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Die Idee interdisziplinärer Stadtteilgesundheitszentren (ISGZ) lehnt die Kassenärztliche Vereinigung Hamburgs ab. Stattdessen seien von niedergelassenen Ärzt:innen gemeinsam getragene Anlaufstellen wie der Gesundheitskiosk in Billstedt eine gute Option für sozial benachteiligte Stadtteile.
  • Von der Politik geförderte Stadtteilgesundheitszentren lehnt die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg ab, besteht auf eigene Einrichtungen wie den Gesundheitskiosk in Billstedt.
  • Foto: picture alliance/dpa

Hamburg: Zoff um medizinische Versorgung in Brennpunkten

SPD und Grüne wollen die medizinische Versorgung in Hamburgs sozial benachteiligten Stadtteilen verbessern und Gesundheitszentren errichten. Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) lehnt das Modell aber ab – und schlägt eine Alternative vor.

„Lokale und interdisziplinäre Stadtteilgesundheitszentren (ISGZ)“ sollen Bewohnern ärmerer Viertel den Zugang zu medizinischer Versorgung und Gesundheitsinformationen erleichtern, so der Plan von Rot-Grün. Mit 100.000 Euro jährlich will die Sozialbehörde die Gründung der Zentren fördern: Mindestens eine Haus- oder Kinderarztpraxis soll mit Pflegediensten sowie weiteren gesundheitlichen und sozialen Angeboten wie Suchtberatung oder Verbraucherschützern ein ISGZ bilden.

„Unser Ziel ist es, dass in jedem Hamburger Bezirk mindestens ein lokales Gesundheitszentrum entsteht – und zwar dort, wo es besonders gebraucht wird“, sagt Gudrun Schittek, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion.

Gesundheitszentren in Hamburg: Kritik der Kassenärzte

Das Problem: Bislang finden sich keine Haus- oder Kinderärzte, die ihre Praxis in einem ISGZ eröffnen wollen. Hintergrund ist, dass die bereits niedergelassenen Ärzte mit einem solchen Kollegen nicht zusammenarbeiten würden, da bei diesem die Praxiskosten subventioniert würden. Dies werde als Wettbewerbsverzerrung empfunden, heißt es von Seiten der KVH.

Walter Plassmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH). dpa | Christian Charisius
Walter Plassmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH).

Auch die Vorstellung der Politik, dass in den entsprechenden Stadtteilen freie Arztsitze „in Zusammenarbeit mit der KVH“ besetzt oder durch Sonderzulassungen zusätzliche geschaffen werden könnten, weist die Kassenärztliche Vereinigung brüsk zurück.

Bessere Gesundheit in Brennpunkt-Stadtteilen

KVH-Vorsitzender Walter Plassmann: „Wir haben die Stadt wiederholt darauf hingewiesen, dass der institutionalisierte Einbezug von Haus- oder Kinderärzten in diese Gesundheitszentren kontraproduktiv ist.“ Die KVH werde der Gesundheitsbehörde keinesfalls bei der Suche nach geeigneten Ärzten und Ärztinnen für die Zentren helfen, so die klare Botschaft.

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Selbstbewusst pocht die Ärztevertretung auf ihr eigenes Modell: Der Gesundheitskiosk in Billstedt werde von einem Netz niedergelassener Ärzte betrieben. Plassmann: „Wir haben der Stadt wiederholt gesagt, dass nur ein solches Modell Aussicht auf Erfolg hat.“ Derartig angepasste Konzepte könne der KVH durchaus unterstützen.

Die Bürgerschaft wird am 20. Oktober über den rot-grünen Antrag entscheiden.

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