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  • Außeinandersetzung zwischen Demonstranten und Polizei bei Black Lives Matter-Demonstrationen in Hamburg.
  • Foto: imago images / Jannis Große

Ausbilder aus Hamburg: Vertrauen in die Polizei ist in Gefahr!

Nach dem Tod von George Floyd ist die Debatte um Rassismus bei Polizisten auch in Deutschland angekommen. Der Hamburger Polizist und Polizeiausbilder Rafael Behr erklärt im Gespräch mit „t-online“, warum Rassismus auch bei der deutschen Polizei immer existieren wird – und warum das Vertrauen in die Polizei in Gefahr ist.

Laut Behr sei es tatsächlich so, dass manche deutsche Polizisten bestimmte Personen öfter als andere kontrollieren. Dann spreche man von „Racial Profiling“. Konkret heißt dass, das es Diskriminierung auch ohne rassistische Haltung gibt.

Polizeiausbilder aus Hamburg: Vertrauen ist in Gefahr

Es sei vielmehr eine sich selbst bestätigende Verdachtsfindung, die Opfer produziert. „Wenn jemand davon überzeugt ist, dass alle Dealer in seinem Gebiet Schwarze sind, wird er, wenn er Schwarze kontrolliert, oft Erfolg haben. Er sagt sich: Das sind die, die dealen“, so der Professor für Polizeiwissenschaften. Die Assoziation einer Hautfarbe mit einem bestimmten Verhalten sei aber unprofessionell und falsch.

Grund dafür könnte der Mangel an Reflexion während der Polizeiausbildung sein. Angehende Polizisten sollten nicht nur lernen, wie man etwas laut Gesetz tut, sondern auch warum und mit welchen Folgen.

Professor für Polizeiwissenschaften: Vorgehen bei G20 war zu heftig

Im Vergleich zur amerikanischen Polizei sei die Wertschätzung der Polizisten hierzulande allgemein höher, das Level an Aggression niedriger. Deutsche Polizisten hätten sich ein Vertrauen erarbeitet, seien wenig korrupt und agieren verhältnismäßig. Dieses Vertrauen sehe er aber momentan in Gefahr.

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Man müsse sich beispielsweise den G20-Gipfel 2017 anschauen, in dem tausende Polizisten „zu heftig gegen Demonstranten vorgegangen“, von der Staatsanwaltschaft aber nicht bestraft worden sind. Juristisch mag das richtig sein, aber dadurch werde ein fragwürdiges Signal gesendet. „In einem demokratischen Land muss jede Institution, die Macht ausübt, sich immer mit dem Verdacht befassen, dass diese Macht missbraucht werden könnte“, so Behr.

Rassismus bei Polizisten werde es immer geben

Der Professor erklärt zudem, dass es immer Rassisten und Menschen mit rechtsextremer Gesinnung in der Polizei geben werde. Durch das Berufsbeamtentum sei es aber nicht so leicht, einen Polizisten vom Dienst zu entfernen. Es reiche nicht, wenn er „ein Hakenkreuz am Gürtel trägt“ oder sich in Chatgruppen über rechtsextreme Gesinnung austauscht. Es müsse ein Straftatbestand mit einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr vorliegen. „Fehlverhalten bei Polizisten, auch Rassismus, wird derzeit rein danach bewertet, was juristisch möglich ist.“ 

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Umso wichtiger seien diejenigen Polizisten, die sich gegen Kollegen mit einer rassistischen Gesinnung stellen – denn sowas solle man nicht dulden. (lmr) 

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