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  • 80 Jahre nach dem Massaker von Józefów Innensenator Andy Grote (SPD) und Staatsrätin Almut Möller (SPD) gedenken der Opfer. Hamburger Polizisten waren für den Tod von 1500 jüdischen Bewohnern des Ortes verantwortlich
  • Foto: Behörde für Inneres und Sport

Am Schauplatz des Massakers von Józefów: Innensenator Andy Grote ist tief bewegt

Vor genau 80 Jahren haben Angehörige des Hamburger Reserve-Polizeibataillons 101 ein Massaker angerichtet: In einem Waldstück nahe der polnischen Stadt Józefów rund 300 Kilometer südöstlich von Warschau ermordeten sie innerhalb eines Tages mindestens 1500 jüdische Bewohner. Am Schauplatz des Massenmordes nahm Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) am Mittwoch an einer Gedenkfeier teil und zeigte sich tief bewegt.

„Diese Reise ist eine harte und schmerzhafte Konfrontation mit dem Ausmaß an Unmenschlichkeit, zu dem Menschen fähig sind“, so Grote in einer Ansprache. „Ich bin stolz auf das starke Engagement, das die Polizei Hamburg seit Jahrzehnten investiert, um an die unfassbaren Verbrechen insbesondere auch der Hamburger Polizeibataillone zu erinnern und junge Polizistinnen und Polizisten immun zu machen gegen jede Form von Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit. Das Wertvollste an der Vergangenheit ist der Weg, den sie uns in die Zukunft weist.“

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Mörderische Polizisten: Angehörige des Hamburger Reserve-Polizeibataillons 101 verübten in Polen abscheuliche Verbrechen. Tausende von Mordtaten gehen auf ihr Konto. Staatsarchiv HH
Mörderische Polizisten: Angehörige des Hamburger Reserve-Polizeibataillons 101 verübten in Polen abscheuliche Verbrechen. Tausende von Mordtaten gehen auf ihr Konto.

„Konfrontation mit dem Ausmaß an Unmenschlichkeit, zu dem Menschen fähig sind“

Andy Grote unternimmt die Polen-Reise gemeinsam mit Staatsrätin Almut Möller (SPD), der Bevollmächtigten Hamburgs beim Bund, der Europäischen Union und für auswärtige Angelegenheiten. Sie sagte in ihrer Rede: „Im Wissen um die Gräueltaten der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg und in der Verantwortung, die Erinnerung an diese Verbrechen wach zu halten, bin ich dankbar, dass wir heute gemeinsam an einem starken Europa arbeiten. Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist es umso wichtiger, dass wir auch auf der Ebene der Städte und Regionen unseren Zusammenhalt stärken.“

Am Tatort: Genau 80 Jahre nach dem Massaker von Józefów legt Innensenator Andy Grote (SPD) am Denkmal für die Opfer einen Kranz nieder. Behörde für Inneres und Sport
Józefów
Am Tatort: Genau 80 Jahre nach dem Massaker von Józefów legt Innensenator Andy Grote (SPD) am Denkmal für die Opfer einen Kranz nieder.

Das Massaker von Józefów und weitere Verbrechen, die das Reserve-Polizeibataillon 101 aus Hamburg verübte, waren Teil der sogenannten „Aktion Reinhardt“: Das ist der Nazi-Tarnname für die systematische Ermordung aller Juden und Roma im von Deutschland besetzten Polen. Im Rahmen dieser „Aktion Reinhardt“ wurden zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 rund 1,6 bis 1,8 Millionen Juden sowie rund 50.000 Roma ermordet. Dabei spielten neben der SS die Polizeibataillone eine zentrale Rolle.

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„Aktion Reinhardt“: Tarnname für den systematischen Mord an Juden

Nach einer Kranzniederlegung am Ort des Verbrechens wohnte die Hamburger Delegation am Mittwoch auch der offiziellen Gedenkveranstaltung vor der ehemaligen Synagoge von Józefów bei. Es gab Gedenkansprachen, eine neue Gedenktafel im Ortskern wurde enthüllt, schließlich wurden für die Opfer des Massakers Gebete gesprochen und Kerzen angezündet.

An der Gedenkveranstaltung nahmen der Bürgermeister der Stadt Józefów, Vertreter der jüdischen Gemeinde und der Kirchen und etliche Angehörige der Opfer teil – insgesamt rund 300 Menschen, darunter auch Personen, die extra aus Israel und den USA angereist waren.

Innensenator Andy Grote (SPD) und Staatsrätin Almut Möller (SPD) beim Besuch der KZ-Gedenkstätte Majdanek bei Lublin (Polen). Behörde für Inneres und Sport
Majdanek
Innensenator Andy Grote (SPD) und Staatsrätin Almut Möller (SPD) beim Besuch der KZ-Gedenkstätte Majdanek bei Lublin (Polen).

Auf der Polen-Reise wird Innensenator Andy Grote begleitet von einer zwölfköpfigen Delegation der Polizei Hamburg, darunter der Leiter des Leitungsstabes, Markus Fiebiger, sowie einige junge Nachwuchskräfte. Seit 2001 bietet die Polizei Hamburg jährlich eine mehrtätige Gedenkstättenfahrt nach Polen an, um junge Polizistinnen und Polizisten über die Verbrechen der Hamburger Polizeibataillone im Zweiten Weltkrieg aufzuklären.

Grote wird auf seiner Reise von Polizisten aus Hamburg begleitet

Bereits am Dienstag hatte die Hamburger Delegation das ehemalige deutsche Konzentrationslager Majdanek am Rande der polnischen Stadt Lublin besucht, das als erstes KZ im Jahr 1944 von der Roten Armee befreit wurde. Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten Schätzungen zufolge hier rund 80.000 Menschen. Die Delegation nahm ebenfalls an einer Stadtführung zum jüdischen Leben in Lublin teil. Die Stadt war einst ein bedeutendes Zentrum des jüdischen in Polen. Um 1930 befand sich dort die größte Talmudschule der Welt. Der Anteil der jüdischen Stadtbewohner war zu dieser Zeit überdurchschnittlich hoch. Bis 1942 wurden im Zuge der NS-Herrschaft fast alle jüdischen Einwohner Lublins getötet.

Am Donnerstag reisen Innensenator Andy Grote und Hamburgs Bevollmächtigte Almut Möller weiter zu Gesprächen nach Warschau. Neben einem Besuch im Krisenzentrum stehen Gespräche mit Vertretern der Stadt zur Situation von Schutzsuchenden aus der Ukraine auf dem Programm.

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