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Katrin Pinnau, Leiterin der Gorch-Fock-Schule
  • Katrin Pinnau, Leiterin der Gorch-Fock-Schule in Blankenese
  • Foto: Bettina Blumenthal

Hamburger Schulleiterin kämpft für die Flüchtlingskinder vom Björnsonweg

Einst sorgte sie bundesweit für Schlagzeilen, jetzt wird sie abgerissen: die Flüchtlingsunterkunft im Blankeneser Björnsonweg. Alle Familien müssen umziehen – was für viele Kinder einen Schulwechsel bedeuten würde. Katrin Pinnau, Leiterin der örtlichen Grundschule, versucht nun, möglichst viele „ihrer“ Schüler an der Schule zu halten – aber dafür müssen Wohnungen her.

In der ZDF-Serie „Neuland“(bisher nur in der Mediathek zu sehen) spielt eine Grundschule in einem gutsituierten, fiktiven Wohnviertel eine zentrale Rolle. Gedreht wurde das böse Drama auch in der (für den Film umbenannten) Gorch-Fock-Schule in Blankenese, wobei die Drehbuch-Direktorin alles versucht, ein Kind aus der nahen Asylunterkunft loszuwerden. Katrin Pinnau, die echte Schulleiterin der Gorch-Fock-Schule, ist das genaue Gegenteil: „Wir möchten die Kinder vom Björnsonweg hier behalten. Das sind tolle Kinder, die haben sich super integriert.“

Asylunterkunft in Blankenese wird abgerissen

Ab April 2023 müssen die Leichtbauhäuser der Unterkunft abgerissen werden, so sieht es der Kompromiss vor, den der Bezirk vor sieben Jahren mit den Anwohnern des Björnsonweges geschlossen hat. Einige von ihnen hatten ganz Blankenese 2016 bundesweit in Verruf gebracht, als sie mit allen Mitteln versuchten, den Bau einer Flüchtlingsunterkunft in ihrer Nachbarschaft zu verhindern. Nach dem Abriss am Björnsonweg sollen auf der Fläche 38 Wohnungen entstehen, die ausschließlich an Geflüchtete und Wohnungslose vermietet werden sollen – aber bis es so weit ist, müssen die jetzigen Bewohner anderweitig untergebracht werden.

Die Eltern aus der Asylunterkunft Björnsonweg hoffen, dass ihre Kinder an der Gorch-Fock-Schule bleiben können Bettina Blumenthal
Eltern Gorch-Fock-Schule
Die Eltern aus der Asylunterkunft Björnsonweg hoffen, dass ihre Kinder an der Gorch-Fock-Schule bleiben können

Unter den Bewohnern sorgt das bevorstehende Ende der Unterkunft für Angst, auch bei den Jüngsten: „Wir haben durch die Kinder davon erfahren, dass sie alle rausmüssen“, sagt Katrin Pinnau. Bei einem Anruf in der Unterkunft sei ihr bestätigt worden, dass am 31. Dezember definitiv alle Familien neue Wohnungen gefunden haben müssen oder auf andere Unterkünfte verteilt werden.

Kindern steht Schulwechsel bevor

Hier rudert der Betreiber Fördern&Wohnen inzwischen zurück: „ Die Unterkunft schließt nicht zum 31. Dezember. Es ist schlicht eine falsche Aussage, dass zu diesem Datum alle Bewohner und Bewohnerinnen ausgezogen sein müssen“, so Sprecherin Susanne Schwendtke zur MOPO. Wann genau der letzte Tag ist, darüber sollen die Bewohner demnächst schriftlich informiert werden. Fest steht: Wenn die Familien auf andere Unterkünfte verteilt werden, müssen die Kinder vermutlich die Schulen wechseln.

Spätestens im April müssen die Leichtbauhäuser am Björnsonweg abgerissen werden. Hier sollen 38 Wohnungen für Geflüchtete und Wohnungslose gebaut werden. Bettina Blumenthal
Unterkunft Björnsonweg
Spätestens im April werden die Leichtbauhäuser am Björnsonweg abgerissen. Hier sollen 38 Wohnungen für Geflüchtete und Wohnungslose gebaut werden.

Das will Schulleiterin Pinnau nicht kampflos hinnehmen, hat sich mit einer Mail an alle Eltern gewandt: Kann jemand helfen? Gibt es irgendwo freien Wohnraum? 18 Kinder aus elf geflüchteten Familien gehen auf die Gorch-Fock-Schule, aus Afghanistan, Somalia, Tschetschenien und anderen Ländern. „Meine Tochter liebt diese Schule und sie liebt Blankenese“, sagt eine der Mütter zur MOPO: „Sie hat Angst, dass sie hier weg muss.“ Die Kinder, sagt auch Anna Hochhalter von der Nachmittagsbetreuung, seien inzwischen fest verankert in der Schulgemeinschaft: „Sie haben schnell Deutsch gelernt und Freunde gefunden.“

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Katrin Pinnau hofft nun auf die Hilfe der Blankeneser, die sich schon 2016 mit großer Mehrheit gegen die Asylheim-Gegner vom Björnsonweg gestellt haben: „Elf Familien, das ist doch eine überschaubare Zahl, das muss doch zu schaffen sein.“ Wer helfen kann, melde sich bitte bei der Schulleiterin unter katrin.pinnau@bsb.hamburg.de

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