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  • Lange Schlangen bilden sich vor dem Hamburger Impfzentrum auf dem Messegelände. (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa

Alles Schummler?: Viele dreiste Impf-Vordrängler – doch es gibt ein weiteres Problem

Tausenden Hamburgern geht das Impfen offenbar nicht schnell genug. Sie drängeln sich in der Impf-Reihenfolge nach vorne – obwohl sie eigentlich noch nicht dran sind. Aber nicht immer stecken böse Absichten dahinter.

Das Hamburger Impfzentrum meldete zuletzt 2000 Impf-Vordrängler in einer Woche – bei ungefähr 40.000 Impfterminen immerhin fünf Prozent. Einige von ihnen würden dabei den sogenannten Enkeltrick” benutzen, wie ein Mitarbeiter des Impfzentrums gegenüber dem „Spiegel“ erklärt.  

Impfvordrängler geben sich als Kontaktpersonen aus

Pflegebedürftige Menschen und Schwangere dürften nämlich zwei enge Kontaktpersonen bestimmen, die geimpft werden können. Das Problem: Keiner könne vor Ort kontrollierenob diese bereits zwei oder mehr Personen benannt haben.

Die Impfvordrängler würde sich einfach als Kontaktperson ausgeben. Die werden aber nicht erwischt und tauchen daher in diesen 2000 Personen gar nicht auf, wird der Mitarbeiter in der Zeitung zitiert. Die Dunkelziffer könnte daher noch deutlich höher sein.

Impfvordrängler: Stimmung in Hamburg und im Norden wird aggressiver

Nach Recherchen von Report Mainz” würden viele Vordrängler falsche Alters- oder Berufsangaben machen. Andernorts wird der Ruf nach Strafen laut. Denn die Terminvereinbarung an sich steht nicht unter Strafe. Wer aber gefälschte Unterlagen vorlegt, macht sich unter Umständen der Urkundenfälschung schuldig. „Das steht unter Strafe“, so der Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, Martin Helfrich. Auch andere Fälschungen oder Falschangaben würden gegebenenfalls zur Anzeige gebracht, sofern sie offenkundig werden.

Hinzu kommt, dass die Stimmung aggressiver wird. „Den Menschen ist teilweise sehr klar, dass sie nicht berechtigt sind und trotzdem versuchen sie, sich impfen zu lassen“, so Helfrich.

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Auch im Norden kommen unterdessen immer wieder Menschen in die Impfzentren, obwohl sie noch gar nicht an der Reihe sind. Die Reaktionen der ertappten Impfdrängler sind dabei sehr unterschiedlich. In einigen Fällen mussten sogar Sicherheitskräfte und die Leitung des Impfzentrums hinzugezogen werden.

Hamburg: Komplizierte Impfregeln und Ungewissheit

Aber es gibt ein weiteres Problem: Nicht jeder Vordrängler hat böse Absichten, Unwissenheit spielt oft eine große Rolle. Schuld sind vor allem die komplexen Impfregeln aus der Hamburger Verordnung: Die dritte Priorisierungsgruppe wurde zwar zum Impfen aufgerufen, aber eben nur ein Teil davon.

Bei vielen Berufen, etwa aus der „kritischen Infrastruktur“, komme es immer wieder zu Missverständnissen, heiß es im „Spiegel“-Bericht. Als Beispiel nennt der Mitarbeiter eine Person, die Telefonanlagen wartet. „Die gehören zur kritischen Infrastruktur. Aber sie wird nur geimpft, wenn sie solche Anlagen in Krankenhäusern wartet, nicht in einer großen Firma.“

Vor allem die Hotline 116 117 würde oft noch nicht berechtigten Personen einen Impftermin geben. „Mit der Hotline ist es am schlimmsten“, sagt er. „Die sagen den Leuten einfach, sie seien berechtigt.“ Das sorge im Nachhinein bei den Abgewiesenen für große Enttäuschung. (lmr)

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