 50. Er hat eine Familie zu ernähren. Auf seinem Stundenkonto hat er wie alle seine Kollegen gut 200 Stunden angesammelt. „Warum bauen wir die nicht erstmal ab?“, fragt er sich. Wenn der Bau der Fregatten 2025 beginne, bräuchte Lürssen doch ohnehin wieder Leute.
- Nina Gessner Schiffbauer Mario Breuer (52) hat Angst um seinen Job.
Blohm+Voss-Betriebsrat fordert das Einschalten der Politik
Auch Oliver Köhler, Schiffbauer wie Breuer, ist sauer: „Es ist ein Trauerspiel, wie Blohm+Voss so vor die Hunde geht. Wir sind doch ein Wahrzeichen für Hamburg wie der Michel! Ich hab wie jeder kleine Junge immer davon geträumt, mal im Hamburger Hafen zu arbeiten. Dass ich hier in Rente gehe, kann ich mir abschminken“, so der 53-Jährige.
- Nina Gessner Ihm droht die Entlassung: Schiffbauer Oliver Köhler (53) arbeitet seit 20 Jahren bei Blohm+Voss.
Für den Betriebsratsvorsitzenden Murat Acerüzümoglu ist es Zeit, dass sich die Politik einschaltet. „Es kann doch nicht sein, dass die Politik Milliarden-Aufträge vergibt und gleichzeitig Leute in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Wir brauchen Hilfe!“
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Zumindest aus der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft gab es erste Signale. Jan Koltze, Sprecher für Arbeit, hatte einen Brief geschickt, der auf der Kundgebung verlesen wurde: „Wenn langfristig genug Aufträge da sind, dann kann eine kurzfristige Unterauslastung kein Grund für einen Stellenabbau sein, schon gar nicht in diesen Ausmaßen! Das ist nicht nur Euch gegenüber hochgradig unfair, das ist auch kurzfristiges, schlechtes Management!“ Koltze versprach die Unterstützung seitens der SPD. „Wir stehen in diesem Kampf an Eurer Seite!“