Bezirk gibt 500.000 Euro für Krötentunnel aus – jetzt gibt’s Ärger
Damit Amphibien auf dem Weg zu den Laichplätzen nicht überfahren werden, hat der Bezirk Altona in Blankenese Krötentunnel bauen lassen. Das Problem: Sie kosteten fast eine halbe Million Euro. FDP und der Steuerzahlerbund toben, örtliche Naturschützer verweisen auf den dramatischen Schwund von Kröten in dem Bereich.
Vier Krötentunnel und Amphibienleitsysteme zum Preis von fast einer halben Million Euro im Nobelstadtteil Blankenese haben den Bund der Steuerzahler auf den Plan gerufen. „Grundsätzlich prüfen wir, ob diese Maßnahme ein Fall für das neue Schwarzbuch ist“, sagte die Landesvorsitzende des Steuerzahlerbundes, Petra Ackmann, am Mittwoch. Sie habe Zweifel, dass die Maßnahme am Falkensteiner Ufer und am Falkensteiner Weg notwendig sei. Es handele sich um Fahrradstraßen, die auch der motorisierte Anliegerverkehr nutzen darf, aktuelle Verkehrsbelastungszahlen gebe es nicht.
In einem Bericht vom März 2022 hatte der Bezirk Altona erklärt, dass bei einer Querschnittzählung im April 2013 rund 300 Fahrzeuge pro Tag ermittelt worden seien, der Schwerlastverkehrs habe dabei einen Anteil von zwei Prozent gehabt. Er wies zwar darauf hin, dass während der Wanderzeit der Amphibien eine Schranke geschlossen sei und der Verkehr dann noch geringer ausfalle, betonte aber zusammen mit der Umweltbehörde auch die Notwendigkeit der Tunnel.
Zahl der Kröten dramatisch eingebrochen
Bei Zählungen des Naturschutzbundes Nabu sei ein Rückgang der Erdkrötenzahl zwischen von 1002 auf 616 Tiere zwischen 2018 und 2021 festgestellt worden. Vor zehn Jahren noch gab es in dem Bereich rund 5000 Kröten. Der Bestand der Teichmolche sei von zehn auf ein Tier geschrumpft. Vereinzelt seien auch auf der Roten Liste stehende Bergmolche, Grasfrösche, Teichfrösche und kleine Wasserfrösche gesichtet worden. Die Dauer der Krötenwanderungen bezifferte das Bezirksamt auf mehrere Monate.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr deshalb vier Amphibientunnel sowie 410 Meter lange Amphibienleitwände aus Beton oder Stahl errichtet, um den Tieren einen sicheren Zugang zu ihren Laichgewässern zu ermöglichen. Die ursprünglich geplanten Kosten in Höhe von 420.000 Euro erhöhten sich unter anderem wegen teurerer Baumschutzmaßnahmen oder zusätzlichen Geländern als Absturzsicherung für Fußgänger und Radfahrerinnen auf zuletzt knapp 466.000 Euro. Vor den Umbauten hatten Freiwillige und Nabu-Mitglieder ehrenamtlich die Amphibien gesammelt und an ihre Laichgewässer gebracht.
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Neben dem Bund der Steuerzahler tobte auch die FDP. „Mit allem gebotenen Respekt für den Artenschutz – die Prioritätensetzung der beiden grün geführten Behörden auf Landes- und Bezirksebene ist schlichtweg skandalös“, sagte Hamburgs FDP-Vize Katarina Blume. Die Leichtfertigkeit, mit der die Verwaltung Steuereinnahmen der Hamburgerinnen und Hamburger für parteipolitische Schwerpunktsetzungen verwende, mache fassungslos. „Wie weit kann man eigentlich übers Ziel hinausschießen, wenn man nicht selber bezahlen muss?“ (dpa/ste)