Bauboom in Hamburg: Hört auf, diese Stadt an Spekulanten zu verscherbeln
Sie jonglieren mit Milliarden und interessieren sich keinen Deut für die verbrannte Erde, die sie hinterlassen: Spekulanten. In unserer schönen Stadt kaufen sie an jeder Ecke Immobilien, überbieten aggressiv die Mitbewerber. Ihr Geschäftsmodell basiert einzig und allein darauf, dass Immobilien jedes Jahr teurer werden. Tun sie das nicht oder sinken die Immobilienpreise gar, geraten ihre Firmen in gefährliche Schieflagen.
Bestes Beispiel für diese Spezies ist René Benko. Das Lebensziel des 43-Jährigen war es immer, reich zu werden. Um 2000 begann er nach eigener Angabe mit der Sanierung zweier Dachböden in Wien und legte so den Grundstein für ein Milliardenvermögen. In Hamburg haben seine Firmen in kurzer Zeit unter anderem die historischen Alsterarkaden, die Gänsemarkt-Passage, Karstadt-Mö und -Osterstraße und das Kaufmannshaus gekauft. Auf solche Deals hat die Stadt keinen Einfluss.
Hamburg: Wie Spekulanten verbrannte Erde hinterlassen
Sehr wohl aber auf den Bau von Hamburgs höchstem Haus, dem 245 Meter hohen Elbtower an den Elbbrücken. Der frühere Bürgermeister Olaf Scholz hatte kurz vor seinem Abgang nach Berlin das Projekt durchgedrückt. Die Bürgerschaft setzte immerhin durch, dass vor Baubeginn eine Vorvermietungsquote von 30 Prozent der Büroflächen vorliegen muss. Im Dezember 2020 meldete die Hamburg Commercial Bank (HCOB) plötzlich, dass sie 2025 mindestens 11.000 Quadratmeter im Tower mieten wird.
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Gleichzeitig kaufte Benko den Sitz der Bank (Ex-HSH-Nordbank) am Gerhart-Hauptmann Platz. Um die 240 Millionen soll er für die Immobilie gezahlt haben. Ziemlich viel. Experten schätzen den Wert der in die Jahre gekommenen Immobilie lediglich auf 180 bis 200 Millionen Euro. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt … Dazu kommt, dass der Bau über die „Hamburg Elbtower Beteiligung S.a.r.l.“ laufen soll – Firmensitz ist das Steuerparadies Luxemburg. Könnte es sich hier um eine Briefkastenfirma handeln?
Noch so ein feiner Spekulant ist Christoph Gröner. Der 52-Jährige ist oder war an mindestens fünf großen Bauprojekten in Hamburg beteiligt. Darunter das „Holsten-Quartier“, das Areal der ehemaligen Holsten-Brauerei in Altona. Dafür hatte die Stadt ein Vorkaufsrecht – das sie nicht wahrnahm. Zunächst für 150 Millionen Euro verkauft wurde es von Gröner und Konsorten mehrfach weitergereicht. 2020 zahlte der vorerst letzte Käufer mal eben 320 Millionen Euro. Gebaut wurde auf dem Areal, auf dem bis zu 1400 Wohnungen entstehen sollten, bisher nichts. Den Spekulanten sei Dank.
Auch beim von Gröner geplanten „Neuländer Quarree“ in Harburg geschah nichts. Die denkmalgeschützte „Gummi-Waaren-Fabrik“ dort verfällt. Und mit dem alten Überseezentrum auf dem Grasbrook wartet schon das nächste städtische Areal auf Käufer. Ab 2024 sollen hier 3000 Wohnungen entstehen. Die Spekulanten lauern schon.
Lieber Senat, wie wär’ es mal damit, Grundstücke nicht an auswärtige Spekulanten, sondern an biedere Hamburger Bau-Profis wie Aug. Prien, Otto Wulff oder die Becken-Holding zu vergeben? Die betreiben keine Briefkastenfirmen, haben hier einen Ruf zu verlieren und sind für preiswertes und solides Bauen bekannt.